US-Bischöfe mit neuer Spitze

Erklärung zum Thema Einwanderung

Die Stimmung in der Bevölkerung im Wahljahr und eigene personelle Entscheidungen haben die Herbstvollversammlung der US-Bischöfe bestimmt. Erstmals wurde ein Hispanic zum USCCB-Vize gewählt.

Daniel Nicholas Kardinal DiNardo / © Paul Haring (KNA)
Daniel Nicholas Kardinal DiNardo / © Paul Haring ( KNA )

Kardinal Daniel N. DiNardo (67), Erzbischof von Galveston-Houston/Texas, steht in den kommenden drei Jahren an der Spitze der katholischen US-Bischofskonferenz (USCCB). Somit folgten die Bischöfe ihrer Tradition und bestimmten den bisherigen Stellvertreter gleich im ersten Wahlgang zum Nachfolger von Erzbischof Joseph E. Kurtz (70) von Louisville/Kentucky.

Zum Stellvertreter des 2007 von Benedikt XVI. zum Kardinal erhobenen DiNardo wählten die Bischöfe bei ihrer Herbstvollversammlung in Baltimore/Maryland (14.-16. November) den in Mexiko geborenen Erzbischof José H. Gómez Velasco (64) von Los Angeles/Kalifornien.

Erstmals ein Hispanic

Dass mit Gómez erstmals ein Hispanic zum USCCB-Vize gewählt wurde, sehen Beobachter auch als ein Signal für den künftigen Präsidenten Donald J. Trump, der im Wahlkampf angekündigt hatte, an der Grenze zu Mexiko eine Mauer errichten und bis zu 11 Millionen Einwanderer ohne Papiere abschieben zu wollen. Gómez, der sich immer wieder für die Rechte von Einwanderern und Flüchtlingen einsetzt, versprach denn auch, ohne Trump namentlich zu erwähnen, die Kirche werde vor allem den "illegalen Migranten" beistehen und diese "nicht alleine lassen". Der Opus-Dei-Mann leitet seit 2011 das zahlenmäßig größte US-Bistum mit einem hohen Anteil von Latinos.

Am ersten Tag ihres Treffens haben die Bischöfe einstimmig eine Erklärung zum Thema Einwanderung angenommen. Darin betonen sie, "Menschen zu dienen und willkommen zu heißen, die vor Gewalt und Konflikten in verschiedenen Teilen der Welt fliehen, ist Teil unserer Identität als Katholiken". An dieser "lebensrettenden Tradition" werde die Kirche festhalten. Auch der bisherige USCCB-Vorsitzende Kurtz hatte an die Adresse der illegalen Migranten zugesichert: "Wir stehen zu Euch." Die betroffenen Familien sollten wissen, "dass wir sie in unseren Herzen tragen und die künftige Regierung mit dem Thema befassen werden".

Auftreten gegen Rassismus

Der schwarze Erzbischof Wilton D. Gregory (Atlanta) rief seine Amtsbrüder auf, so rasch wie möglich eine Erklärung zum wieder zunehmenden Rassismus zu veröffentlichen. Nach den zurückliegenden Zwischenfällen, bei denen Schwarze von Polizisten getötet wurden, herrsche in vielen betroffenen Gemeinden Wut und Bereitschaft zu gewaltsamen Protesten. Dem müsse die Kirche auf allen Ebenen entgegenwirken. Der Präsidentschaftswahlkampf habe Spannungen gefördert und große Verunsicherung hinterlassen.

Weiteren entschiedenen Einsatz für die Religionsfreiheit mahnte Erzbischof William E. Lori (Baltimore), der Vorsitzende des entsprechenden Ad-hoc-Komitees der USCCB, an. Zu diesem Engagement in der Öffentlichkeit müssten auch die Laien ermutigt werden. In diesem Kontext appellierten einige Bischöfe der unierten Ostkirchen an den Episkopat, den bedrängten Christen im Nahen Osten noch größere Aufmerksamkeit zu widmen. Deren Leben und Religionsfreiheit werde von einigen Regierungen in der Region, derzeit aber besonders durch den «Islamischen Staat» gefährdet.

Warten auf Präsident Trump

Dem künftigen Präsidenten Trump stehen die Bischöfe noch abwartend gegenüber. Sie bieten ihm selbstverständlich ihre Zusammenarbeit im Sinne des Gemeinwohls an und setzen ihre Hoffnungen vor allem auf die Positionen der Republikaner beim Lebensschutz. Noch aber sind viele Fragen offen.

Erstmals lagen den Bischöfen genauere Daten zur Zusammensetzung der gut 77 Millionen Katholiken vor. Der Anteil der Hispanics ist inzwischen auf knapp 30 Millionen gestiegen. Fast 3 Millionen Katholiken haben asiatische Wurzeln, 2,1 Millionen sind Afro-Amerikaner und gut 500.000 gehören der indianischen Urbevölkerung an, wie aus der Studie der Georgetown-Universität hervorgeht. Die katholische Kirche ist somit eine der ethnisch und kulturell vielfältigsten Gemeinschaften in den USA.

Ein weiteres Thema in Baltimore war der Bericht von Kardinal Timothy M. Dolan (New York) über den Stand der Vorbereitungen eines mehrtägigen Katholikentreffens im Juli, bei dem über die Rolle des Evangeliums im gesellschaftlichen Alltag beraten werden soll. Zudem begeht die USCCB 2017 ihr 100-jähriges Bestehen.


Quelle:
KNA