Franziskaner-Provinzial sieht Kirche vor "riesiger Zäsur"

An entscheidendem Wendepunkt

Cornelius Bohl, Provinzial der deutschen Franziskaner, sieht die katholische Kirche an einem entscheidenden Wendepunkt. Man stehe vor einer "riesigen Zäsur", sagte er. Dies betreffe sowohl seinen eigenen Orden als auch die gesamte Kirche.

Symbolbild Wendepunkt / © mantinov (shutterstock)

Bohl äußerte dies am Freitag im Deutschlandfunk. Manches habe sich totgelaufen und müsse sich verändern; noch wisse jedoch niemand, wie etwa Pfarreien künftig aussehen würden.

Auch bezüglich der ökologischen Krise stehe die Welt an einem Wendepunkt. "Wir Menschen werden gemeinsam überleben - oder nicht", mahnte Bohl. "Der Mensch ist eingebunden, er ist nicht die Krone der Schöpfung. Er trägt Verantwortung für das Ganze, ohne dass er es beherrschen oder ausbeuten könnte."

Zusammenhalt und Konflikte

Zu Beginn der Corona-Pandemie sei die Hoffnung auf neue Formen von Solidarität gewachsen, sagte der Ordensmann. Tatsächlich habe es viel Zusammenhalt gegeben, aber auch neue Verteilungskämpfe. Derzeit zeigten sich Konfliktlinien etwa zwischen Geimpften und Nichtgeimpften. "Weltweit trifft die Pandemie wieder einmal die Ärmsten als erste", kritisierte Bohl. Aufgabe von Christen sei es, die Kräfte des Gemeinsamen zu mobilisieren. Die Franziskaner sähen es als ihren Auftrag an, an der Seite von Menschen am Rand zu stehen.

Zu Missbrauchsfällen innerhalb des Ordens sagte der Provinzial, dass eine interne Aufarbeitung geplant sei. Dabei gehe es nicht nur um den Kontakt mit Betroffenen und die Zahlung von Anerkennungsleistungen, sondern auch um die Frage, welche systemischen Faktoren derartige Taten begünstigt hätten. Zu lange sei Missbrauch als "moralische Verfehlung" von Einzelnen betrachtet worden, sagte Bohl. Dabei gehe es um eine kriminelle Handlung, die Leben zerstöre.


Quelle:
KNA
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