Deutscher Ex-Polizist wird Eremit in der Schweiz

Ein neuer Einsiedler

Die Schweizer Verenaschlucht bekommt einen neunen Einsiedler: Ein ehemaliger Polizist "mit christlichem Hintergrund" übernimmt ab Oktober die Verantwortung. Von Einsamkeit kann aber keine Rede sein - die Schlucht besuchen viele Ausflügler.

Ex-Polizist wird Einsiedler in der Schweiz / © Oliver Berg (dpa)
Ex-Polizist wird Einsiedler in der Schweiz / © Oliver Berg ( dpa )

Der Bürgerrat der Gemeinde Solothurn wählte laut einer Mitteilung Michael Daum (55) zum Nachfolger von Schwester Benedikta. Sie hatte die Einsiedelei Sankt Verena im Februar verlassen. Der neue Einsiedler ist den Angaben zufolge Katholik und stammt aus Baden-Württemberg. Daum sei geschieden und Vater von vier erwachsenen Kindern.

Seinen ersten Beruf als Polizist habe er wegen eines Dienstunfalls aufgeben müssen. Das Leben und Meditieren in verschiedenen Klöstern, die christliche Kontemplation und Schweigekurse hätten ihn zu der Bewerbung bewogen, hieß es weiter. Dienstantritt soll bereits am Samstag den 1. Oktober sein.

Nach zwei Frauen wieder ein Mann

Mit Daum wird nun nach zwei Frauen wieder ein Mann Eremit in der Verenaschlucht. Schwester Benedikta hatte dort rund eineinhalb Jahre gelebt. Der Ort habe ihr nicht das spirituelle Leben ermöglicht, das sie suche. Auch ihre Vorgängerin hatte die Einsiedelei verlassen, weil ihr der Rummel zu viel geworden war. Die Schlucht ist ein viel besuchter Ausflugsort.

Hauptaufgaben des neuen Eremiten sind laut Ausschreibung die "Betreuung und Beaufsichtigung der Einsiedelei". Dazu gehörten die Reinigung des Geländes und des Schluchtenweges sowie Hausmeisterarbeiten für die beiden Kapellen Sankt Verena und Sankt Martin. Auch das Pflegen des Barockgartens und das Mähen der Wiesen vor der Klause sowie der Kontakt zu den Besuchern gehören zum Pflichtenheft.

Das Einsiedlertum gehört zur Tradition

Die Tradition eremitischen Lebens in der Einsiedelei Sankt Verena reicht bis mindestens in die Mitte des 15. Jahrhunderts zurück. Der Lebensunterhalt der Einsiedler wird nach alter Gepflogenheit von der Bürgergemeinde Solothurn finanziert. Die heilige Verena (um 260-320/344) gehört zu den meistverehrten Heiligen des ehemaligen Bistums Konstanz. Der Legende nach soll sie sich um 300, aus Oberägypten kommend, in der Gegend um Solothurn aufgehalten haben. Sie soll einige Jahre in der Höhle hinter der heutigen Martinskapelle gelebt und sich Kranker und Bedürftiger angenommen sowie Mädchen in christlicher Lebenskunde unterrichtet haben. In der Stiftskirche von Zurzach werden ihre sterblichen Überreste verehrt.


Quelle:
KNA