​Misereor-Bischof Burger sieht Resignation im Libanon

"Kirche steht vor großen finanziellen Unsicherheiten"

Die aktuelle politische Lage im Libanon bewirkt nach Worten des Freiburger Erzbischofs Stephan Burger eine Resignation. "Keiner weiß, in welche Richtung das Land gehen könnte", sagte er in Beirut. 

Proteste im Libanon / © Hassan Ammar (dpa)
Proteste im Libanon / © Hassan Ammar ( dpa )

Burger ist gegenwärtig als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das Hilfswerk Misereor im Libanon.

Mit den im Bürgerkrieg gewachsenen Strukturen habe sich das Land selbst blockiert und in eine wirtschaftliche und politische Krise gebracht, aus der gegenwärtig niemand einen Ausweg wisse, sagte Bürger der Katholischen Nachrichten-Agentur. "Mit dieser Situation ringe auch die Kirche mit ihrem Engagement, die vor großen finanziellen Unsicherheiten steht", so Burger.

Politische Stellschrauben nötig

Dass die Kirche einen Beitrag leiste, steht laut dem Erzbischof außer Frage, ebenso wie die finanzielle Unterstützung durch die deutschen kirchlichen Hilfswerke. Das allein könne aber nicht die Gesamtsituation im Libanon lösen. Dafür brauche es politische Stellschrauben.

Erzbischof Stephan Burger (l.) und Kardinal Bechara Boutros Rai / © Andrea Krogmann (KNA)
Erzbischof Stephan Burger (l.) und Kardinal Bechara Boutros Rai / © Andrea Krogmann ( KNA )

Vorwürfe eines zu starken ausländischen Engagements der Kirche auf Kosten der Hilfsbedürftigen in Deutschland ließ Burger nicht gelten. "Dass wir uns zuhause sehr wohl einsetzen und für die Menschen da sind, zeigt der ganze Bereich Caritas", sagte Burger. Gleichzeitig habe die Kirche einen universalen Auftrag, den die Hilfswerke mit ihrem "wesentlichen und wichtigen Beitrag" wahrnähmen.

Der Libanon und Syrien stehen im Fokus der Misereor-Fastenaktion 2020. Auf dem Programm der bis Samstag dauernden Reise stehen neben Projektbesuchen unter anderem Treffen mit Partnerorganisationen und Kirchenvertretern.

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA