Kardinäle und der synodale Weg

Am Ende siegt die Liebe!

Der katholischen Kirche droht eine Zerreißprobe, warnt DOMRADIO.DE Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen in seinem Wochenkommentar. Themen gibt es genug, doch Abhilfe schafft nur eine salomonische Lösung.

 (DR)

Die Geschichte vom kaukasischen Kreidekreis ist vielen bekannt. Zwei Frauen streiten, wer die rechtmäßige Mutter eines Kindes ist. Ein lebenserfahrener Mensch auf dem Richterstuhl löst den Streit elegant und bittet beide Frauen, das Kind aus einem aufgemalten Kreidekreis zu ziehen. Natürlich siegt am Ende die Liebe. Denn diejenige, die das Kind loslässt, bevor es zerrissen wird, erweist sich als wahre Mutter. Bertolt Brecht hat diese wunderbare Geschichte aufgeschrieben. Das Motiv selber ist uralt und findet sich schon im ersten Buch der Könige in der Bibel.

Gegenwärtig wünschte man sich in der aktuellen Kirchenkrise eine solch gute salomonische Lösung. Eine Lösung, die die Kirche nicht zerreißt!

Hier ein Kardinal, der aus Verantwortung gegenüber den Betroffenen im Amt bleiben will – dort ein Kardinal, der aus Verantwortung gegenüber den Betroffenen den Papst um seinen Rücktritt bat, auch wenn der Papst den jetzt erstmal ablehnt. Hier ein Kardinal, der auf Bitten der Firmlinge firmt – dort die roten Karten derjenigen, die den Kardinal gebeten hatten, auf die Firmung zu verzichten. Hier Kritiker des deutschen synodalen Weges – dort die Befürworter. Hier…

Derzeit schauen sich die beiden Visitatoren des Papstes die kirchliche Situation in der Kirche von Köln sehr gut an. Auch wenn die Gespräche vertraulich sind, so wird berichtet, dass die beiden päpstlichen Gesandten mit großer Offenheit und Empathie ans Werk gehen. Man wünscht ihnen den Rat des Apostels Paulus an die Thessalonicher: „Prüft alles – und behaltet das Gute!“

Dem Papst aber, der am Ende den Bericht der Visitatoren auf den Tisch bekommt und entscheiden muss, wie es weitergeht, wünscht man die Menschenkenntnis und Lebenserfahrung, die schon König Salomon und der Richter im kaukasischen Kreidekreis beherzigten. Dann siegt am Ende, wie immer, garantiert die Liebe.

.dmr-responsive-iframe{position:relative;padding-bottom:56.25%;height:0;overflow: hidden;max-width:100%;}.dmr-responsive-iframe iframe{position:absolute;top:0;left:0;width:100%;height:100%;}



Liebevolle Grüße für das ganze DOMRADIO.DE-Team.

Ihr Ingo Brüggenjürgen Chefredakteur DOMRADIO.DE

PS: Ich war in der vergangenen Woche in einem Benediktiner-Kloster. Kirchliche Nachrichten machen natürlich auch vor Klostermauern nicht halt. Was aber die schönste Erfahrung war: Im Kloster durfte ich endlich wieder laut mitsingen. Was für eine Freude – nach so langer Corona-Durststrecke den gemeinsamen Lobgesang anzustimmen. Stimmt irgendwie schon: Wer singt, der betet doppelt.