20 Jahre Katholische Akademie in Berlin

Für eine demokratische Gesellschaft

Mit einer räumlichen Zeitreise hat die Katholische Akademie in der Hauptstadt ihr rundes Jubiläum gefeiert. Es ging zum 20-jährigen Bestehen in die alten Veranstaltungsräume, heute das Forschungsministerium. In seiner Ansprache erinnerte Kardinal Sterzinsky an den schweren Start.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

Im Bundesministerium für Bildung und Forschung feierte die Katholische Akademie in Berlin am Dienstagabend ihr 20-jähriges Bestehen. Im Gebäude der früheren Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in der DDR hatte die gemeinsame Akademie der ostdeutschen Bistümer in den ersten Jahren weithin beachtete Veranstaltungen abgehalten, bevor ihre eigenen Bauten auf der anderen Seite der Hannoverschen Straße fertig waren.



Für eine freiheitliche und demokratische Gesellschaft

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) bescheinigte der Akademie vor den Jubiläumsgästen, sich von Anbeginn in die Debatten über die Entwicklung einer freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft eingeschaltet zu haben. Dabei waren die Ursprünge nicht einfach, wie der Berliner Erzbischof und 1. Vorsitzende des Akademie-Trägervereins, Kardinal Georg Sterzinsky, betonte. Wenn der "Initiativkreis Katholische Akademie in Berlin" damals auf die Leiter der westdeutschen Akademien gehört hätte, wäre es womöglich überhaupt nicht zu der Neugründung gekommen, mit der die ostdeutschen Katholiken einen zu DDR-Zeiten unerfüllbaren Traum verwirklichten.



Die Kollegen aus dem Westen sprachen hinter vorgehaltener Hand von einem "Auslaufmodell", das "rückwärts gewandt" sei und kaum Bestand haben werde. Der Initiativkreis dagegen begann einfach ohne eigene Räume und noch ohne Personal mit Veranstaltungen, die auch in der Humboldt-Universität, in der Charite oder eben in der ehemaligen BRD-Vertretung stattfanden. Heute steht die Berliner Akademie bundesweit sicherlich mit an der Spitze vergleichbarer Institutionen.



Gründungsdirektor wurde Werner Remmers

Als Gründungsdirektor wurde der ehemalige niedersächsische Minister Werner Remmers (CDU) berufen. Er brachte nicht nur einschlägige Erfahrungen aus der Akademie-Arbeit mit, sondern konnte mit seinen guten Kontakten in Kirche und Politik zahlreiche prominente Referenten gewinnen, die der jungen Einrichtung Aufmerksamkeit verschafften. Remmers war es auch, der den Ausbau des Geländes zwischen Hannoverscher Straße und Chausseestraße in Berlin-Mitte zu einem großen katholischen Zentrum ins Auge fasste und gegen manche Zweifel durchsetzte. Auch die Vertretung der Deutschen Bischofskonferenz in der Bundespolitik hat sich dort inzwischen angesiedelt.



Die Lage der Akademie nahe beim Regierungsviertel trug wesentlich dazu bei, dass diese ein eigenes Profil gewann. Über 200.000 Besucher nahmen bislang an ihren öffentlichen Veranstaltungen zu Themen aus Religion, Politik und Kunst teil. Politiker aller Parteien nehmen auch die besonders auf sie zugeschnittenen Angebote wahr. Für sie gibt es ein halbes Dutzend Hintergrundkreise, in denen sie miteinander ins Gespräch kommen können, ohne dass es am nächsten Tag in der Zeitung steht, wie Akademie-Direktor Joachim Hake betonte. Schavan lobte, er und seine Amtsvorgängerin Susanna Schmidt hätten Remmers" Aufbauarbeit "überzeugend weitergeführt".



Erwartungen an die Akademie steigen

Dabei wird das Spektrum der Erwartungen an die Akademie immer größer. Für Sterzinsky soll sie den ökumenischen Dialog fördern, aber auch den mit anderen Religionen wie Judentum und Islam.

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse erwartet Impulse zu einer Wiederentdeckung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65). Der Erfurter Soziologe Hans Joas wünscht sich, dass durch Gäste aus dem Ausland die globale Dimension des Katholizismus deutlich wird. Auch müsse die Akademie über "die Falle nachdenken", dass die katholische Kirche hierzulande zu sehr als Expertin für Moral auftrete.



Nicht nur hier klang bei dem Festakt die Krise an, die spätestens seit dem Missbrauchsskandal auch in der Kirche selbst beklagt wird.

Sie habe sich dieser Erschütterung dennoch noch nicht wirklich gestellt, auch damit müsse sich die Akademie beschäftigen, forderte Thierse. Die Akademie, brachte es Joas auf den Punkt, müsse bei alldem "die intellektuelle Satisfaktionsfähigkeit der katholischen Kirche in der Hauptstadt sicherstellen".