40. Todestag des Limburger Bischofs Wilhelm Kempf

Konzilssekretär und Kämpfer für Laienrechte

Wilhelm Kempf amtierte zwar vor mehreren Jahrzehnten als Limburger Bischof. Doch schon damals setzte er sich für etwas Hochaktuelles ein: Die Erneuerung der Kirche durch eine Stärkung der Mitwirkungsrechte von katholischen Laien.

Autor/in:
Norbert Demuth
(V.l.n.r.:) Wilhelm Kempf, Bischof von Limburg; Michael Keller, Bischof von Münster; und Carl Joseph Leiprecht, Bischof von Rottenburg; während der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) im August 1951 in Fulda. / © KNA-Bild (KNA)
(V.l.n.r.:) Wilhelm Kempf, Bischof von Limburg; Michael Keller, Bischof von Münster; und Carl Joseph Leiprecht, Bischof von Rottenburg; während der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) im August 1951 in Fulda. / © KNA-Bild ( KNA )

Dass Wilhelm Kempf vier Jahre nach Kriegsende Bischof des Bistums Limburg wurde, resultierte aus einem tragischen Umstand: Sein Amtsvorgänger Ferdinand Dirichs war erst seit 1947 Bischof, als er im Dezember 1948 nach einem Autounfall starb. Dirichs galt laut Bistum als charismatische Gestalt und treibende Kraft des Klerus im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Kempf trat also in große Fußstapfen. Er wurde im Juli 1949 zum Bischof geweiht, amtierte 32 Jahre lang bis 1981 und prägte das Bistum Limburg.

Wilhelm Kempf, Bischof von Limburg. (Aufnahmeort und Aufnahmedatum unbekannt) (KNA)
Wilhelm Kempf, Bischof von Limburg. (Aufnahmeort und Aufnahmedatum unbekannt) / ( KNA )

Zunächst einmal ließ er durch den Krieg zerstörte Kirchen wieder aufbauen und Pfarreien neu errichten, etwa in Wiesbaden und Frankfurt. Dann begann mit den 1960er Jahren eine Periode stürmischen Wandels. Die aufregenden "Sixties" - John F. Kennedy, Robert Kennedy, Martin Luther King, die Beatles, die Mondlandung - veränderten die Welt. Und der später heiliggesprochene Papst Johannes XXIII. wirkte als Kirchenoberhaupt im Vatikan. Er berief Kempf für das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) zu einem der fünf Konzils-Untersekretäre.

Konsequenter Konzilsumsetzer

Kempf bekam die Aufbruchstimmung des historischen Kirchentreffens hautnah mit und setzte die Konzilsentscheidungen konsequent in seinem Bistum um. Dazu gehörte der Ausbau der synodalen Struktur, also einer stärkeren Beteiligung der Laien an der Gestaltung des kirchlichen Lebens. Etwas, das derzeit auch mit dem Reformprozess Synodaler Weg eine neue Aktualität erfährt.

1968 setzte Kempf die "Synodalordnung für das Bistum Limburg" in Kraft. Sie regelte, wie Pfarrer, Bezirksdekane und der Bischof mit gewählten katholischen Laien zusammenarbeiten sollten. Diese Ordnung gab den Delegierten in Pfarrei, Bezirk und Diözese Mitwirkungsrechte. Kempf war damit ein Vorreiter in Deutschland.

kommunikativ und fortschrittlich

Dies blieb nicht unbeobachtet. Kempfs Anregung, die Zulassung verheirateter Männer zum Priesteramt ernsthaft zu diskutieren, stieß in Rom auf Kritik. Der damalige päpstliche Nuntius in Deutschland, Corrado Bafile, machte sich im Vatikan dafür stark, Kempf zum Rücktritt zu bewegen, blieb aber erfolglos, weil sich katholische Verbände und Gremien geschlossen hinter Kempf stellten. Der setzte sich auch für die liturgische Erneuerung ein. Kempf förderte die Kirchenmusik und gründete 1967 die Limburger Domsingknaben.

Zudem ließ er neue Konzepte für die Erwachsenenbildung erstellen. "Bischof Wilhelm Kempf war ein kommunikativer, fortschrittlicher, dabei tieffrommer Bischof und galt vielen Christen als ein Zeichen der Hoffnung, das heißt als ein Mann, der zuhören konnte und Verständnis für Andersdenkende aufbrachte", resümiert das kirchliche Tagungszentrum "Wilhelm-Kempf-Haus" in Wiesbaden-Naurod.

Erste Flughafenseelsorge

Einweihung des neuen Terminals Mitte am Frankfurter Flughafens am 14. März 1972 in Frankfurt mit Gustav Heinemann (2.v.l.), Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland; Wilhelm Kempf (m.), Bischof von Limburg, und Helmut Hild (r.), Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. / © KNA-Bild (KNA)
Einweihung des neuen Terminals Mitte am Frankfurter Flughafens am 14. März 1972 in Frankfurt mit Gustav Heinemann (2.v.l.), Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland; Wilhelm Kempf (m.), Bischof von Limburg, und Helmut Hild (r.), Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. / © KNA-Bild ( KNA )

Kempf initiierte 1959 das Kreuzfest in Limburg, ein Diözesanfest. Und er richtete die bundesweit erste Seelsorgestelle an einem Flughafen ein. Der Pallottinerpater Walter Maader bekam 1972 von Kempf den Auftrag, die Stelle am Frankfurter Flughafen aufzubauen - und blieb dort bis 2003. "Auch wenn ich damals unsicher war, ob Bischof Kempf mit mir den Richtigen ausgewählt hatte: Rückblickend war es die Chance meines Lebens", sagte der heute 94-jährige Pater Maader der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Kempf, Sohn eines Lehrers, hatte in Fulda, Rom und an der Jesuitenhochschule Sankt Georgen in Frankfurt Philosophie und katholische Theologie studiert. 1928 promovierte er in Philosophie. 1932 empfing er die Priesterweihe. Danach arbeitete er zunächst als Kaplan im Westerwald und wurde 1936 Sekretär des damaligen Limburger Bischofs Antonius Hilfrich. Als im September 1939 der Zweite Weltkrieg begann, war Kempf wenige Monate zuvor als Seelsorger nach Frankfurt am Main versetzt worden.

1949 erfolgte dann der Sprung vom Pfarrer zum Bischof, mit 42 Jahren. Als er 75 Jahre alt wurde, bat Bischof Kempf den Papst um Entbindung von seinen Pflichten. Kempf ging zurück in seine Heimatstadt Wiesbaden, wo er am 9. Oktober 1982 an einem Herzinfarkt starb, mit 76 Jahren. Mit seinem bischöflichen Leitspruch "Testimonium veritati" hatte er sich zeitlebens ein hohes Ziel gesetzt: "Der Wahrheit Zeugnis geben."

Quelle:
KNA