Was passiert mit Menschen, die von einem Moment auf den anderen aus der Normalität herausgefallen sind? Alfred Thomas, 56, Arzt bei der Bundeswehr und Hochleistungssportler, schien fast unverwundbar zu sein. Doch eines Tages beim Kaffeetrinken bekam er plötzlich einen Krampfanfall und verlor das Bewusstsein. Auf der Intensivstation konfrontierten ihn Kollegen mit einer katastrophalen Diagnose. Sie hatten einen bösartigen Hirntumor entdeckt. Ihm war sofort klar, dass er nur noch eine statistische Lebenserwartung von wenigen Monaten hatte.
Die Schauspielerin Yasmin Kalouti, 41, war gerade beim Spielen mit ihrem zweijährigen Sohn, als sie einen stechenden Schmerz im Brustraum fühlte. Die Ärzte fanden einen Tumor in der Brust und Metastasen in Knochen und Leber. Sie sagten ihr deutlich, dass ihre Überlebenschancen mit dieser Diagnose sehr gering seien. Der Schock für die junge Mutter war unbeschreiblich. Doch dann nahm sie die Herausforderung an und stellte sich auf ein Leben mit Operationen und Chemotherapien ein.
Die Diagnose von Alfred Thomas liegt drei Jahre zurück. Das Schlimmste schien schon überwunden, doch dann kam der Rückschlag. Er habe nicht das Bedürfnis, viel über den Tod nachzudenken, sagt der Extrembergsteiger und Weltreisende. Er nehme die Dinge lieber positiv. Doch als ehemaliger Minensucher in Kambodscha habe er den Tod als Möglichkeit immer erlebt. Wie die Filmemacherin zeigt, hilft ihm sein Sportsgeist auch jetzt, gegen die Krankheit anzugehen, um noch so viel wie möglich in das Leben hineinzupacken.
Yasmin Kaloutis Gesundheitszustand schwankte zwischen Besserung und neuen Tiefschlägen. Aber niemand konnte sich vorstellen, am allerwenigsten sie selbst, dass die lebendige und aktive Frau bald sterben würde. Das Leben war ihr wichtig, vor allem der Alltag mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn. In der Hochphase vor ihrem Tod nahm sie sogar noch Tanzstunden. Dennoch sprach die Familie auch über die Zeit danach, über den Engel, den sie über das Kinderbettchen gehängt hatte, und die Hoffnung, dass doch noch ein Wunder passiert.
Die Autorin dokumentiert eindringlich den bewundernswerten Weg zweier Menschen. Sie zeigen, wie kostbar die Normalität wird, die Unbesorgtheit über die tägliche Gesundheit. Und beide stehen für den starken Wunsch, letztendlich die Krankheit zu besiegen. Doch die Hoffnung habe sich für beide nicht erfüllt, erzählt die Autorin zum Schluss ihres eindrucksvollen Beitrags.
Hinweis: «37 Grad: Bis zur letzten Sekunde. Zwei Menschen kämpfen um ihr Leben.» Reportage von Wibke Kämpfer. ZDF, Di 5.5., 22.15 - 22.45 Uhr.
"37 Grad"-Reportage über zwei sterbenskranke Menschen
Der starke Wille zum Überleben
Zweimal die Diagnose Krebs, Unglauben, Schock und die Hoffnung auf ein Wunder. Die Filmemacherin Wibke Kämpfer begleitete einen sportlichen Berliner Arzt und eine lebensfrohe Schauspielerin mit großem Freundeskreis über einen Zeitraum von zwei Jahren. In einer sensiblen Langzeitbeobachtung schildert sie, wie viel Überlebenswille in Menschen stecken kann, denen gesagt wird, dass sie nicht mehr lange zu leben hätten. Das ZDF zeigt den bemerkenswerten Film in der Reihe "37 Grad" am Dienstag um 22.15 Uhr.
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