Reportage

Medien: Verfassungsschutz nimmt Ditib ins Visier

Das Bundesamt für Verfassungsschutz prüft offenbar die Beobachtung des größten deutschen Moscheeverbandes Ditib. Das Amt habe den Bundesländern ein als vertraulich eingestuftes Dossier mit Informationen über den deutsch-türkischen Moscheeverband gesandt, berichten "Süddeutsche Zeitung" (SZ), NDR und WDR. Die Länder sollen demnach bis Mitte Oktober Material und eine Stellungnahme übermitteln, hieß es.

In Kreisen des Verfassungsschutzes wird laut den Medienberichten eine kontroverse Debatte darüber erwartet, ob Ditib offiziell als Verdachtsfall oder sogar als Beobachtungsobjekt eingestuft werden soll. Zumindest einige Länder scheinen dagegen Vorbehalte zu haben, hieß es. Nur beim Bundesamt für Verfassungsschutz werde Ditib bereits jetzt als Prüffall geführt, so SZ, NDR und WDR.

Die Ditib mit Sitz in Köln koordiniert als Dachverband etwa 900 Moscheen in Deutschland; über viele Jahre galt der Verband als wichtiger Ansprechpartner in Glaubens- und Integrationsfragen und profitierte von staatlicher Förderung. Er ist Mitglied der deutschen Islamkonferenz. Würde er als Beobachtungsobjekt eingestuft, müsste er trotz seiner überragenden Bedeutung das Gremium wohl verlassen, so NDR, WDR und SZ.

Seit dem gescheiterten Putsch in der Türkei im Juli 2016 beobachten deutsche Sicherheitsbehörden einen Kurswechsel bei Ditib. Unter anderem ermittelte der Generalbundesanwalt gegen Ditib-Imame wegen des Verdachts der Bespitzelung von in Deutschland lebenden Gegnern der türkischen Staatsführung. Der Auftrag für die Bespitzelung soll von der türkischen Religionsbehörde "Diyanet" gekommen sein.

Themen