Hilfsorganisationen verurteilen Angriffe in Aleppo

Menschen leben am Limit

Die Bevölkerung in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo lebt nach Angaben von Helfern am Limit. "Den Menschen fehlt es an allem. Ihre Häuser sind zerstört, Lebensmittel kaum zu bezahlen. In der Regel gibt es nur eine Stunde Strom am Tag".

Zerstörung in Aleppo / © Syrian Arab News Agenc (dpa)
Zerstörung in Aleppo / © Syrian Arab News Agenc ( dpa )

So hieß es am Freitag seitens der in Aleppo tätigen Franziskaner. "Die wenigen verbliebenen Gebäude haben weder Fenster noch Türen. Das Schlimmste ist, dass die Leute die Hoffnung verlieren. Sie wissen einfach nicht mehr, was sie tun sollen."
Die katholische Ordensgemeinschaft betreibt mehrere Sozialzentren in der Stadt und wird von Misereor unterstützt. Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon kündigte an, die Hilfe für die Partner in Syrien auszuweiten.

Obwohl seit Ende Februar eine Feuerpause zwischen Regierungstruppen und Rebellen gilt, wird nach Angaben der Vereinten Nationen in Syrien alle 25 Minuten ein Mensch getötet. Allein in Aleppo, der zweitgrößten Stadt Syriens, ist die Gesamtzahl der Todesopfer in den vergangenen sieben Tagen laut Angaben der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte auf mindestens 200 gestiegen.

Angriffe auf zwei Krankenhäuser

Für Bestürzung sorgten vor allem Angriffe auf zwei Krankenhäuser in Aleppo. In der Nacht auf Donnerstag wurde ein von Ärzte ohne Grenzen unterstütztes Krankenhaus zerstört. Dabei wurden laut jüngsten Angaben der Organisation mindestens 50 Menschen getötet, darunter sechs Mitarbeiter. Laut Medienberichten vom Freitag geriet unterdessen eine weitere Krankenstation ins Visier von bewaffneten Auseinandersetzungen.

Politiker verurteilen Bombadierung

Die Bundesregierung verurteilte den Angriff auf das von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Krankenhaus "auf das Schärfste". Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte in Berlin, auch Russland stehe in der Pflicht, den politischen Prozess nicht scheitern zu lassen. Die vorliegenden Informationen wiesen darauf hin, dass der Anschlag mit einiger Wahrscheinlichkeit von den Truppen des syrischen Regimes ausgegangen sei. Diese werden durch russische Kräfte unterstützt.

"Die syrische Regierung muss sich entscheiden: Will sie sich ernsthaft an Verhandlungen beteiligen oder will sie weiter ihr eigenes Land in Schutt und Asche legen?", so Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Er äußerte die Sorge, dass die jüngsten Kampfhandlungen die Gespräche über einen Friedensprozess in Syrien gefährden.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, verurteilten ebenfalls die jüngsten Vorkommnisse in Aleppo. Die Gewalt drohe inzwischen wieder auf das gleiche Niveau zu steigen wie vor dem Waffenstillstand, sagte al-Hussein.

Die SOS-Kinderdörfer teilten am Freitagmorgen mit, wegen der massiven Kämpfe in Aleppo ein Übergangsheim für 24 Kinder evakuiert zu haben. Die Kinder seien in SOS-Projekten in Damaskus in Sicherheit gebracht worden.


Quelle:
KNA