200 Jahre Deutsche Bibelgesellschaft

Die Bibel für Babys, Professoren und Taucher

Wasserfest, multimedial oder mit Goldrand: Seit 200 Jahren verbreitet die Deutsche Bibelgesellschaft das Buch der Bücher in allen Teilen der Welt - und geht mit ihren Angeboten auf die veränderten Gewohnheiten ihrer Leser ein.

Autor/in:
Judith Kubitscheck
 (DR)

Sie trotzt Wind und Wasser, die Lutherbibel, die auf synthetischen Seiten gedruckt ist. Sie liegt für Camper, Kanufahrer oder andere Abenteurer in Outdoorläden zum Verkauf bereit. Ähnlich strapazierfähig ist die "Bibel für die Kleinen Hände", ein Pappbilderbuch in Kofferform, in dem biblische Geschichten für Kleinkinder ab zwei Jahren erzählt werden.



Möglichst viele Menschen mit dem wichtigsten Buch der Christen zu erreichen - das ist erklärtes Ziel der Deutschen Bibelgesellschaft, die am Dienstag (11.09.2012) ihr 200-jähriges Bestehen feiert. Bis heute ist die traditionellste Bibelübersetzung nach Martin Luther mit 200.000 Exemplaren pro Jahr das meistverkaufte Buch der Bibelgesellschaft.



Doch seit 1968 gibt die Bibelgesellschaft mit Sitz in Stuttgart auch andere, modernere Bibelübersetzungen heraus. Pionierin auf diesem Gebiet war die Gute Nachricht Bibel, die leicht verständlich sein und ohne Kirchensprache auskommen sollte. "Die Bibel und ihr Inhalt soll Menschen ansprechen. Deshalb muss sich auch die Form, in der die Bibel angeboten wird, verändern", sagt Rolf Schäfer, Verlagslektor der Deutschen Bibelgesellschaft. "Heute hat jeder andere Bedürfnisse und Vorlieben, wie er Texte wahrnimmt und Inhalte aufnimmt."



Und deshalb erweiterte die Bibelgesellschaft in den letzten drei Jahrzehnten ihr Angebot ständig: Zu den klassischen Buchausgaben sind Bibeln für den PC, aber auch Apps für iPhone und iPad gekommen. Bibel-Apps für Android-Smartphone werden nächstes Jahr zu kaufen sein.



Mit Ledereinband und Goldschnitt für 534 Euro

Für einen Teil der Bibel, das Neue Testament und die Psalmen, gibt es eine crossmediale BasisBibel, die als "weltweit erste Bibelübersetzung speziell für neue Medien" propagiert wird. Der Bibeltext ist in klaren, kurzen Sätzen gehalten und in Sinnzeilen gedruckt. Damit möchte die BasisBibel auf die Lesegewohnheiten von Menschen eingehen, die am Bildschirm Texte lesen.



Auf der Homepage der BasisBibel im Internet finden sich im Bibeltext mehrere Hyperlinks mit weiteren Informationen. Auch in der gedruckten Version der BasisBibel gibt es Internetlinks für weitere Erklärungen. Im Jahr 2019 soll die Vollversion der crossmedialen Bibel erscheinen.



Die teuerste Bibel im Sortiment ist eine Altarbibel mit Ledereinband und Goldschnitt für 534 Euro. Die älteste Bibel ist ein Nachdruck der Biblia Germanica von 1545 - die letzte Bibelausgabe, die von Martin Luther persönlich zum Druck freigegeben wurde.



Für die Senioren gibt es die Bibel in Großdruck, oder wenn das Lesen schwerer fällt auch als Hörbibel. Die Auswahlbibel "Getröstet und Geborgen" ist für demente Menschen konzipiert: In ihr sind in großen Lettern wesentliche Bibeltexte wie das Vaterunser oder der Psalm 23 zu finden.



Die Bibel in Brailleschrift

Ob im Comic-Stil, in zarten Zeichnungen, oder den etwas groberen Bildern des niederländischen Künstlers Kees de Kort: Unterschiedlich illustrierte Kinderbibeln sollen den kleinen Lesern die biblischen Geschichten nahe bringen.



Aus 40 bis 50 Bänden besteht eine Bibel in Brailleschrift für Blinde. Ihre Produktion kostet um die 1.000 Euro. Von Stuttgart aus werden die Bibeln für Blinde in den unterschiedlichsten Sprachen vertrieben und in alle Teile der Welt versandt. Was die Deutsche Bibelgesellschaft ebenfalls von Bibelgesellschaften anderer Länder abhebt, sind die wissenschaftlichen Ausgaben der biblischen Urtexte, des griechischen Neuen Testaments, und des hebräischen Alten Testaments, die Theologen und Wissenschaftler auf der ganzen Welt für Studium und Forschung verwenden.



Die billigsten Bibeln der Bibelgesellschaft kosten etwas weniger als zehn Euro. Manchen Christen ist das zu teuer, das Wort Gottes soll so billig wie möglich zu haben sein, kritisieren sie. Doch laut Wolfgang Schweigert, Leiter der Abteilung Vertrieb und Werbung, soll die Bibel zwar erschwinglich sein, "aber wir wollen diese wertvolle Ware nicht verschleudern". Außerdem sollte das Buch der Bücher zudem eine gewisse Qualität und Haltbarkeit haben. "Für viele Menschen ist die Bibel eine lebenslange Begleiterin".