Ein Bewaffneter hat in einem Schwulenclub in Florida das schlimmste Schusswaffenmassaker in der jüngeren US-Geschichte angerichtet. Im Folgenden ein Überblick, was über die Tat bisher bekannt ist:
Opfer: Mindestens 50 Menschen sind tot. 53 wurden verletzt, die meisten von ihnen befanden sich am Sonntag noch in kritischem Zustand. Die Opferzahl dürfte laut den behandelnden Ärzten noch steigen.
Der Schütze: Der 29-jährige Omar M. ist US-Bürger, wurde in New York geboren und hat afghanische Wurzeln. Er lebte in Fort Pierce fast 200 Kilometer südlich von Orlando und arbeitete seit 2007 für den privaten Sicherheitsdienst G4S. Deshalb hatte er auch eine Schusswaffenlizenz. Zweimal, 2013 und 2014, nahm das FBI Ermittlungen gegen ihn auf, stellte sie aber wieder ein. Im ersten Fall ging es um aufhetzerische Aussagen gegenüber Arbeitskollegen, im zweiten um seine möglichen Verbindungen zu einem amerikanischen Selbstmordattentäter.
Motiv: Ermittlern zufolge rief er vor der Tat beim Polizei-Notruf an und bekannte sich zur Terrormiliz Islamischer Staat. Der Vater des Angreifers schloss einen religiösen Hintergrund aus, deutete aber an, dass sein Sohn von Schwulenhass getrieben gewesen sein könnte. M. sei vor zwei Monaten wütend geworden, als er gesehen habe, dass sich zwei Männer küssten, sagte der Vater dem Sender MSNBC.
Was ist passiert: Ein Angreifer kam am Sonntag gegen zwei Uhr früh mit einem Sturmgewehr und einer Pistole bewaffnet in den gut besuchten Schwulenclub Pulse in Orlando und eröffnete das Feuer. Wenig später lieferte er sich laut der Polizei ein Feuergefecht mit einem Sicherheitsbeamten des Clubs. Daraufhin sei der Schütze in das Gebäude zurückgegangen und habe Geiseln genommen. Eine Spezialeinheit der Polizei stürmte Stunden später den Club und tötete den Angreifer. (dpa/Stand 13.06.16)
13.06.2016
Die katholischen Kirchenführer in den USA verurteilen die schlimmste Massenschießerei in der US-Geschichte. Doch viele tun sich schwer, die Opfer klar zu benennen. Als Ausnahme profiliert sich der Erzbischof von Chicago.
Schock, Trauer und das Mitgefühl mit Opfern und Angehörigen bestimmen auch die kirchlichen Reaktionen nach dem Blutbad von Orlando mit 50 Toten und 53 Verletzten. Inzwischen nehmen auch Spekulationen zu über einen möglichen islamistischen Hintergrund der Tat in einem bekannten Schwulenclub der Stadt. Ob tatsächlich religiöser Hass auf Homosexuelle bei dem muslimischen Täter eine Rolle spielte, ist aber noch längst nicht klar. Ein heikles Thema - für Muslime im Land, für evangelikale Christen und auch für viele katholische Bischöfe.
Erzbischof von Chicago benennt Tabuthema
Aber nicht für alle: Denn Chicagos Erzbischof Blase Cupich spricht nach dem Massaker im "Pulse" das Offenkundige an: "Unsere Gebete und Herzen sind mit den Opfern der Massenschießerei von Orlando, ihren Familien und unseren schwulen und lesbischen Brüdern und Schwestern".
Mit großer Selbstverständlichkeit spricht der Erzbischof, dem eine besondere Nähe zu Papst Franziskus nachgesagt wird, das Tabuthema an. Wohlwissend, dass Orlando als ein Zentrum des christlichen Fundamentalismus gilt, dessen Führer Homosexualität immer wieder mit scharfen Worten verurteilen.
Scharfe Kritik an US-Waffengesetzen
Nicht so Erzbischof Cupich, der jetzt aufruft, auf den Hass mit Liebe zu reagieren: "In Reaktion auf Gewalt: Frieden. Und in Reaktion auf Intoleranz: Toleranz". Starke, bewegende Worte eines Erzbischofs, der auch nicht davor zurückschreckt, über den leichten Zugang zu Waffen zu sprechen.
"Wir können nicht länger zusehen und gar nichts tun", appelliert der Kirchenmann an die US-Politik, die es angesichts wiederholter Massenschießereien bisher nicht geschafft hat, auch nur kleinste Einschränkungen beim Zugang zu kriegstauglichen Waffen zu beschließen.
Wenige klare Worte
Diese unmissverständliche Stellungnahme des Erzbischofs hebt sich deutlich ab von den Reaktionen anderer katholischer Kirchenführer, die zum Gebet aufrufen, darüber hinaus aber eher sprachlos sind. So beklagt etwa der Bischof von Orlando, John Noonan, "den massiven Anschlag auf die Würde des menschlichen Lebens", erwähnt aber nicht mit einem Satz, dass der Angriff Schwule und Lesben in einem einschlägig bekannten Club ins Visier nahm. Noonan spricht von einem Akt, "der sich gegen Gottes Liebe richtet" und lädt zu einer Kerzenandacht in die St.James-Kathedrale von Orlando ein.
Auch der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Kurtz, bringt nicht so klare Worte über die Lippen wie sein Amtsbruder aus Chicago. Er beklagt die "unaussprechbare Gewalt" und fordert zu größeren Anstrengungen auf "zum Schutz des Lebens und der Würde jeder Person".
Verglichen mit dem Massaker in einer afroamerikanischen Kirche in Charleston vor fast genau einem Jahr bleibt Erzbischof Kurtz eher unspezifisch. Damals hatte er klar Stellung bezogen gegen Rassismus und Gewalt, "die überall evident sind".
Schwieriges Verhältnis zum Thema Homosexualität
Experten in den USA sehen hier ein weiteres Zeichen für das anhaltend schwierige Verhältnis vieler Religionsführer zum Thema Homosexualität - weit über die katholische Kirche hinaus. Für Eliel Cruz etwa, die Direktorin der Gruppe "Faith in America", passt es nicht zusammen, wenn Geistliche aller Religionen nur zum Gebet aufrufen, sich ansonsten aber eher dem Kampf gegen Lesben, Schwule und Transsexuelle widmen. Mehr Klarheit wünschen sich hier auch prominente katholische Stimmen: Der populäre jesuitische Publizist James Martin zum Beispiel fordert die katholischen Kirchenführer der USA in einem Tweet auf, eindeutig Stellung zu beziehen gegen Hass und Gewalt, die sich gegen diese Minderheiten richtet.
Die US-Bischöfe versammeln sich zurzeit zu einer nicht-öffentlichen Klausur in Kalifornien. Am Sonntag gab es zunächst noch keine offizielle Stellungnahme der gesamten Bischofskonferenz. Papst Franziskus verurteilte das Massaker als "neue Manifestation tödlichen Wahnsinns und unsinnigen Hasses", die er zutiefst verabscheue und verurteile. Wie der Vatikan weiter mitteilte, bete der Papst für die Familien der Opfer und Verletzten dieser "entsetzlichen und absurden Gewalt".
Der Vorsitzende des muslimischen Dachverbandes "CAIR", Nihat Awad, befand, der Anschlag sei ein Hassverbrechen gewesen. "Wir werden dem Hass niemals nachgeben". Zum Thema Homosexualität äußerte er sich aber auch nicht.
Der Vater von Omar Mateen, dem 29-jährigen Attentäter, lehnt es ab, von religiösen Motiven seines Sohnes zu sprechen. Einen Hass auf Homosexuelle als mögliches Motiv kann er aber nicht ausschließen. So sei sein Sohn entsetzt gewesen, als er kürzlich gesehen habe, wie sich zwei Männer in Miami in aller Öffentlichkeit küssten. Die Debatte wird also weitergehen - nicht nur in Kirchenkreisen.
Ein Bewaffneter hat in einem Schwulenclub in Florida das schlimmste Schusswaffenmassaker in der jüngeren US-Geschichte angerichtet. Im Folgenden ein Überblick, was über die Tat bisher bekannt ist:
Opfer: Mindestens 50 Menschen sind tot. 53 wurden verletzt, die meisten von ihnen befanden sich am Sonntag noch in kritischem Zustand. Die Opferzahl dürfte laut den behandelnden Ärzten noch steigen.
Der Schütze: Der 29-jährige Omar M. ist US-Bürger, wurde in New York geboren und hat afghanische Wurzeln. Er lebte in Fort Pierce fast 200 Kilometer südlich von Orlando und arbeitete seit 2007 für den privaten Sicherheitsdienst G4S. Deshalb hatte er auch eine Schusswaffenlizenz. Zweimal, 2013 und 2014, nahm das FBI Ermittlungen gegen ihn auf, stellte sie aber wieder ein. Im ersten Fall ging es um aufhetzerische Aussagen gegenüber Arbeitskollegen, im zweiten um seine möglichen Verbindungen zu einem amerikanischen Selbstmordattentäter.
Motiv: Ermittlern zufolge rief er vor der Tat beim Polizei-Notruf an und bekannte sich zur Terrormiliz Islamischer Staat. Der Vater des Angreifers schloss einen religiösen Hintergrund aus, deutete aber an, dass sein Sohn von Schwulenhass getrieben gewesen sein könnte. M. sei vor zwei Monaten wütend geworden, als er gesehen habe, dass sich zwei Männer küssten, sagte der Vater dem Sender MSNBC.
Was ist passiert: Ein Angreifer kam am Sonntag gegen zwei Uhr früh mit einem Sturmgewehr und einer Pistole bewaffnet in den gut besuchten Schwulenclub Pulse in Orlando und eröffnete das Feuer. Wenig später lieferte er sich laut der Polizei ein Feuergefecht mit einem Sicherheitsbeamten des Clubs. Daraufhin sei der Schütze in das Gebäude zurückgegangen und habe Geiseln genommen. Eine Spezialeinheit der Polizei stürmte Stunden später den Club und tötete den Angreifer. (dpa/Stand 13.06.16)