Bundeswehr sucht "Freiwillige im Heimatschutz"

Lieb Vaterland, bitte nicht ruhig sein!

Dem Dienst für das Vaterland wird in Augen von DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen zu viel Bedeutung in finanzieller Hinsicht beigepflichtet. Gerade auf die sozialen Dienste sollte in diesen Zeiten gesetzt werden.

 (DR)

Was für eine grandiose Idee der Bundeswehr: „Dein Jahr für Deutschland!“, unter diesem Slogan verkauft die Verteidigungsministerin den neuen „Freiwilligendienst im Heimatschutz“. Nachdem man vor einigen Jahren die Wehrpflicht abgeschafft hatte, soll mit dieser Art „Schnupperkurs“ den jungen Bundesbürgern der Dienst für das Vaterland schmackhaft gemacht werden. Das Werbevideo zeigt eine Art bewaffneter Sozialarbeiter. Die ersten sieben Monate gibt es eine solide soldatische Grundausbildung, die restliche Zeit soll man sich für Reserveübungen, z.B. bei Naturkatastrophen bereithalten. Über 9000 Bewerbungen für die ersten 1000 freien Plätze. Doch dieser Erfolg ist nicht unbedingt ein Beweis dafür, dass die jungen Menschen den Freiwilligendienst an der Heimatfront nur aus Überzeugung antreten. Jeden Monat gibt es einen sehr guten Sold in Höhe von 1400 Euro netto – dagegen wirken die meistens 400 Euro, die für ein richtiges freiwilliges Jahr z.B. im Pflegeheim gezahlt werden, wie ein mageres Taschengeld.

Ich finde, mit dem neuen Dienst an der Heimatfront setzt die Bundewehr – setzt unsere Gesellschaft ein völlig falsches Signal. Corona hat doch gezeigt, wie wichtig Pflegekräfte und gerade soziale Dienste für uns alle sind. Über die unpassende Bezeichnung „Freiwilligendienst im Heimatschutz“ mag man noch hinwegsehen – über die Tatsache, dass die Bundeswehr jetzt „Freiwillige“ sucht und diese mit drei mal so viel Gehalt ködert, wie im wirklich freiwilligen sozialen Jahr in Kindergärten und Altenheimen, dürfen wir nicht hinwegsehen. Es ist fatal, wenn wir den Dienst am Menschen nicht wenigstens genau so gut bezahlen wie den Dienst an der Waffe. Warum z.B. verordnen wir nicht allen jungen Menschen ohne jede Ausnahme ein soziales Jahr? Nicht freiwillig – sondern verpflichtend, für wirklich alle, als solidarischen Beitrag für die Gesellschaft. Dann mag sich jeder und jede aussuchen, ob für den Klimaschutz oder Naturschutz – oder für Kinder oder Alte oder eben in der Bundeswehr gekämpft wird. Im Gegenzug gibt es freie Kost und Logie und freie Fahrt mit Bus und Bahn. Jede Wette – unsere Jugend ist viel engagierter, solidarischer und hilfsbereiter als wir denken.
 



Ihr
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur
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