Präsident Mnangagwa gewinnt Wahlen in Simbabwe

"Echte Demokratie fehlt"

Das Wahlergebnis ist da, doch noch kommt Simbabwe nicht zur Ruhe. Amtsinhaber Mnangagwa hat sich durchgesetzt, die Opposition will das Resultat nicht anerkennen. Jesuitenpfarrer Wermter meint, die Menschen sehnen sich nach einem Neuanfang.

Autor/in:
Markus Schönherr
Anhänger des Präsidenten von Simbabwe, Mnangagw / © Uncredited (dpa)
Anhänger des Präsidenten von Simbabwe, Mnangagw / © Uncredited ( dpa )

Jubelstimmung bei der Regierungspartei ZANU-PF, Wut bei der Opposition: Die Wahlen in Simbabwe enden mit einem Sieg für Amtsinhaber Emmerson Mnangagwa (75). Wie die staatliche Wahlbehörde in der Nacht zu Freitag verkündete, konnte der Politiker mit Spitznamen "Krokodil" 50,8 Prozent der Stimmen holen. Oppositionsführer Nelson Chamisa schaffte es demnach auf 44,3 Prozent.

Erste freie Wahl seit 38 Jahren

Die Abstimmung galt als erste freie Wahl seit 1980 und fand erstmals seit der Unabhängigkeit ohne Langzeit-Präsident Robert Mugabe statt. Nur Stunden vor der Ergebnisverkündung war es in der Hauptstadt Harare zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen, als die Polizei die Parteizentrale der oppositionellen Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) umstellte. 16 Oppositionsanhänger sind Berichten zufolge festgenommen worden. Ein Anwalt der Opposition sprach von "reiner Schikane".

Das Klima in dem südafrikanischen Land ist angespannt. Am Mittwoch war es zu schweren Ausschreitungen in Harare gekommen: Oppositionsanhänger steckten Busse in Brand und errichteten Barrikaden. Sie forderten die sofortige Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Die Polizei reagierte mit Wasserwerfern und Tränengas, während die Armee laut simbabwischen Menschenrechtlern "willkürlich" auf Passanten schoss. Mindestens sechs Menschen kamen nach Polizeiangaben ums Leben. Bei einer der Getöteten soll es sich lokalen Medienberichten nach um eine Tante der Ministerin für Tourismus, Prisca Mupfumira, gehandelt haben.

Gewalt nach den Wahlen

Die oppositionelle MDC, die nach dem Tod ihres jahrelangen Anführers Morgan Tsvangirai erstmals unter neuer Führung antrat, spricht von Wahlbetrug. Bereits im Vorfeld hatte der neue Oppositionschef Nelson Chamisa (40) verkündet, das Ergebnis nicht anerkennen zu wollen. Wahlbeobachter der Afrikanischen Union (AU) und des Staatenbunds COMESA bezeichneten den Urnengang als "friedlich und transparent", verurteilten gleichzeitig aber die Gewalt nach den Wahlen.

Die EU äußerte Kritik: "Ein ungerechtes Spielfeld, Einschüchterung von Wählern und fehlendes Vertrauen" hätten die Stimmung vor den Wahlen getrübt. Der deutsche Diplomat Elmar Brok, Chef der EU-Wahlbeobachtermission, bezeichnete die Abstimmung in manchen Regionen als «desorganisiert» und äußerte «ernsthafte Bedenken».

Jesuitenpfarrer: Sehnsucht nach "Neuanfang"

Unterdessen nannte der deutsche Jesuitenpfarrer Oskar Wermter, der in Simbabwe lebt, die Wahlen "glaubwürdiger als in den Vorjahren". Allerdings bleibe die Regierungspartei auch ohne Mugabe eine autoritäre Bewegung, die Wähler unter Druck setze. "Eine echte Demokratie fehlt. Die Leute auf dem Land fürchten die Parteihierarchie und tun, wie ihnen gesagt worden ist", sagte der Geistliche der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dabei sehnten sich viele Bürger, darunter vorwiegend Frauen, nach einem "Neuanfang".

Simbabwe steht nach der Entmachtung von Ex-Präsident Robert Mugabe im vergangenen November durch die Armee am Scheideweg. Das Land galt einst als "Brotkorb der Region". Jahrzehnte der Misswirtschaft, Repression und die Vertreibung von über 4.000 weißen Kommerzfarmern bremsten jedoch die Entwicklung. Heute schwankt die Arbeitslosigkeit zwischen 80 und 90 Prozent. Bis zu Mugabes Sturz blieb Simbabwe auch politisch vom Westen abgeschnitten. Sowohl Mnangagwa als auch Chamisa versprachen der Nation einen wirtschaftlichen Aufschwung


Quelle:
KNA