125 Verdachtsfälle sexualisierter Gewalt im Erzbistum Berlin

Zwischenbericht vorgestellt

Dem Erzbistum Berlin sind bislang 125 Verdachtsfälle von sexualisierter Gewalt durch Kirchenmitarbeiter gemeldet worden. Die Vorwürfe betreffen einen Zeitraum von 75 Jahren, wie das Erzbistum jetzt bekannt gab.

Sankt-Hedwigs-Kathedrale / © Kristian Barthen (KNA)
Sankt-Hedwigs-Kathedrale / © Kristian Barthen ( KNA )

Allein im vergangenen Jahr wurden demnach 13 neue "Vorwürfe sexuellen Missbrauchs oder sexueller Übergriffe" an Minderjährigen oder erwachsenen Schutzbefohlenen erhoben.

Davon beträfen fünf aktuelle Sachverhalte sowie eine Meldung einen Sachverhalt, der sechs Jahre zurückliegt. Die übrigen sieben Meldungen bezögen sich auf Sachverhalte, die sich vor mehr als 20 Jahren ereignet haben, so das Erzbistum in dem Zwischenbericht über die Vorwürfe.

Verfahren für lange zurückliegende Vorwürfe eingestellt

Bei den fünf aktuellen Meldungen und der Meldung des Sachverhalts, der sechs Jahre zurückliegt, seien zwei Geistliche beschuldigt. Die über 20 Jahre zurückliegenden Sachverhalte beträfen Geistliche und Ordensschwestern. Unter den Beschuldigten sei ein Geistlicher, dem sexualisierte Gewalt bislang nicht vorgeworfen wurde und der nicht mehr lebt. Den übrigen erneut beschuldigten Geistlichen sei bereits in früheren Meldungen Betroffener Missbrauch vorgeworfen worden.

Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © N.N. (shutterstock)
Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © N.N. ( shutterstock )

Nach Angaben des Erzbistums wurden 2022 zwei kirchenrechtliche Vorverfahren zu Missbrauchsvorwürfen begonnen. Dagegen hätten die für die Gebiete des Erzbistums in Berlin, Brandenburg und Vorpommern zuständigen Staatsanwaltschaften zu den aktuell gemeldeten Sachverhalten keine Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Verfahren, die lange zurückliegende Vorwürfe betreffen, hätten sie wegen Verjährung oder Tod des Beschuldigten eingestellt.

399.000 Euro für Betroffene

Wie das Erzbistum weiter mitteilte, stellten Betroffene im vergangenen Jahr zehn Anträge auf finanzielle Leistungen zur Anerkennung ihres Leids. Die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen der deutschen Bistümer habe im vergangenen Jahr 399.000 Euro an Betroffene im Erzbistum Berlin gezahlt.

Die beauftragten Ansprechpersonen für Hinweise auf sexualisierte Gewalt durch Mitarbeitende des Erzbistums, Dina Gehr Martinez und Torsten Reinisch, nehmen weiterhin Anzeigen sowie Anträge auf Anerkennungsleistungen an, so das Erzbistum.

Erzbistum Berlin

Das Erzbistum Berlin umfasst das Land Berlin, den größten Teil Brandenburgs sowie Vorpommern und einen kleinen Teil Sachsen-Anhalts. In seinen Kirchengemeinden leben rund 400.000 Katholiken, davon rund 312.000 in Berlin. Während die Zahl der Katholiken im Raum der Bundeshauptstadt wächst, geht sie in den ländlichen Gebieten zurück. In seiner jetzigen Form wurde das Erzbistum 1994 errichtet. Erzbischof Dr. Heiner Koch übernahm die Bistumsleitung am 19. September 2015. Bischofssitz ist die St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin-Mitte.

Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © frantic00 (shutterstock)
Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © frantic00 ( shutterstock )
Quelle:
KNA