Ungarn hofft auf baldige Seligsprechung Kardinal Mindszentys

"Ein echter Volksheiliger"

Im Seligsprechungsprozess für den von Ungarns Kommunisten verfolgten Kardinal Mindszenty deutet sich ein Fortschritt an.

Kardinal Jozsef Mindszenty / © N.N. (KNA)
Kardinal Jozsef Mindszenty / © N.N. ( KNA )

Die Kirchenzeitung "Magyar Kurir" berichtet über eine hochrangig besetzte Tagung der Mindszenty-Stiftung in dieser Woche.

Deren Vorsitzender Michael von Habsburg-Lothringen wird mit den Worten zitiert, nach eingehender Prüfung der Akten gebe es bereits eine einstimmige Stellungnahme der zuständigen Vatikanbehörde, der Seligsprechungskongregation. Die Letztentscheidung liegt allerdings beim Papst. Das Verfahren war 1993 in Wien eröffnet worden. 2013 wurde die rund 4.000 Seiten umfassende sogenannte Positio, also Antragsakte, nach Rom übergeben.

Märtyrer der katholischen Kirche

Joszef Mindszenty (1892-1975) gehörte zu den wichtigen Märtyrergestalten der katholischen Kirche in Mittel- und Osteuropa in kommunistischer Zeit.

1892 in Csehimindszent unter dem Namen Josef Pehm geboren, legte er 1941 unter dem Eindruck des ungarischen Kriegseintritts auf Seiten Hitlers seinen deutschen Familiennamen ab und nannte sich nach seinem Geburtsort Mindszenty. 1948 wurde er von den Kommunisten verhaftet und in einem Schauprozess zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.

Während des Volksaufstands 1956 wurde er zunächst befreit und fand dann nach der sowjetischen Niederschlagung der Revolution Zuflucht in der US-Gesandtschaft in Budapest. Dort blieb Mindszenty 15 Jahre, bis er auf Drängen des Vatikan im Zuge der "vatikanischen Ostpolitik" Ungarn verließ und nach Rom reiste. Seine letzten Jahre verbrachte der Kardinal in Wien, um seiner Heimat nahe zu sein. Dort starb er 1975 und wurde in Mariazell bestattet. 1991 wurde er feierlich nach Ungarn überführt und in seiner Bischofskirche in Esztergom beigesetzt.

Problemfelder im Leben Mindszentys

Der ungarische Staat hat Mindszenty 1990 de facto und 2012 vollständig rehabilitiert. In vergangenen Jahren hieß es hinter vorgehaltener Hand, dass Rom keine Eile mit der Seligsprechung zeige.

Es gebe auch Problemfelder im Leben Mindszentys, etwa seine zeitweise Nähe zur Regierung des Reichsverwesers Miklos Horthy oder sein Ungehorsam gegenüber dem Papst.

Eduard von Habsburg, Botschafter Ungarns am Heiligen Stuhl, sagte 2016 in einem Interview: "Sowohl im Umfeld des Heiligen Stuhls wie auch in Ungarn leben noch Menschen, die ihn und die politischen Umstände seines Lebens kannten. Da sind mitunter die Fronten noch ein wenig scharf." Bereits heute sei Mindszenty aber ein echter Volksheiliger. Rund 1,2 Millionen Menschen beteten regelmäßig für die Seligsprechung, so der Botschafter damals.

 

Quelle:
KNA