Kardinäle Kasper und Lehmann ziehen gemischte Bilanz

Bei Liturgiereform wurde manches übersehen

Eine gemischte Bilanz der Gottesdienstreformen in der katholischen Kirche haben die Kardinäle Karl Lehmann und Walter Kasper gezogen. Bei einer Debatte über die Reformbeschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils sagte Lehmann am Freitag in Köln: «Wir müssen uns fragen, ob wir in der erneuerten Messe genügend Raum gelassen haben für das Schweigen und das persönliche Gebet.» Das sei bei allen positiven Veränderungen vielleicht übersehen worden.

 (DR)

Kurienkardinal Kasper erklärte, der Charakter des österlichen Opfers sei leider in den Hintergrund getreten. Dennoch seien die Reformen ein wichtiger Schritt gewesen. Die Konzilstexte müssten heute neu gelesen und übersetzt werden; sie seien vor 50 Jahren in einem «ganz anderen historischen Kontext» entstanden.

Die frühere rheinland-pfälzische Sozialministerin Ursula Hansen (CDU) betonte, vor allem bezüglich der Rolle der Frauen in der Kirche sei noch vieles zu klären. Die Forderung nach einem diakonischen Weiheamt für Frauen bleibe auf der Tagesordnung, unterstrich die ehemalige Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB). Dabei gehe es nicht um Macht, sondern um Gleichheit und Ebenbürtigkeit von Männern und Frauen.

Der Salzburger Theologieprofessor Hans-Joachim Sander schlug vor, Frauen als Kardinäle zuzulassen. Dies sei theologisch möglich und könne weit reichende Veränderungen in der Kirche bewirken.

Auf die mögliche Agenda eines Dritten Vatikanischen Konzils angesprochen sagte Lehmann, die Kirche müsse sich stärker damit auseinandersetzen, dass viele Menschen heute meinten, ohne den Glauben an Gott leben zu können. Die Gottesfrage sei drängender, als man dies beim letzten Konzil gesehen habe, so der Mainzer Bischof.

Kasper betonte, die Kirche müsse mehr synodale Elemente, also parlamentarische Entscheidungsprozesse, zulassen. Damit solle die kirchliche Hierarchie nicht ersetzt, aber ergänzt werden.


Quelle:
KNA