Proteste gegen indisches Handelsverbot mit Kühen

Diktat des Staates

Religiöse Minderheiten in Indien protestieren gegen das landesweite Verbot des Handels mit Kühen als Schlachtvieh durch die Regierung von Premierminister Narendra Modi. Das Verbot sei eine "Verletzung der Menschenrechte".

Streit um die Kühe in Indien / © Divyakant Solanki (dpa)
Streit um die Kühe in Indien / © Divyakant Solanki ( dpa )

Das sagte der Generalsekretär der katholischen Bischofskonferenz, Bischof Theodore Mascarenhas, dem asiatischen Pressedienst Ucanews. Kühe gelten den Hindus als heilige Tiere. Das Verbot fördere "Morde und Lynchjustiz im Namen des Kuhschutzes".

Kritik an Regierung

Christy Abraham, Generalsekretär der ökumenischen Nationalen Föderation der Christen, fragte: "Wie kann die Regierung diktieren, was man essen darf und was nicht? Die gegenwärtige Regierung drückt durch Aberkennung fundamentaler Bürgerrechte ihr Ziel durch, Indien in einen theokratischen Staat zu verwandeln." Für Christen und Muslime, die 20 Prozent der indischen Bevölkerung ausmachen, ist Rindfleisch eine erschwingliche Protein-Zufuhr.

Die Indische Volkspartei (BJP) von Premier Modi gilt als politischer Arm der hindu-nationalistischen Bewegung, die aus Indien einen hinduistischen Gottesstaat machen möchte. Der selbsternannte radikale "Welt-Hindu-Rat" kündigte nach dem Handelsverbot gegenüber indischen Medien an, jedem, der weiter mit Kühen handele, die "Kehle durchzuschneiden". Sogenannte Kuhrächer haben in den vergangenen Monaten durch Morde vornehmlich an Muslimen, die Rindfleisch gekauft hatten, für Schlagzeilen gesorgt.

Die BJP hatte im Mai 2014 die Parlamentswahl haushoch gewonnen. In 17 der 29 Bundesstaaten stellt sie die Regierung, darunter im mit 205 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten Bundesstaat Uttar Pradesh.

Bundesstaaten kündigen Widerstand an

Einige noch von der Kongresspartei regierte Bundesstaaten wie Kerala, Westbengalen und Tripura kündigten an, sich über das Verbot des Handels mit Kühen hinwegzusetzen.

Mamata Banerjee, Chefministerin von Westbengalen, kritisierte laut indischen Medien zudem den Zeitpunkt des Verbotes nur wenige Tage vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan. In vielen Städten ließ die indische Regierung in den vergangenen Tagen Proteste gegen das Verbot durch Polizei niederschlagen.

Kritiker warnen auch vor den Auswirkungen des Handelsverbots mit Kühen als Schlachtvieh auf Indiens Wirtschaft. 20 Prozent der weltweiten Rindfleischexporte kamen 2016 aus Indien. Der Anwalt Govinda Yadav sagte Ucanews: "Das löscht Unternehmen in der Leder- und Nahrungsmittelbranche sowie in verwandten Sektoren aus und treibt Millionen Menschen in die Arbeitslosigkeit."

 

Quelle:
KNA