Franziskus beschließt das Jubiläum des Dominikanerordens

Mit dem Segen des Papstes ins neunte Jahrhundert

Ein Jahr lang hat sich der Dominikanerorden seines 800. Gründungstages erinnert. Mit einer Papstmesse startet die Gemeinschaft, die noch heute zu den größten der katholischen Kirche zählt, nun in ihr neuntes Jahrhundert.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Heiliger Dominikus / © Erika Rebmann (KNA)
Heiliger Dominikus / © Erika Rebmann ( KNA )

Wie vor 800 Jahren spricht das entscheidende Wort der Papst. Damals war es Honorius III. (1216-1227), der dem Dominikanerorden am 22. Dezember 1216 seine Bestätigungsurkunde übergab. Heute ist es Papst Franziskus, der die Gemeinschaft am Samstag bei einem festlichen Gottesdienst in der römischen Lateranbasilika segnet und sie damit quasi ins neunte Jahrhundert ihres Wirkens entlässt.

Das Vierte Laterankonzil unter Papst Innozenz III. hatte erst Ende 1215 ein Dekret beschlossen, das bereits bei seiner Verabschiedung überholt war: Es solle keine neuen Ordensregeln mehr geben, die nicht auf der des heiligen Benedikt oder des heiligen Augustinus basieren.

Predigt als Waffe gegen Häresie

Dabei war damals in Toulouse bereits der "Bettelorden" der Dominikaner auf den Plan getreten, der die Predigt als Waffe gegen Häresie einsetzte. Innozenz' Nachfolger Honorius III. (1216-1227) erkannte die Regel der Dominikaner umgehend an. 1223 folgten die Franziskaner, 1226 die Karmeliter.

Die Dominikaner entstanden im Kontext eines Religionskriegs. Tief im Katharergebiet gewann der spanische Adlige Dominikus von Caleruega mit seiner Überzeugungskraft Gefährten, mit denen er in Fanjeaux bei Carcassonne über eine Ordensgründung nachdachte. 1215 fiel in der Hauptstadt der Grafschaft Toulouse die Entscheidung, künftig eine Gemeinschaft zu sein; eine Gemeinschaft, die schon bald zu den größten Orden der Kirche gehören sollte: der Predigerorden - Ordo praedicatorum, OP - oder schlicht: die Dominikaner.

Noch hießen sie nicht so; noch stand die Bestätigung durch den Papst aus. Doch von jenem Tag im April 1215 an wussten die Männer um Dominikus, was sie sein und was sie tun wollten: in radikaler Armut den katholischen Glauben predigen inmitten von Ketzerei und Irrlehre.

Radikale Büßerethik

In Südfrankreich grassierte seit Mitte des 12. Jahrhunderts die Sektenbewegung der Katharer, eine Häresie, die wohl die Kreuzzüge aus dem Orient importiert hatten. Die eigentümliche und radikale Büßerethik, ja Weltflucht der Katharer (griech. "katharoi", die Reinen) traf offenbar einen Nerv bei den so lebensfrohen wie frommen Südfranzosen.

Jedenfalls breitete sich die Lehre in einer für Rom beunruhigenden Weise aus. Ihre Anhänger wurden - nach ihrer nahen Hochburg Albi - auch "Albigenser" genannt. Geschickt verknüpfte die französische Krone die römischen Ängste vor den Häretikern mit ihren eigenen territorialen Interessen, und so nutzte sie ihren sogenannten Albigenser-Kreuzzug (1209-1229) zur Unterwerfung der Grafschaft.

Diego von Acebo, Zisterzienser und Bischof von Osma in Kastilien, und sein wortgewandter Subprior Dominikus schüttelten ob des selbstherrlichen, prunkvollen und brutalen Auftretens der Kreuzzügler nur den Kopf. So war den albigensischen "Büßern" sicher nicht beizukommen. Im Sonderauftrag des Papstes setzten sie als Missionare allein auf das Wort Gottes und die Predigt, ohne allen Luxus und Ornat. Solange, bis der erschöpfte Diego von Innozenz III. in seine Diözese zurückbeordert wurde - und dort 1207 starb.

Neue Gefährten

Dominikus machte allein weiter und gewann nach und nach neue Gefährten. Der Erfolg für die Mühsal, als Wanderprediger unter den Bedingungen des Kriegsrechts eine radikale Sekte davon abzubringen, fast alle Lehren des Christentums abzulehnen, waren bescheiden. Doch dann bekamen sie einen offiziellen Auftrag: Fulko, Bischof im albigensisch infizierten Toulouse, erteilte ihnen eine umfassende Predigterlaubnis für seine Diözese.

Wie andere Neuansätze des Mönchtums im Hochmittelalter - Cluniazenser, Zisterzienser, Franziskaner - gewannen nun auch die "Dominikaner" rasch an Einfluss. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass diese großen religiösen Reformorden einem paradoxen Zyklus unterlagen. Gegründet von glühenden Asketen, die das Armutsideal des Mönchtums erneuern wollten, zogen sie mit ihrer Strahlkraft Hunderte junger Gottsucher an - und Hunderte frommer Stiftungen, mit denen der Adel sein ewiges Seelenheil befördern wollte. Aus radikal armen Bewegungen wurden so mächtige europaweite Imperien.

Bei den Dominikanern war es mehr noch ein Zuwachs an theologischer Bildung, mit Gründungen in den Universitätsstädten Bologna und Paris. Nach Einführung der päpstlichen Sonderjustiz der Inquisition 1234 übernahmen die Dominikaner neben der Predigt auch dieses Amt - was sie zu dieser Zeit nicht immer beliebt machte.


Quelle:
KNA