15 Jahre Haft für Ex-Leiterin jüdischer Schule in Melbourne

Ein Präzedenzfall

Die Ex-Direktorin der ultraorthodoxen jüdischen Adass-Israel-Schule im australischen Melbourne ist wegen sexueller Übergriffe und Vergewaltigung von Minderjährigen zu 15 Jahren Haft verurteilt worden.

Justiz und Antisemitimus / © Ms. Li (shutterstock)

Malka Leifer war bereits im April von einem Geschworenengericht in der Sache schuldig gesprochen worden. Am Donnerstag wurde nun das Strafmaß verkündet.

Leifer wurde vorgeworfen, zwischen 2003 und 2007 mehrere Mädchen missbraucht zu haben. Nach dem siebenwöchigen Prozess, der international als "Malka-Leifer-Skandal" für Schlagzeilen sorgte, befanden die Geschworenen die israelisch-australische Pädagogin in 18 Punkten für schuldig. Betroffene zeigten sich laut Medien "überwältigt und dankbar, dass das Rechtssystem die extremen Auswirkungen des Missbrauchs durch weibliche Täter anerkannt und bestätigt hat". Sie sprachen von einem Präzedenzfall.

Betroffenen verdienten "größten Respekt und Unterstützung"

Als "Höhepunkt eines langwierigen Kampfes zwischen David und Goliath" bezeichnete Manny Waks die Verkündung des Strafmaßes. Waks ist Gründer die Organisation "Tzedek" gegen sexuellen Missbrauch von Kindern in der jüdischen Gemeinde Australiens sowie Leiter der an der Hebräischen Universität Jerusalem ansässigen internationalen Organisation "Voice against child sexual abuse" (VoiCSA) gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern in der globalen jüdischen Gemeinschaft.

Die Betroffenen verdienten für ihren Mut, Leifer bei der Polizei anzuzeigen und ihre Geschichte öffentlich zu machen, "unseren größten Respekt und unsere Unterstützung", so Waks. Sexueller Missbrauch von Kindern bleibe ein allgegenwärtiges Problem, das ständige Aufmerksamkeit und Maßnahmen von Gesellschaft und Politik erfordere.

Flucht nach Israel

Bereits 2008 waren erste einschlägige Vorwürfe gegen Leifer erhoben worden. Kurz darauf floh sie vor den australischen Behörden nach Israel. Nach einem jahrelangen Verfahren wurde sie 2021 nach Australien ausgeliefert.

Die australische staatliche Kommission zur Untersuchung des Umgangs von Institutionen mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern betonte in ihrem 2017 veröffentlichten Abschlussbericht eine "spezifische Vulnerabilität von Kindern in ultraorthodoxen (jüdischen) Organisationen durch fehlende Sexualerziehung und damit verbundene patriarchalische Geschlechterrollen". Aufgrund von "kulturellen und religiösen Überzeugungen" im Rahmen des jüdischen Religionsgesetzes Halacha seien Missbrauchsfälle nicht den Behörden gemeldet worden, hieß es.

Quelle:
KNA