US-Bischöfe über Konsequenzen aus "McCarrick-Bericht"

Öffentliche Bewertungen für Bischöfe?

Der Bericht über den ehemaligen US-Kardinal McCarrick habe "die dunkelsten Ecken" der Kirche sichtbar gemacht, so Erzbischof Wilton Gregory. Einer seiner Mitbrüder bringt nun ein neues Bewerbungsverfahren für Bischöfe ins Spiel.

Autor/in:
Thomas Spang
Symbolbild Abstimmung / © Gonzalo Aragon (shutterstock)
Symbolbild Abstimmung / © Gonzalo Aragon ( shutterstock )

In der Vollversammlung der US-Bischöfe haben sich mehr als ein Dutzend Kirchenführer zum Vatikan-Bericht über den Aufstieg Theodore McCarricks zum Kardinal zu Wort gemeldet. Den Grundton der einstündigen Aussprache hatte der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Jose Horacio Gomez, in seiner Eröffnungsrede am Montag (Ortszeit) gesetzt. Darin betonte er die Verpflichtung der Bischöfe, die "Geißel des Missbrauchs aus der Kirche zu entfernen".

Chicagos Kardinal Blase Cupich rückte die Betroffenen ins Zentrum seines Beitrags. Ohne den Mut der Missbrauchsopfer sei die Entstehung des "McCarrick-Berichts" gar nicht möglich gewesen. Es sei wichtig, ihnen "weiter zuzuhören". Darauf hob auch der designierte Kardinal und Erzbischof von Washington ab, Erzbischof Wilton Gregory.

Er appellierte an die Bischöfe, angesichts der Missbrauchskrise der Kirche daran zu arbeiten, "die Infragestellung unserer Integrität zu überwinden". Der Bericht habe "die dunkelsten Ecken unserer Kirche zum Vorschein gebracht, über die ich mich zutiefst schäme und über die ich tief verärgert bin".

Bischöfe fordern Überprüfungsverfahren

Ähnlich deutlich äußerte sich Weihbischof Robert Barron aus Los Angeles. Der Report aus Rom lege eine "tragische Inkompetenz" offen, die von einer klerikalen Struktur geschürt worden sei. Bischof Shawn McKnight von Jefferson City verlangte eine stärkere Einbindung von Laien bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen in der Kirche. Dies könne Vertrauen und Transparenz schaffen.

Für ein besonderes Überprüfungsverfahren von Bischofskandidaten warb der Bischof von Wheeling-Charleston, Mark Brennan. Alle angehenden Bischöfe und Kardinäle sollten für 30 bis 60 Tage für Bewertungen der Öffentlichkeit bereitstehen. In diesem Zeitraum könnten "ernsthafte Beschuldigungen" untersucht werden.

Damit vermeide man, jemanden zu befördern, "der es wirklich nicht verdient hat", so Brennan. Der Bischof von Pensacola-Tallahassee, William Wack, appellierte an die Verantwortung seiner Mitbrüder, etwas zu korrigieren, wenn man sehe, dass es "falsch sein könnte".

Der päpstliche Nuntius, Erzbischof Christophe Pierre, hatte zum Auftakt der virtuellen Herbsttagung die US-Kirche aufgefordert, sich der "Herausforderung der Heilung" zu stellen. Die Kirche leide unter denselben Problemen und denselben Krankheiten wie der Rest der Gesellschaft. Am zweiten und letzten Tag der Herbstvollversammlung, die aufgrund von Corona-Krise online stattfindet, geht es am Dienstagnachmittag (Ortszeit) unter anderem um Rassismus und die Herausforderungen der Kirche durch die Corona-Pandemie.


Blase Joseph Cupich / © Paul Haring (KNA)
Blase Joseph Cupich / © Paul Haring ( KNA )

Erzbischof Wilton Gregory / © Michael Alexander (KNA)
Erzbischof Wilton Gregory / © Michael Alexander ( KNA )
Quelle:
KNA
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