Erzbischof von Cali erhält für Friedensengagement Morddrohungen

"Tod dem kommunistischen Klerus"

Noch kein echter Frieden in Kolumbien. Der Erzbischof von Cali erhält für sein Engagement im Friedensprozess mit den Guerillagruppen Morddrohungen. Dario de Jesus Monsalve will trotzdem weitermachen.

Autor/in:
Tobias Käufer
Erzbischof von Cali, Dario de Jesus Monsalve  / © Tobias Käufer (KNA)
Erzbischof von Cali, Dario de Jesus Monsalve / © Tobias Käufer ( KNA )

Die vorweihnachtliche Botschaft war eindeutig: Unbekannte schoben am Wochenende dem Erzbischof von Cali, Dario de Jesus Monsalve, ein Flugblatt unter seiner Tür hindurch. Darauf stand: "Tod der FARC, Santos und dem kommunistischen Klerus".

Der Schock über die Morddrohung in dem südamerikanischen Land, das gerade mit der Umsetzung des wackeligen Friedensprozesses kämpft, ist groß. Der Polizeichef von Cali, der zweitgrößten Stadt Kolumbiens, kündigte an, sich mit dem Erzbischof zusammenzusetzen, um ein Sicherheitskonzept zu entwickeln. "Cali ist nicht einfach", sagte Monsalve in einer ersten Reaktion. "Wir haben schon einmal eine sehr schmerzhafte Erfahrung gemacht.

Im Alter von 63 Jahren war 2002 Erzbischof Isaias Duarte Cancino ermordet worden. Damals kamen die Mörder allerdings aus den Reihen der Guerilla. Der aufgrund seines Engagements für die Menschenrechte auch im Ausland sehr bekannte Duarte hatte sich öffentlich mit der FARC- und der ELN-Guerilla angelegt.

Viel Anerkennung, aber auch viel Feindschaft

Seine Kritik an den Guerillagruppen, die stark in den Drogenhandel verwickelt sind, machte ihn zu einer anerkannten Persönlichkeit, trug ihm allerdings auch viel Feindschaft ein. 1999 machte der Bischof internationale Schlagzeilen, als er Mitglieder der linken Terrororganisation ELN exkommunizierte, weil diese 150 Menschen aus einer Kirche in Cali entführt hatten.

2012, zehn Jahre nach seiner Ermordung, wurden dafür vier Anführer der FARC in Abwesenheit zu jeweils 25 Jahren Haft und hohen Geldstrafen verurteilt. Unter ihnen ist auch der aktuelle FARC-Chef "Timochenko", der erst vor wenigen Wochen das weltweit beachtete Friedensabkommen mit der Regierung von Staatspräsident Juan Manuel Santos unterzeichnete. Der Fall dürfte nun einer für die umstrittene Amnestieregelung werden - falls er nicht komplett neu aufgerollt wird.

Popularität durch Einsatz für Friedensprozess in Kolumbien

So schließt sich nun ein Kreis. Wieder gerät ein Erzbischof aus der Hauptstadt des Salsa ins Visier dunkler Mächte. Der 68-jährige Monsalve ist wegen seines Einsatzes für soziale Gerechtigkeit und für den Friedensprozess in Kolumbien äußerst populär. Das liegt auch daran, dass der frühere Weihbischof in Medellin ein gefragter Interviewpartner im kolumbianischen Fernsehen ist.

Zuletzt gelang es Calis Erzbischof immer wieder, die schwierigen Verhandlungen über Geiselfreilassungen mit der ELN-Guerilla zu moderieren. Das hat ihm bei den Rebellen den Ruf eines zuverlässigen Verhandlungspartners, bei den ultrarechten Paramilitärs allerdings den Status eines Verräters eingebracht.

"Wir dürfen nicht aufhören, neue Impulse für den Frieden zu geben"

Welch hohes Ansehen der in Valparaiso im Departement Antioquia geborene Jesus Monsalve in der kolumbianischen Kirche genießt, ist auch daran abzulesen, dass er als Koordinator der Bischofskonferenz für die Friedensgespräche mit der ELN-Guerilla fungieren soll, wenn diese im Januar aufgenommen werden. Allein seine Bereitschaft, als Vermittler und Zuhörer der Guerilla zur Verfügung zu stehen, nehmen ihm ultrarechte Kreise offenbar sehr übel.

"Wir dürfen nicht aufhören, neue Impulse für den Frieden zu geben", zeigt sich der Erzbischof unbeeindruckt - und er erhält Unterstützung aus der Führungsetage der FARC-Rebellen. Ivan Marquez, nach FARC-Chef "Timochenko" der prominenteste Guerilla-Kommandant, forderte Schutzmaßnahmen für den Bischof. Auch von Menschenrechtsorganisationen und Sozialen Bewegungen sind viele besorgte Stimmen zu vernehmen.

Drohung gegen Monsalve

Der Chefunterhändler der Regierung für die Gespräche mit der ELN, Juan Camilo Restrepo, verurteilte "mit aller Entschiedenheit" die Drohung gegen Monsalve. Dieser versucht trotz allem, weiter seine Friedensarbeit zu leisten - und verzichtet deshalb ganz bewusst auf Leibwächter: "Ich werde mich nicht verhalten wie jemand, der bedroht wird, und ich fühle mich auch nicht so."


Quelle:
KNA