Geschafft! Mit dem neuen Jahr beginnt für Leo XIV. eine neue Phase als Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken. Sein Terminkalender lässt Raum für ein eigenes Programm und überfällige Entscheidungen. Die Vorgaben seines Vorgängers Franziskus (2013-2025), die das Pensum anfangs noch prägten, sind weitestgehend abgearbeitet. Und mit etwas Glück kann sich der gebürtige US-Amerikaner auch endlich häuslich niederlassen.
Seine neue Papstwohnung im Apostolischen Palast sollte eigentlich schon längst bezugsfertig sein. Doch auch noch im Dezember werkelten Arbeiter auf dem Dach des Palazzos neben dem Petersdom. Der lange überfällige Austausch von Strom- und Wasserleitungen dauerte ebenfalls länger als veranschlagt. Und Leo pendelt zwischen seiner Kardinalswohnung auf italienischem Terrain und einer Zweitresidenz mit den riesigen Gärten in Castel Gandolfo.
Rückzugsort für wichtige Entscheidungen
Dorthin wird sich Leo XIV. nach der absehbaren Wohnungsübergabe weiterhin zurückziehen, um sich zu erholen und über wichtige Entscheidungen nachzudenken. Denn von diesen stehen einige im Raum. Seine Behördenleiter, die "Präfekten", sind weiterhin nur vorübergehend in ihren Ämtern bestätigt. Zudem hat etwa ein Drittel dieser Weltkirchen-Minister das vorgesehene Ruhestandsalter von 75 Jahren erreicht oder bereits überschritten. Die Wahl der Nachfolger wird Rückschlüsse auf den Weg seines Pontifikats zulassen.
In den Albaner Bergen soll Leo auch an seinem ersten programmatischen Lehrschreiben sitzen, das wohl 2026 veröffentlicht wird. Die Enzyklika widmet sich dem Vernehmen nach der Künstlichen Intelligenz. Neben einem Lob zu den sich bietenden Möglichkeiten durch KI, dürfte das Papstschreiben vor allem Mahnungen zum rechten Umgang mit der Technik enthalten. Mehrfach äußerte Leo XIV. bereits seine Sorge, Menschen könnten als der KI untergeordnet betrachtet werden.
Reisen auf andere Kontinente
Innerkirchlich wird Leo XIV. weiter einen Weg der Befriedung gehen. Ein großer Schritt in diese Richtung ist die Kardinalsversammlung Anfang Januar. Alle knapp 250 Kardinäle der katholischen Kirche hat der Papst zu gemeinsamen Beratungen nach Rom eingeladen. Solche außerordentlichen Konsistorien sind äußert selten und behandeln meist Themen von großer Relevanz. Mit diesem Treffen könnte Leo XIV. aber vor allem seine Fähigkeit zum Teamwork zeigen wollen, und darüber hinaus den weit auf der Welt verstreuten Kardinälen eine Möglichkeit zum Austausch bieten.
Einige dieser hochrangigen Kirchenmänner wird Leo XIV. 2026 in ihrer Heimat besuchen. Seine kommenden Auslandsreisen dürften deutlich umfangreicher werden als sein erster Trip in die Türkei und in den Libanon, in Bezug auf die Dauer und auf die zurückzulegenden Kilometer. Nahezu offiziell bestätigte Leo XIV. eine Reise auf den afrikanischen Kontinent.
Als Etappe gesetzt scheint Algerien, wo der langjährige Augustiner-Pater und aktuelle Papst auf den Spuren von Ordensgründer Augustinus wandeln will. Weitere Besuchsländer sind eingeplant, wenn auch nicht bekannt. In den ersten Monaten seiner Amtszeit empfing Leo einige Staatschefs aus Afrika, die vor einem Papstbesuch stets eine offizielle Einladung aussprechen müssen.
Vor Betreten des Kontinents legt er zuvor möglicherweise einen Zwischenstopp auf den Kanarischen Inseln ein, die Ziel der Fluchtroute Zehntausender Migranten sind. Über diese Reise munkelt man im Vatikan schon länger und die spanischen Bischöfe zeigten sich zuletzt zuversichtlich ob eines Besuchs des Papstes im nächsten Jahr.
Peru oder Argentinien?
Und da wäre noch Leos XIV. zweite Heimat Lateinamerika. Mit einer wenigstens zeitweisen Rückkehr in sein geliebtes Peru, wo er jahrzehntelang arbeitete, rechnen viele Vatikanbeobachter. Doch aktuell wiegelt Leo XIV. ab und bringt stattdessen Argentinien, Uruguay und Nachbarländer ins Spiel. Und so landet vielleicht doch noch ein wenig Erbe seines Vorgängers im Jahr 2026: Franziskus war gebürtiger Argentinier.