60 Jahre "Wort zum Sonntag"

"Mehr als eine willkommene Pause"

Von den einen wird es als willkommene Pause zum Bierholen betrachtet, für die anderen gehört es zum Samstagabend einfach dazu: das "Wort zum Sonntag". Seit 60 Jahren strahlt die ARD den geistlichen Impuls aus.

Autor/in:
Angelika Prauß
Wort zum Sonntag anno dazumal (KNA)
Wort zum Sonntag anno dazumal / ( KNA )

Damit ist das "Wort zum Sonntag" ein Klassiker in der deutschen Fernsehlandschaft und die zweitälteste TV-Sendung nach der "Tagesschau" überhaupt. Über 3.100 Beiträge sind inzwischen über den Äther gegangen. Für die ARD ein guter Grund, das Format am 20. Januar im Rahmen einer Feierstunde zu würdigen.

Immerhin erreicht das von der katholischen und evangelischen Kirche gemeinsam verantwortete Format nach Senderangaben in jeder Woche knapp zwei Millionen Zuschauer. Das entspreche einer Quote von rund acht Prozent, sagt SWR-Fernsehdirektor Christoph Hauser. Die meisten Zuschauer - 4,38 Millionen - verfolgten im vergangenen Jahr den Impuls kurz vor Beginn des Eurovision Song Contest im Mai 2013.

Absolute Spitzenreiter aber waren die päpstlichen Beiträge von Johannes Paul II. im April 1987 und von Benedikt XVI. vor dessen Deutschlandreise 2011. Die Ordensfrau Isa Vermehren und der evangelische Theologe Jörg Zink waren weitere prominente Sprecher.

Dass eine Verkündigungssendung nach der "Tagesschau" die zweitälteste Sendung im deutschen Fernsehen sei, findet Ute Stenert, Leiterin des Referats Rundfunk- und Medienethik im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, "bemerkenswert". Damit habe das "Wort zum Sonntag" Fernsehgeschichte geschrieben.

Bewusst unaufgeregt

Dabei wirke es auf den ersten Blick "nicht zeitgemäß" und widerspreche "allen Kriterien moderner Programmgestaltung", so die katholische Medien-Expertin. Ein unaufgeregtes Szenario ohne eingeblendeten Bildteppich und schnelle Schnitte gehört zum Credo der Macher. Es werde bewusst auf jede optische Untermalung verzichtet, erläutert Hauser. Der "Bruch des Gewohnten" wirke als zusätzlicher Reiz, "der Aufmerksamkeit schafft".

Die große Akzeptanz führt der zuständige ARD-Koordinator Hauser auch darauf zurück, dass sich Inhalte und Sprache der Texte den veränderten Erwartungen des Publikums angepasst hätten. Zu Beginn waren die Impulse zehn Minuten lang, heute sind es aufgrund des "veränderten Mediennutzungsverhaltens" nur noch vier. Auch gebe es inzwischen "mehr Alltag" in den Beiträgen. Das Format sei "ein Gesprächsangebot auf Augenhöhe, kein Monolog von der Kanzel herab", erklärt Hauser. Und es sei weit "mehr als eine willkommene Pause zwischen Wetterkarte und Spielfilm, in der Wein, Bier und Chips nachgefüllt werden können". Rückmeldungen von Zuschauern zeigten, dass die Texte vielen Menschen als Denkanstöße "sehr willkommen" seien.

Das bestätigt auch Ute Stenert. Das "Wort zum Sonntag" habe eine "treue Fangemeinde". Es gebe viel positives Feedback und nur "vereinzelt" negative Rückmeldungen. Besonders ältere Zuschauer würden erreicht. Daher werde das beliebte Format nur "behutsam weiterentwickelt", so Stenert. Ein Wunsch der Medienexpertin: "mehr Außendrehs", um so die Sprecherinnen und Sprecher in ihrem Arbeitsumfeld zu Wort kommen zu lassen. "Das wäre noch authentischer."


Quelle:
KNA