Erzbischof Schick über deutsch-afrikanisches Bischofstreffen

"Ohne die Frauen geht es nicht"

Fünf Tage lang haben sich deutsche und afrikanische Bischöfe in Madagaskar getroffen. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick war dabei - und erklärt, warum in der Männerrunde vor allem die Rolle der Frau im Fokus stand.

Deutsch-Afrikanisches Bischofstreffen auf Madagaskar / © Kopp (DBK)
Deutsch-Afrikanisches Bischofstreffen auf Madagaskar / © Kopp ( DBK )

DOMRADIO.DE: Die Bischöfe aus Afrika und Deutschland wollen sich verstärkt gemeinsam für eine gerechtere Welt einsetzen. Was kann denn die Kirche tun, um Politiker dazu zu bringen, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen?

Erzbischof Ludwig Schick (Bamberger Erzbischof und Vorsitzender der Kommission Weltkirche in der Deutschen Bischofskonferenz): Der große Einfluss, den wir haben, sind die Christen selbst. Sie können in der Politik, Wirtschaft und im Bildungsbereich Aufgaben übernehmen, die dann zu einer gerechteren Welt führen.

DOMRADIO.DE: Sie haben auch eine Botschaft verfasst. Werden denn diese Botschaften gehört? Oder fürchten Sie, dass die Politiker diese einfach ignorieren können?

Erzbischof Schick: Das gibt es natürlich auch. Nicht alle Politiker werden unsere Botschaft sofort hören und umsetzen wollen. Es steht ja auch manches Kritisches darin. Aber es gibt auch welche, die wirklich etwas für ihr Land tun wollen und die überzeugt sind, dass die Kirche eine Partnerin ist, mit der man gut zusammenarbeiten kann.

Wenn die Kirche in Afrika auch noch mit der Kirche in Deutschland in gutem Kontakt ist, dann können wir wirklich etwas voranbringen.

DOMRADIO.DE: Sie haben in der Abschlussbotschaft gezielte Forderungen gestellt. Zum Beispiel, dass die gezielte Diskriminierung von Frauen in vielen Ländern aufhören muss. Warum ist das so wichtig?

Erzbischof Schick: Das hat ein afrikanischer Bischof eingebracht. Wir haben das natürlich gerne aufgenommen, weil die Entwicklung eines Landes ohne die aktive Mitwirkung von Frauen nicht voran geht. In der Familie, der Keimzelle von Kirche und Gesellschaft, haben Frauen eine ganz wichtige Funktion. Das gilt auch für das Bildungs- und Gesundheitswesen. Da müssen sie wirklich mitwirken können.

Wir wollen natürlich auch, dass Frauen auch bei politischen Entscheidungen mitbestimmen können, weil das für eine gerechte Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit eine ganz wichtige Rolle spielt - für eine gute, gerechte und zukunftsorientierte Gesellschaft.

DOMRADIO.DE: Die katholischen Hilfswerke missio und Misereor waren auch bei dem Treffen mit dabei. Welche Funktion haben die?

Erzbischof Schick: Das sind ja die Werke der katholischen Kirche, die Geld sammeln und die Projekte, die die Bischöfe und Ordensleute vor Ort wollen und für wichtig halten, finanzieren und begleiten, damit das wirklich gut wird. Unsere Werke Misereor und missio stehen da an vorderster Stelle. Wir unterstützen sie finanziell und ideell, damit sie auch in Afrika gut wirken können.

DOMRADIO.DE: Sie haben vieles miteinander besprochen, aber Sie hatten auch etwas Freizeit zusammen. Was haben Sie denn da gemacht?

Erzbischof Schick: Wir haben gebetet und Gottesdienste gefeiert. Aber auch der Erhalt der Schöpfung war Thema. Wir haben uns beispielsweise einen Park angeschaut, in dem uns gezeigt wurde, wie die Lebensgrundlagen von Natur und Tieren, insbesondere von Lemuren gefährdet sind.  Wir haben in der Stadt Recycling-Projekte besucht.  Wir haben uns auch mit vielen Menschen getroffen, die wirklich in großer Armut leben. Madagaskar ist ein sehr bevölkerungsreiches Land, viele Menschen haben keinen richtigen Zugang zum Trinkwasser oder zum Bildungswesen. Das ist auch etwas, wo wir mitwirken können, damit sich das ändert.


Erzbischof Ludwig Schick / © Nicolas Armer (dpa)
Erzbischof Ludwig Schick / © Nicolas Armer ( dpa )

Dorf auf Madagaskar  / © Kopp (DBK)
Dorf auf Madagaskar / © Kopp ( DBK )
Quelle:
DR