Chinas offizielle Kirche tagt erstmals seit Jahren

"Pragmatischere und flexiblere Haltung"

Der Vatikan und China unterhalten seit 1951 keine offiziellen Beziehungen mehr. Jetzt verlangt Chinas oberster Religionsfunktionär offenbar mehr Zugeständnisse vom Vatikan. Darüber berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". 

Kruzifix in katholischer Kirche in China / © Katharina Ebel (KNA)
Kruzifix in katholischer Kirche in China / © Katharina Ebel ( KNA )

Peking sei bereit, mit dem Vatikan konstruktive Gespräche zu führen. Der Vatikan müsse aber eine pragmatischere und flexiblere Haltung zeigen, sagte der Leiter des Staatlichen Religionsamtes, Wang Zou-an, demnach bei der ersten Konferenz der offiziellen und regierungstreuen katholischen Kirche in Peking seit sechs Jahren.

An der bis Donnerstag dauernden Tagung nehmen Bischöfe und Kirchenvertreter aus ganz China teil. Sie sollen sechs Millionen Katholiken repräsentieren. Der Konferenz gilt besondere Aufmerksamkeit, da es in letzter Zeit vermehrt Nachrichten über eine bevorstehende Einigung zwischen dem Vatikan und Peking über die Frage von Bischofsernennungen gegeben hat. Die letzte Konferenz der chinesischen Kirche war vom Vatikan noch als nicht den Regeln der Kirche entsprechend kritisiert worden.

In einer vorsichtig positiven Stellungnahme des Vatikan hatte es kurz vor Weihnachten geheißen, die Katholiken in China erwarteten von der Konferenz ein Zeichen, das ihnen Vertrauen in den Dialog zwischen dem Vatikan und den chinesischen Behörden sowie Hoffnung auf eine Zukunft in Einheit und Harmonie geben würde.

Mehrere Verhandlungsrunden

Seit Papst Franziskus seine Absicht bekundet hat, die Beziehungen zu China zu verbessern, hat es mehrere Verhandlungsrunden zwischen dem Vatikan und Peking gegeben. Einige Bischofsernennungen in jüngster Zeit waren sowohl vom Papst als auch von der chinesischen Regierung genehmigt worden. Dies galt als Anzeichen einer möglichen bevorstehenden Einigung. China verlangt vom Vatikan, die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abzubrechen. Umstritten ist die Zukunft der sogenannten Untergrundkirche, deren Gläubige dem Papst die Treue halten und die ihre eigenen Bischöfe und Priester hat. Sie werden von der chinesischen Regierung als «illegal» bezeichnet.

Der Vatikan und China unterhalten seit 1951 keine offiziellen Beziehungen. Die Katholiken sind seitdem in zwei Gruppen gespalten, die regimetreue «Patriotische Vereinigung» und die romtreue Untergrundkirche. Letztere ist staatlichen Repressalien ausgesetzt; mehrere Bischöfe und Priester sitzen in Haft. Nach offiziellen Angaben zählt die katholische Kirche in China 5,7 Millionen Mitglieder, nach inoffiziellen Angaben etwa 12 Millionen.

Diskussion um Ernennung von Bischöfen

Die Ernennung von Bischöfen ist seit langem zentraler Streitpunkt. Der Vatikan beansprucht das Recht, Bischöfe frei zu bestimmen. China lehnt dies als Einmischung in innere Angelegenheiten ab. Die Regierung besteht auf einer umfassenden Kontrolle über die katholische Kirche. Nach längerer Unterbrechung wurden Bischöfe seit

2007 in der Regel in Abstimmung zwischen Vatikan und Regierungsbehörden geweiht. Seit 2011 kehrte Peking immer wieder zur alten Praxis zurück und ernannte Bischöfe ohne römische Genehmigung.


Quelle:
KNA