Patriarch Kyrill verurteilt Attentat auf Kirchgänger in Dagestan

Unklares Motiv

Kurz nach einem Gottesdienst hat ein Mann in der südrussischen Unruheregion Dagestan mehrere Menschen getötet. Er selbst wurde am Tatort von der Polizei erschossen. Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill verurteilt das Attentat scharf.

Russische Kapelle (Symbolbild) / ©  Andreas Arnold (dpa)
Russische Kapelle (Symbolbild) / © Andreas Arnold ( dpa )

In der russischen Kaukasus-Republik Dagestan sind am Montag in allen orthodoxen Kirchen Gedächtnisgottesdienste für die Opfer des Attentats auf Gläubige abgehalten worden. In der Stadt Kisljar hatte ein 22-Jähriger am Sonntag fünf Frauen getötet, die nach einem Gottesdienst gerade die orthodoxe Georgskirche verließen.

Attentäter wurde erschossen

Vier Frauen waren sofort tot, eine weitere sei im Krankenhaus gestorben, hieß es. Der Mann soll mit einem Jagdgewehr auch auf einen Polizisten und ein Mitglied der Nationalgarde geschossen haben.

Der mutmaßliche Täter wurde am Tatort von der Polizei erschossen. Er hatte nach Angaben der Nachrichtenagentur Tass auch ein Messer bei sich. Sein Motiv ist noch unbekannt. Die Agentur Interfax meldet unter Berufung auf das Ermittlungskomitee, bei dem Angreifer handele es sich um einen 1995 geborenen Bewohner von Kisljar. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" bekannte sich zu der Tat, ohne Belege dafür zu veröffentlichen. Zeitungen zitierten einen Priester, der gehört haben will, wie der Angreifer "Allahu Akbar" rief. 

Patriarch Kyrill verurteilt Tat

Der russisch-orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill verurteilte die Bluttat scharf. Das "monströse Attentat" zum Beginn der orthodoxen Fastenzeit könne als Provokation gesehen werden, um eine Konfrontation zwischen Orthodoxen und Muslimen herbeizuführen; diese lebten "seit Jahrhunderten in Frieden miteinander im Kaukasus".

Erzbischof Warlaam von Makhatschkala betonte, es werde niemandem gelingen, "Frieden und Eintracht" in der multinationalen und multikonfessionellen Republik Dagestan zu zerstören: "Trotz allem waren und sind wir Orthodoxen und unsere Brüder, die sich zum Islam bekennen, gute Nachbarn und Kinder des einen Vaters - und wir werden das immer sein".

Unruhige Region

Tschetscheniens Präsident Ramzan Kadyrow zeigte sich am Montag zutiefst schockiert über das grausame Verbrechen, für das es keinerlei Entschuldigung geben könne. Der Täter habe keine Religion gehabt. Nun gehe es darum, mögliche Hintermänner ausfindig zu machen und exemplarisch zu bestrafen. Im nördlichen Kaukasus habe es immer "enge Zusammenarbeit und gegenseitiges Verständnis" zwischen Muslimen und Christen gegeben, so Kadyrow. 

Im Nordkaukasus kommt es immer wieder zu Schießereien, die sich besonders gegen die Behörden richten. In der Region kämpfen kriminelle Banden sowie radikalislamische Gruppen gegen die Zentralregierung. Mehrere hundert Menschen haben sich der Terrormiliz IS angeschlossen.


Quelle:
dpa