Der Aberglaube – Freitag, der 13.

Jetzt schlägt´s 13!

Überall gilt Freitag, der 13. als Unglückstag. DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen zeigt den Unterschied zwischen dem Aberglauben und dem richtigen Glauben auf. In der Kirche könne mit dem Glauben die Nähe zu Gott gespürt werden.

 (DR)

Nein – keine Sorge, ich empfehle Ihnen heute nicht, zur Heiligen Corona zu beten. Ich vermute mal, von dem Virus haben Sie im Moment die Nase voll. Nein – ich möchte auch nicht erneut das kirchliche Dauerbrenner-Thema Missbrauch beleuchten, selbst wenn es vielleicht schon wieder angesagt wäre. Heute ist Freitag – Freitag, der 13.! Das ist für einige Zeitgenossen schon schlimm genug, da wollen wir den Teufel nicht noch heraufbeschwören. Freitag war der Tag, an dem Jesus am Kreuz starb und gilt bis heute zum Black Friday, dem schwarzen Freitag, an dem die Börse in den Keller rauschte, nicht gerade als Glückstag. Die Zwölf, ob bei der Uhrzeit oder das Dutzend der Jünger Jesu, ist eine ziemlich perfekte Zahl – im Gegensatz zur Zahl 13, die dem Teufel gehört: Jetzt schlägt es aber 13 – und dann noch an einem Freitag!

Für mich ist es amüsant zu sehen, welche schönen Blüten der Aberglaube selbst in unserer ach so aufgeklärten Welt treibt: Schüler nutzen bei Klassenarbeiten ihren Talisman – Fußballtorwarte legen sich ihren Glücksbringer ins Netz oder spielen immer im gleichen Trikot. Hier schwört eine Hebamme darauf, dass Globuli die Geburt beschleunigen – dort tippt einer beim Lotto seit Jahren erfolglos seine ganz persönliche Glückszahl. Offenbar brauchen wir Menschen irgendetwas, woran wir uns oder unser Glück festmachen. Die Kirche nennt so etwas Aberglaube. Daran sollte man also besser nicht glauben. Doch macht die Kirche bei der Vermittlung des Heils nicht genau denselben Hokuspokus? Nur, dass dann alles der einzig wahre, richtige Glaube sein soll?

Es gibt einen einzigen – aber eben ganz wichtigen – Unterschied: Wenn ich am Freitag, dem 13. nicht mit der Bahn fahre, weil ich befürchte, dass ich mich mit Corona infiziere oder der Zug entgleist, so befürchte ich höhere Mächte, die es wenig gut mit mir meinen. Wenn ich aber in einer Kirche eine Kerze anzünde und Gott darum bitte, dass er unsere Welt ein wenig heiler, heller, friedlicher und gerechter werden lässt, dann spüre ich seine Nähe: Dann schenkt er mir im Idealfall seine Liebe und die nötige Kraft. Dann kann ich sogar an einem Freitag, dem 13. selber damit beginnen, unsere Welt heiler, heller, friedlicher und gerechter zu machen.

 



Ihr
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur DOMRADIO.DE

 

PS: Auch in unseren Redaktionsräumen „mit dem guten Draht nach oben“ machen sich überall Desinfektionsmittel breit – sogar auf einigen Schreibtischen der Männer steht jetzt eine Handcreme – das viele Händewaschen hinterlässt Spuren. Aber der gut katholische Frohsinn hat uns noch nicht verlassen, wie der Zuspruch unseres Redaktionsleiters Johannes Schröer nach der Frühkonferenz beweist: „Gut, dann können wir jetzt alle ohne Angst weiterarbeiten, denn wir sind ja alle getauft und schon jetzt erlöst!“