Orthodoxer Patriarchengipfel zur Ukraine-Frage am Freitag

"Katastrophe für die Orthodoxie"?

Christen in Kiew wollen kirchliche Unabhängigkeit. Der russisch-orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. möchte das verhindern.

Russisch-orthodoxe Kirche in der Krim-Hauptstadt Simferopol (dpa)
Russisch-orthodoxe Kirche in der Krim-Hauptstadt Simferopol / ( dpa )

Um eine Lösung zu finden, fliegt er am Freitag nach Istanbul zum Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios von Konstantinopel. In Istanbul findet am Freitag ein orthodoxer Patriarchengipfel statt. zur Lösung des innerkirchlichen Konflikts um die Ukraine statt. Der russisch-orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. besucht den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios von Konstantinopel am Phanar, dem Sitz des Patriarchats. Bartholomaios und Kyrill wollen dort dem Vernehmen nach eine Lösung im Streit über die Zukunft der ukrainischen orthodoxen Kirche finden.

Der Wunsch Kiewer Kirchenverantwortlicher nach kirchlicher Unabhängigkeit vom Moskauer Patriarchat war vor einigen Monaten im Phanar vorgebracht worden. In der Folge hatte Ende Juli eine Delegation des Ökumenischen Patriarchats dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko die Botschaft überbracht, dass die kirchliche Verselbstständigung der ukrainischen Orthodoxie, die sogenannte Autokephalie, "beschlossene Sache" sei.

"Katastrophe für die Orthodoxie"

Das Moskauer Patriarchat, das die Ukraine seit dem 17. Jahrhundert in einer gemeinsamen Jurisdiktion hält, bezeichnete eine ukrainische Autokephalie allerdings als "Katastrophe für die Orthodoxie". Die Verhinderung einer solchen Entscheidung ist demnach ein Hauptanliegen von Patriarch Kyrill.

Poroschenko dankte der Delegation aus dem Phanar Ende Juli für die Einleitung des Autokephalie-Prozesses. Für die meisten Ukrainer sei es von Bedeutung, "dass ihre Kirche nicht der russischen angehört, der sie im 17. Jahrhundert auf kirchenrechtswidrige Weise eingegliedert wurde". Poroschenko weiter: "Wir sind der Ansicht, dass Konstantinopel unsere Mutterkirche ist." Die Rückkehr in den Schoß der Mutterkirche sei ein "historischer Augenblick für unser Land und unsere Kirche".

Kirchenpolitische und diplomatische Beobachter gewärtigen bereits eine mögliche Spaltung der griechisch-orthodoxen Kirchenfamilie zwischen den von Konstantinopel und Moskau geführten Blöcken. Diese hatten sich bereits in der Frage des vom Ökumenischen Patriarchat einberufenen Orthodoxen Konzils von Kreta 2016 herausgebildet.

Die Orthodoxie

Bartholomaios I. wird insbesondere von Rumänien unterstützt, Kyrill I. von Serbien und vom zweithöchsten Kirchenfürsten der Orthodoxie, Patriarch Theodoros II. von Alexandria.

In der Orthodoxie bilden die zurzeit 14 autokephalen Kirchen gleichberechtigte Glieder einer Glaubens- und Sakramentengemeinschaft. Zu den Vorrechten Konstantinopels gehören die Gewährung der Autokephalie und andere Aufgaben; allerdings kein Jurisdiktionsprimat, wie ihn der römische Papst für sich in Anspruch nimmt. Kein orthodoxes Kirchenzentrum kann ein anderes von den Sakramenten und besonders von der eucharistischen Gemeinschaft ausschließen. Aufgekündigt wird in Streitfällen nur die Gebetsgemeinschaft für das strittige geistliche Oberhaupt der Rivalen.

 

Kerzen für das Gelingen des orthodoxen Konzils / © Harald Oppitz (KNA)
Kerzen für das Gelingen des orthodoxen Konzils / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
Mehr zum Thema