20 Jahre Koptisches Kloster Höxter

Solidarität mit verfolgten Christen

Mit dem Besuch des koptischen Papst Tawadros II. in Höxter rückt die koptische Kirche in Deutschland in den Blickpunkt. Die Aufmerksamkeit versucht sie zu nutzen, um auf die Verfolgung und Bedrohung von Christen in Ägypten aufmerksam zu machen.

Der koptische Bischof Anba Damian (epd)
Der koptische Bischof Anba Damian / ( epd )

Für jede andere Kirche wäre ein solcher Mitgliederaufschwung Anlass zur Freude: Um gut ein Drittel hat sich die Zahl der koptisch-orthodoxen Christen in Deutschland in den vergangenen Jahren erhöht. Inzwischen wird die Mitgliederzahl auf rund 10.000 geschätzt. Der Grund ist für den koptischen Bischof Anba Damian in Höxter jedoch eher Anlass zur Sorge: Wegen der anhaltenden Bedrohung verlassen immer mehr koptische Christen ihr Heimatland Ägypten. "Wir haben allein hier im Kloster mehrere junge Leute, die geflohen sind."

Am Sonntag hat der neue Papst Tawadros II. aus Ägypten das Kloster besucht und damit das Engagement der koptischen Christen in Deutschland gewürdigt. Oberste Vertreter sind die beiden Bischöfe Damian im Kloster Höxter-Brenkhausen und der in diesem Jahr zum Bischof geweihte Michael El Baramousy, der seinen Sitz im Kloster St. Antonius im hessischen Kröffelbach hat. Anlass des Besuches des koptischen Papstes ist die Klostergründung in Höxter vor 20 Jahren.

Koptisches Kloster als Begegnungsstätte

Das Gebäude in Höxter, das die koptische Kirche 1993 zum symbolischen Preis für eine D-Mark vom Land Nordhrein-Westfalen bekam, war nach dem Erwerb in Hessen das zweite Kloster der Kirche in Deutschland. "Das war hier eine verfallene Ruine, mit zugemauerten Fenstern und Türen", erinnert sich der Bischof Damian. Für die Arbeiten kamen viele Helfer aus Ägypten, die sich mit alten Bautechniken auskennen.

Heute ist das Gebäude eine gefragte ökumenische Begegnungsstätte. "Viele Besucher kommen zu uns, die mehr von der koptischen Kirche erfahren wollen", freut sich Damian. Das Kloster beherbergt eine Kapelle und eine Bibliothek. In den Räumen sind eine Bibelausstellung mit über 1.000 Bibeln in 100 Sprachen zu sehen sowie eine Schau mit Miniaturen von berühmten Kathedralen.

Ökumene ist zentral

Damian, der seit der Klostergründung in Höxter lebt und arbeitet, hat in seiner Zeit viele Kontakte zu evangelischen, katholischen Kirchen und anderen Glaubensgemeinschaften aufgebaut. "Ökumene ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit", betont er, "nur wenn wir zusammenstehen und unsere Beziehungen pflegen, können wir überleben." Ein enges Verhältnis pflegt Damian auch mit dem Kloster der syrisch-orthodoxen Kirche im nahe gelegenen Warburg.

Der Tatendrang ausstrahlende 58-Jährige, der Anfang der 90er Jahre seine vielversprechende Karriere als Facharzt an den Nagel hängte, um Mönch zu werden, ist in ganz Deutschland und im Ausland präsent. Beim "Freakstock"- Festival der Jesus Freaks, das seit 2009 jährlich auf dem Klostergelände in Borgentreich stattfindet, sieht man ihn in seiner schwarzen Ordenstracht und schwarzer Kappe in angeregten Gesprächen mit den jungen Teilnehmern.

Die koptischen Gemeinden seien gut untereinander vernetzt, würdigt der Ökumene-Experte im Paderborner Johann-Adam-Möhler-Institut, Johannes Oeldemann: "Sie ist eine Kirche, die ihren Gläubigen eine Heimat bietet, und gleichzeitig viel zu ihrer Integration beiträgt".

Hilfe für die Christen in Ägypten

Vor allem liegt dem Bischof daran, für Unterstützung für die Christen in Ägypten zu werben. "Wir versuchen, hier Opfer von Anschlägen auf Kirchen in Ägypten behandeln zu lassen, schicken Hilfsgüter und vermitteln deutsche Ärzte an den Nil", erzählt der Bischof. "Dass in Ägypten heute koptische Christen erneut zu Märtyrern des Glaubens werden, erfordert von uns Christen aller Konfessionen Fürbitte und tätige Solidarität!", erklärt der Oberkirchenrat der westfälischen Kirche, Ulrich Möller, der am Sonntag dem Papst Tawadros II. die Grüße der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Evangelischen Kirche im Rheinland überbringt.

Geht es nach Bischof Damian soll das Kloster, in dem derzeit vier Mönche leben, in Zukunft weiter wachsen. Der Bischof möchte weitere Mönche gewinnen, und mit ihnen eine Schule für koptische Jugendliche und ein Institut für die Musik der Kirche aufbauen.


Quelle:
epd