50. Jahrestag der Neubestattung von Abbe Franz Stock

"Der Seelsorger der Hölle"

Paris im Zweiten Weltkrieg: Der deutsche Abbe Franz Stock betreut die Wehrmachtsgefängnisse in der Stadt. Hier ist er für die zum Tode Verurteilten zuständig - und oft die einzige Verbindung zu ihren Familien.

Abbe Franz Stock (1904-1948) / © Pressestelle (KNA)
Abbe Franz Stock (1904-1948) / © Pressestelle ( KNA )

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker nimmt am Wochenende im französischen Chartres an den Feiern zum 50. Jahrestag der Neubestattung von Abbe Franz Stock (1904-1948) teil. Das teilte das Erzbistum Paderborn mit. Der aus Neheim in der Erzdiözese stammende Stock ist Wegbereiter der deutsch-französischen Freundschaft. Er wurde im Juni 1963 von Paris überführt und in der neu erbauten Kirche Saint Jean Baptiste in Chartres-Rechevres beigesetzt.

Becker und der Paderborner Generalvikar feiern am Sonntag die Festmesse unter Leitung des deutschen Kurienkardinals Paul-Josef Cordes in der Kathedrale von Chartres mit, wie es hieß. Becker wird am Samstag auch an einem Festakt teilnehmen und abends einen geistlichen Impuls in einer von Jugendlichen vorbereiteten Gebetsvigil geben.

Fast 1.000 Geistliche durchliefen Stocks "Stacheldrahtseminar"

Der deutsche Priester Franz Stock war während der Besetzung von Paris (1940-1944) Seelsorger in den dortigen Wehrmachtsgefängnissen. Dort war er für die zum Tode Verurteilten zuständig. Oft wurden die Gefangenen im Unklaren darüber gelassen, wie es ihren Familien ging - Stock hielt Kontakt zu den Angehörigen und überbrachte unter Einsatz seines eigenen Lebens Informationen. Die Franzosen nannten ihn den "Seelsorger der Hölle".

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg leitete er in einem Lager für deutsche und österreichische Kriegsgefangene in der Nähe von Chartres das sogenannte Stacheldrahtseminar. Es hatte zum Ziel, mit gut ausgebildeten Priestern den moralischen Wiederaufbau Deutschlands voranzutreiben. Fast 1.000 angehende Geistliche durchliefen bis 1947 die Schule des Abbe Stock.

Papst Johannes XXIII./Angelo Giuseppe Roncalli (1958-1963) unterzeichnete noch auf dem Sterbebett ein Telegramm für die Gedenkfeier Franz Stocks. Roncalli war zur Zeit des Stacheldrahtseminars Nuntius in Frankreich und hatte Stocks Tätigkeit seinen Segen gegeben. Am Tag zwischen der Exhumierung und der Beisetzung in Chartres billigte am 14. Juni 1963 die Französische Nationalversammlung den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag zwischen Konrad Adenauer und Charles de Gaulle. Im November 2009 wurde im Erzbistum Paderborn das Seligsprechungsverfahren für Franz Stock eröffnet.
 


Quelle:
KNA , DR