"Bündnis Entwicklung Hilft" präsentiert "WeltRisikoBericht"

Hunger - Stürme - Katastrophen

Zum fünften Mal hat das "Bündnis Entwicklung Hilft" jetzt seinen "WeltRisikoBericht" vorgelegt. Einige beunruhigende Trends scheinen sich zu verfestigen. Aber es gibt auch Lichtblicke.

Autor/in:
Joachim Heinz
Kamelführer zieht durch die Sahara / © Andreas Hoffmann (KNA)
Kamelführer zieht durch die Sahara / © Andreas Hoffmann ( KNA )

Rein rechnerisch müsste es den Hunger auf der Erde nicht mehr geben. "Schon heute werden weltweit pro Tag 5.000 Kilokalorien Nahrungsmittel pro Person produziert", betont der Geschäftsführer des "Bündnisses Entwicklung Hilft", Peter Mucke. "Mit 1.800 Kilokalorien pro Person täglich lässt es sich bereits ohne Hunger leben." Das Problem ist die Verteilung. Und die Tatsache, dass die 2,5 Milliarden Menschen, die ausschließlich von Landwirtschaft leben, häufig in Staaten leben, die besonders anfällig für Naturkatastrophen sind.

Inselstaaten besonders gefährdet

Die Wechselwirkungen zwischen "Ernährungssicherheit" und Katastrophenrisiko sind Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe des "WeltRisikoBerichts", den das "Bündnis Entwicklung Hilft" am Dienstag in Berlin vorstellte. Die umfangreiche Datensammlung aus 171 Ländern, die bereits zum fünften Mal aufgelegt wurde, will zeigen, welche Staaten besonders von extremen Naturereignissen bedroht sind, und wie groß das Risiko ist, dass diese Ereignisse zu einer Katastrophe für die Bevölkerung führen.

Die schlechte Nachricht: Die Pazifik-Staaten Vanuatu, Tonga und die Philippinen belegen auch diesmal die ersten drei Plätze. Unter den 15 Ländern mit dem höchsten Katastrophenrisiko finden sich drei weitere Inselstaaten. Ein Grund dafür sind der Klimawandel und seine Folgen wie steigende Meeresspiegel und eine Zunahme an Stürmen.

Wenn dann beispielsweise ein Taifun auf einen Staat trifft, der dagegen nur schlecht gerüstet ist, wird aus einem extremen Wetterereignis schnell eine Katastrophe, wie der für die Erstellung des "WeltRisikoIndexes" zuständige Stuttgarter Geograph Jörn Birkmann erläutert. Er verweist auf die Stürme "Sandy" und "Haiyan". Während "Sandy" 2012 rund 210 Todesopfer in den USA forderte, starben 2013 auf den Philippinen rund 6.400 Menschen durch "Haiyan".

Afrikanische Staaten leiden unter Wetterextremen

Es sind aber nicht nur Inseln oder arme Küstenstaaten, deren Verwundbarkeit besonders hoch ist, betont der wissenschaftliche Leiter der Studie, Matthias Garschagen vom Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS). Vor allem südlich der Sahara gebe es viele afrikanische Staaten, die unter Wetterextremen litten und infolgedessen zum Beispiel Schwierigkeiten hätten, die Ernährung ihrer Bevölkerung sicher zu stellen.

Einen "sehr hohen Handlungsbedarf" in beiden Feldern sieht der "WeltRisikoBericht" daher für Länder wie Burundi, Guinea-Bissau, Kamerun, Sierra Leone oder Madagaskar. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, ließ das katholische Hilfswerk Misereor, das wie das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" oder die Welthungerhilfe zum "Bündnis Entwicklung Hilft" gehört, bereits am Montag durchblicken.

In Malawi führten Anfang des Jahres Starkregenfälle zu großflächigen Ernteausfällen; laut Misereor-Angaben wurden 64.000 Hektar Ackerland überflutet. Voraussichtlich bis März 2016 seien 2,6 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Der Norden Kenias leidet dagegen derzeit unter einer anhaltenden Dürre, die bereits die ersten Todesopfer gefordert hat.

Augen richten sich auf UN-Klimagipfel

Auftraggeber und Autoren des "WeltRisikoBerichts" sind sich deswegen einig, dass die Anstrengungen beim Kampf gegen Hunger und Klimawandel gleichermaßen zu intensivieren sind. Aller Augen richten sich auf den UN-Klimagipfel in Paris, der Ende des Monats beginnt. Die jüngsten Anschläge in der französischen Hauptstadt lassen jedoch befürchten, dass die ohnehin schon zähen Verhandlungen durch die Debatte über den Terror zusätzlich erschwert werden.

Dabei - auch das macht der aktuelle "WeltRisikoBericht" deutlich - trägt gerade die politische Instabilität in vielen Gegenden der Welt zu einer höheren Anfälligkeit für Naturkatastrophen teil. So finden viele Binnenvertriebene oder Flüchtlinge in den Nachbarländern von Krisenregionen nur an ausgesetzten Stellen Zuflucht. Berghänge oder Flussufer wiederum sind in besonderer Weise bedroht durch Überschwemmungen oder Erdrutsche. Ein Teufelskreislauf, den vermutlich auch der nächste "WeltRisikoBericht" in Tabellen und Grafiken fassen wird.


Quelle:
KNA