Zum Afrikatag - Ein nigerianischer Pfarrer in Bamberg

Schäuferla statt Yamswurzeln

Nigeria steht als Beispielland im Zentrum des diesjährigen Afrikatags der katholischen Kirche. Es ist die Heimat von Modestus Adimekwe, der seit 2013 als Pfarrer in Bamberg lebt.

Autor/in:
Marion Krüger-Hundrup
Modestus Adimekwe in Bamberg / © Marion Krüger-Hundrup (KNA)
Modestus Adimekwe in Bamberg / © Marion Krüger-Hundrup ( KNA )

Modestus Adimekweist Priester mit Leib und Seele. In den Bamberger Kirchen Sankt Martin und Sankt Josef-Hain feiert er die Gottesdienste jedes Mal mit viel Herz. Seine wohlfeilen, gut 15 Minuten dauernden Predigten leitet er dabei stets mit den Worten "Geliebte Schwestern und Brüder" ein, und am Ende jeder Messfeier fehlt nie sein namentlicher Dank an alle, die mitgewirkt haben.

Promotion in Würzburg

"Reverend" wird der 50-Jährige in seiner westafrikanischen Heimat Nigeria respektvoll genannt. Hier in Bamberg trägt Adimekweaußer der Bezeichnung "zur seelsorglichen Mithilfe" keinen Titel, zumindest jetzt noch nicht. Doch er ist an der Universität Würzburg eingeschrieben, um seine Doktorarbeit in Theologie über ein Thema zu den Menschenrechten zu schreiben. "Vier von sieben Kapiteln habe ich schon fertig", erzählt er.

Nicht der Ehrgeiz nach einer Dissertation mit Auszeichnung treibt ihn, sondern der Gehorsam gegenüber seinem Bischof der Diözese Okigwe im Südosten Nigerias. Für seinen weiteren Lebensweg kann er sich vorstellen, später in Nigeria als Uni-Dozent zu wirken. Doch das entscheide nicht er, betont er nachdrücklich. Zumal die priesterliche Aufgabe für ihn immer die erste sei.

Von Tschad über Nigeria nach Bamberg

Aufgewachsen mit sechs Geschwistern - beide Eltern waren Lehrer -, reifte in dem Jungen früh der Wunsch, Priester zu werden. Er studierte Theologie und Philosophie, empfing 1997 die Priesterweihe.

Jahre als Kaplan und Pfarrer folgten, ehe er für einige Jahre Spiritual in einem Priesterseminar im Tschad wurde. 2008 kehrte er nach Nigeria zurück, um Direktor eines kirchlichen Gymnasiums und zugleich Dekan des Dekanates Onimo zu werden. Und dann kam der bischöfliche Auftrag, nach Deutschland zu gehen. "Ich hatte vorher noch nie von Bamberg gehört!"

Ohne ein einziges Wort Deutsch zu kennen, kam er an. Inzwischen spricht Adimekwedie Sprache fließend, hat fast nebenbei noch an der Bamberger Uni Soziologie studiert und mit einem Master abgeschlossen. An die winterliche Kälte hat er sich gewöhnt, genauso wie an den regionalen Speisezettel: "Ich liebe Schäuferla und Rouladen", sagte er und streicht sich über sein Bäuchlein.

Kaum Heimweh, aber...

Heimweh nach Nigeria? Nein, das plage ihn höchst selten. Dafür sorgt er sich um seine Mutter, die vier Brüder und die zwei Schwestern mit ihren Familien. Sie leben zum Teil im Norden Nigerias, dort, wo die islamistische Terrormiliz Boko Haram Anschläge verübt, Menschen mordet, entführt und versklavt. "Niemand wird Boko Haram aufhalten", befürchtet Adimekwe.

Der nigerianische Staat scheine den Islamisten gegenüber hilflos oder unterstütze diese durch Geld und Verrat: "Die Regierung weiß nicht, was sie tut", bleibt Modestus diplomatisch. Da sei die Kirche "ein letzter Strohhalm für die Bevölkerung", die den Ärmsten der Armen hilfreich zur Seite stehe.

Solidarität: Mehr als nur Spenden

"Ich lege großen Wert auf Solidarität", sagt der Nigerianer weiter. Und freut sich über den Afrikatag 2021, der dieses Mal seinem Heimatland gewidmet ist. An ihm werden Spenden gesammelt, die in Projekte für Bildung, Gesundheitswesen und Friedensarbeit fließen. Er sei froh, dass "die Leute in diesen schwierigen Zeiten an andere denken", fügt Adimekwe hinzu.

Für den Bamberger Erzbischof Ludwig Schick gehört indes zur Solidarität noch mehr: "Das Gebet für die verfolgten und bedrängten Christen in Afrika, das auch die Bedrängten und Verfolgten anderer Religionen und Weltanschauungen einschließt." Denn dieses sei ein Beitrag zum Religionsfrieden.

Religionsfreiheit muss auch umgesetzt werden

Schick, der auch Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz ist, fordert deshalb: "Alle Staaten müssen die Religionsfreiheit nicht nur in die Verfassungen schreiben, sondern sie mit allen Möglichkeiten propagieren und einführen, die Toleranz und gegenseitige Akzeptanz einfordert." 

Apropos Akzeptanz: "Ich habe Glück, ich erlebe in Bamberg keinen Rassismus, keine Vorurteile", erklärt Adimekwe. Er weiß jedoch nur zu gut, dass es diese gibt: "Ich höre darüber, erlebe es aber nicht ..."


Erzbischof Ludwig Schick / © Angelika Zinzow (KNA)
Erzbischof Ludwig Schick / © Angelika Zinzow ( KNA )
Quelle:
KNA
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