Flüchtlinge der "Aquarius" sind in Spanien angekommen

Rettung nach Irrfahrt

Nach einer Irrfahrt durchs Mittelmeer sind die Flüchtlinge am Sonntag des Rettungsschiffs "Aquarius" in Spanien angekommen. Die Flüchtlinge waren vor Libyen gerettet worden. Italien hatte ihnen jedoch eine Einfahrt in einen Hafen verwehrt.

Migranten warten auf einen Gesundheitscheck (dpa)
Migranten warten auf einen Gesundheitscheck / ( dpa )

Das vor einer Woche von Malta und Italien zurückgewiesene Rettungsschiff «Aquarius» ist am Sonntag mit 106 Migranten an Bord im spanischen Valencia eingetroffen. Wie örtliche Medien berichteten, wurden die aus libyschen Gewässern geretteten Personen von Mitarbeitern des spanischen Roten Kreuzes in Empfang genommen. Es gehe darum, "eine menschliche Tragödie zu vermeiden", teilte Spaniens neuer sozialistischer Ministerpräsident Pedro Sanchez mit.

Das erste Schiff, die "Dattilo", legte nach Berichten der italienischen Nachrichtenagentur Ansa bereits am Morgen an. Die Flüchtlinge waren am 10. Juni vor Libyen gerettet worden, Italien hatte der "Aquarius" aber die Zufahrt in einen Hafen verwehrt. Spanien hatte sich dann zur Aufnahme bereiterklärt. Um die Flüchtlinge auf der "Aquarius" kümmerte sich auf der beschwerlichen und von schlechtem Wetter geprägten Weiterfahrt die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen", die das Schiff zusammen mit SOS Méditerranée betreibt.

Papst: Migranten nicht als Nummern sehen

In der erbitterten europäischen Debatte um den Umgang mit Migranten hat Papst Franziskus das Wort für die Flüchtlinge ergriffen. Jesu Christu möge "uns und unsere Welt lehren, denen nicht zu misstrauen und diejenigen nicht der Gewalt der Wellen zu überlassen", die ihre Heimat auf der Flucht vor Hunger und Ungerechtigkeit verlassen müssen, sagte der Pontifex am Freitag bei einer Audienz in Rom.

Er rief die Menschen dazu auf, nicht im Überfluss zu leben, sondern Mitgefühl mit den Schwächsten zu haben. Am Vortag hatte das Katholikenoberhaupt davor gewarnt, Migranten nur als "Nummern" anzusehen. Es gehe um "Menschen mit ihrer eigenen Geschichte, ihrer Kultur, ihren eigenen Gefühlen und ihren eigenen Wünschen". "Diese Personen, die unsere Brüder und Schwestern sind, brauchen andauernden Schutz, unabhängig von ihrem Migrationsstatus."

"Schnelle Reaktion und Großherzigkeit"

Wie Valencias Kardinal Antonio Canizares mitteilte, sprach Franziskus der Erzdiözese seine Anerkennung für die "schnelle Reaktion und Großherzigkeit" aus. "Euer Verhalten hat mich gerührt", zitierte der Erzbischof den Papst. Malta und Italien hatten eine Aufnahme des Rettungsschiffs mit mehr als 600 Migranten an Bord abgelehnt. Die "Aquarius" ist nun unterwegs nach Valencia, wo sie am Sonntag eintreffen soll. Canizares hat eigens einen Stab eingerichtet, der Möglichkeiten zur Aufnahme und Begleitung der Menschen im Erzbistum organisieren soll.

Unterdessen kündigte Italiens Innenminister Matteo Salvini am Samstag auf Facebook an, zwei weiteren Rettungsschiffen die Einfahrt in italienische Häfen zu verweigern. Die betroffenen Schiffe "Seefuchs" und "Lifeline" werden von den deutschen Organisationen "Sea-Eye" und "Mission Lifeline" genutzt.

Seit Anfang 2018 hat Spanien ungefähr genauso viele Migranten und Flüchtlinge aufgenommen wie Italien. Die neue italienische Regierung, die sich selbst als populistisch definiert, fühlt sich mit dem Flüchtlingsproblem von der EU alleingelassen. Auch in Spanien hat gerade die Regierung gewechselt: von konservativ zu sozialistisch.


Seenotrettung im Mittelmeer auf der Aquarius / © Patrick Bar (SOS Mediterranee)
Seenotrettung im Mittelmeer auf der Aquarius / © Patrick Bar ( SOS Mediterranee )

Erzbischof Antonio Canizares / © gemeinfrei
Erzbischof Antonio Canizares / © gemeinfrei
Quelle:
KNA , epd