Aachener Bischof Mussinghoff verändert umstrittene Fusionspläne

"Gemeinsam in die Seelsorge der Zukunft"

Im Bistum Aachen soll die Zahl der Pfarreien bis 2010 von 160 auf 40 verringert werden. Diese Entscheidung gab Bischof Heinrich Mussinghoff am Samstag bekannt. Er begründete seinen Entschluss mit den "pastoralen Herausforderungen unserer Zeit" und appellierte an die Parteien, seine Entscheidung zu respektieren.

 (DR)

Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff hat seine umstrittenen Pläne zur Zusammenlegung von Pfarreien nach Kritik aus den Gemeinden verändert. Danach sollen 160 statt wie bisher geplant 125 Pfarreien zu 45 Großgemeinden fusionieren, wie Generalvikar Manfred von Holtum am Samstag vor Journalisten in Aachen erklärte.  In 17 der 45 Fusionsfälle würden auf Wunsch der Katholiken mehr Gemeinden einbezogen als geplant. 7 Fusionen würden aufgeschoben, 2 seien vom Tisch. In den übrigen 19 Fällen bleibt nach den Worten des Generalvikars alles wie vorgesehen.

Der Bischof informierte die betroffenen Gemeinden in einem Brief, der ihnen am Wochenende zuging. Die Fusionen sollen Ende 2009 abgeschlossen sein. Sie waren in einem mehrmonatigen Prozess beraten worden. Der Priesterrat und die Gemeinsame Konferenz stimmten ihnen vergangene Woche laut von Holtum einhellig zu. Hintergrund der Reformen sind sinkende Katholiken- und Priesterzahlen sowie abnehmende Kirchensteuereinnahmen. Der Diözesanrat der Katholiken hatte kritisiert, den Plänen fehle ein "präziser Blick auf die örtliche Situation".

Der Bischof betonte in seinem Brief, er habe zwischen den Argumenten der betroffenen Pfarreien und seiner Verantwortung für die Gesamtentwicklung des Bistums abwägen müssen. Er wisse, dass er auch Ablehnung hervorrufen werde. "Ich bitte Sie eindringlich, meine Entscheidungen zu respektieren, damit wir in unserem Bistum gemeinschaftlich den Weg in die Seelsorge der Zukunft gehen können." Das Bistum hat insgesamt 537 Gemeinden. Fusioniert werden aber nur solche in Stadtgebieten, weil die Grenzen zu den Nachbargemeinden dort laut Bischof fließend sind.

"Sorgfältig geprüft"
Hauptabteilungsleiter Rolf-Peter Cremer hob hervor, die Bistumsleitung habe die zahlreichen Stellungnahmen der Gemeinden "sorgfältig geprüft". Einige hätten Zustimmung geäußert, andere um Veränderungen in Größe, Zuschnitt und Zeitpunkt der Fusionen gebeten. Ein Drittel habe diese abgelehnt. Oft hätten aber innerhalb der zu fusionierenden Pfarreien unterschiedliche Ansichten bestanden. Schon deshalb habe der Bischof nicht alle Wünsche berücksichtigen können.

Nach Bekanntgabe der Entscheidung können die Gemeinden Vorschläge für den neuen Gemeindenamen und die Wahl der Pfarrkirche machen, wie der Generalvikar erläuterte. Jede Großgemeinde bekommt einen leitenden Pfarrer, der dem Kirchenvorstand angehört. Die übrigen Geistlichen erhalten den Status eines Vicarius mit dem Titel Pfarrer. Eine Reduzierung der Bistumszuschüsse ist nach den Fusionen nicht zu erwarten, wie von Holtum versicherte. Durch die Straffung der Strukturen seien aber auf Dauer Einsparungen durch gemeinsames Personal und gemeinsame Räume zu erwarten.