Aachen erwartet 100.000 Pilger zur Heiligtumsfahrt

"Glaube in Bewegung"

Im Mittelalter nannten Pilger Aachen in einem Atemzug mit Santiago de Compostela. Die vier Aachener Heiligtümer werden nur alle sieben Jahre gezeigt. Dazu erwartet Aachen im Juni 100.000 Pilger.

Kaiserdom in Aachen (dpa)
Kaiserdom in Aachen / ( dpa )

Zur großen Aachener Wallfahrt, der Heiligtumsfahrt (20.-29.6.), erwartet das Bistum Aachen im Karlsjahr 100.000 Pilger. Die Wallfahrt finde unter dem Motto "Glaube in Bewegung" statt. Bei der alle sieben Jahre stattfindenden Wallfahrt werden die ansonsten verschlossenen vier Aachener Heiligtümer gezeigt: das Kleid Marias, die Windeln und das Lendentuch Jesu, sowie das Enthauptungstuch Johannes des Täufers. Vieles weise auf die Echtheit der Stoffreliquien hin, sagte Bischof Heinrich Mussinghoff. Aber wissenschaftlich sei sie nicht mit letzter Sicherheit zu beweisen.

"Gott tritt in Tuchfühlung mit uns"

Entscheidend für die Wallfahrt sei aber nicht die Echtheit der Tücher. Die seit Jahrhunderten verehrten Stoffe stünden in einer Beziehung zur Bibel und schafften eine geistliche und emotionale Verbindung zu Jesus, Maria und Johannes dem Täufer. "Gott tritt in Tuchfühlung mit uns - und wir treten mit Gott in Berührung", so der Bischof.

Der Frankenherrscher Karl der Große, der vor 1200 Jahren in Aachen starb, gilt als Begründer der Heiligtumsfahrt. Der Frankenherrscher hatte die Tuchreliquien 799 vom Patriarchen von Jerusalem erhalten.

Im Zeichen der Ökumene

Die Ökumene werde bei der Heiligtumsfahrt eine Rolle spielen, stellte die Bistums- und Wallfahrtsleitung mit. Der Schweizer Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, werde an einer ökumenischen Taufgedächtnisfeier teilnehmen und auch der evangelische rheinische Präses Manfred Rekowski. Eine Gruppe koptischer Christen habe sich angesagt und eine große Zahl aus der russisch-orthodoxen Kirche. Der Apostolische Nuntius in Deutschland werde eine Messe feiern. Kommen will auch der Präsident des Päpstlichen Menschenrechtsrates, Kardinal Peter Turkson.

Abschlussgottesdienst mit Alterzbischof Kardinal Meisner

Auf dem Programm stehen auch Messen mit dem Papstbotschafter in Deutschland, Erzbischof Nicola Eterovic, und dem kolumbianischen Kardinal Ruben Salazar (Bogota). Von den deutschen Bischöfen beteiligen sich Karl-Heinz Wiesemann (Speyer), Felix Genn (Münster), Franz-Josef Overbeck (Essen), Robert Zollitsch (Freiburg) und Stephan Ackermann (Trier). Den Abschlussgottesdienst am Sonntag (29. Juni) feiert der Kölner Alterzbischof, Kardinal Joachim Meisner.

Das Bistum möchte Menschen auch außerhalb von Kirche ansprechen und bietet zum ersten Mal auch eine Biker- und eine Fahrradwallfahrt an. Zum ersten Mal gebe es auch "After-Work-Gottesdienste" um 18 Uhr. Eine große Resonanz gebe es auf Angebote für junge Leute wie die "Kindertage" oder "Die Nacht der Jugend". Zur Wallfahrt habe sich sogar eine Gruppe aus einer Pfarrgemeinde in Florida angemeldet, aber die meisten Pilger kämen spontan. Parallel läuft die dreiteilige Ausstellung "Karl der Große. Macht.Kunst.Schätze", die Bundespräsident Gauck am 19. Juni (Fronleichnam) eröffnet. Am 30. Juni werden die Tuchreliquien wieder in dem Marienschrein verschlossen.


Bischof em. Mussinghoff: Seit Dezember 2015 im Ruhestand (dpa)
Bischof em. Mussinghoff: Seit Dezember 2015 im Ruhestand / ( dpa )
Quelle:
dpa , KNA