Päpstliches Schreiben zur Amazonassynode

Papst schreibt Liebesbrief

In seinem Wochenkommentar blickt DOMRADIO.DE Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen auf das nachsynodale Schreiben "Querida Amazonia", das Papst Franziskus diese Woche veröffentlicht hat. Darin bleibt der Bischof von Rom ganz auf kirchlicher Linie – und sich doch treu.

 (DR)

Der Papst hat einen wundervollen Liebesbrief geschrieben. In seinem nachsynodalen Schreiben "Querida Amazonia", dem geliebten Amazonien, träumt Franziskus laut seinen Traum. Von einer besseren Welt, die die Armen immer im Blick hat. In der die Güter der Erde gerechter verteilt werden. In der das Geschenk Gottes – seine wunderbare Schöpfung – Mensch und Welt nicht bedroht, sondern bewahrt wird. Von Völkern, die ihre eigene Kultur als Reichtum betrachten und diese Kultur mit anderen teilen. Franziskus träumt laut von einer Kirche, die neue Wege findet, um das Evangelium, die Frohe Botschaft Gottes zu verkünden.

Enttäuscht kann nur sein, wer vom Papst per Brief die Aufhebung des Zölibats und die Zulassung von Frauen zum Weiheamt erwartet hatte. Aber so funktioniert der Papst vom anderen Ende der Welt nicht! Franziskus gibt wie gewohnt keine fertigen Antworten, sondern stellt lieber die richtigen Fragen. Er bereitet das Feld für notwendige Reformschritte vor. Wer aufmerksam die 51 Seiten liest, entdeckt überall mögliche neue Wege. Am Amazonas gibt es Gemeinden, die nie einen Priester gesehen haben und in denen Frauen den Laden ganz alleine schmeißen – Kirche lebendig werden lassen. Diese Botschaft gibt Franziskus den Frauen mit auf den Weg. Franziskus sagt: "Wer sind wir denn, dass wir im Vatikan besser wissen, was bei euch am Amazonas getan werden soll?" Er betont ausdrücklich, dass das ganze Abschlussdokument der Synode – darin werden u.a. die Stärkung der Frauen und die Ausnahmen vom Zölibat in Sonderfällen gefordert – lesenswert sei. Dass alle sich davon inspirieren lassen sollten. Dass sich Hirten und alle Brüder und Schwestern um die Umsetzung (!) bemühen sollten. Der Bischof von Rom bleibt ganz auf kirchlicher Linie – und sich doch treu. Er erinnert klar und deutlich an das kirchliche Regelwerk, will aber nicht Oberschiedsrichter sein. Er lässt den Ball im Spiel. Jeder von uns kann, nein, muss mitspielen. Dann wird der Traum von Franziskus wahr, und der wunderbare päpstliche Liebesbrief wird nicht nur gelesen, sondern auch gelebt.



​Ihr
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur DOMRADIO.DE

PS: So schöne Liebesbriefe wie der Papst kann ich leider nicht schreiben. Aber aus Ihren Rückmeldungen weiß ich, dass sich doch einige über die regelmäßige Post aus Köln freuen. Reichen Sie den Brief also gerne nach der Lektüre weiter oder weisen Sie Interessierte auf unseren Newsletter hin, den wir digital, aber auch als realen Brief verschicken. Wie schön, wenn unser "guter Draht nach oben" so zukünftig noch mehr Interessierte erreicht.