Der Weltjugendtag in Krakau beginnt am Dienstag

Papst besucht tief gespaltenes Polen

Am Dienstag beginnt der Weltjugendtag in Krakau, Papst Franziskus wird von den Hunderttausenden Teilnehmern erwartet. Doch selbst die katholische Kirche kann das durch umstrittene Reformen zerrissene Land nicht zusammenbringen.

Kirche in Polen / © Supernak (dpa)
Kirche in Polen / © Supernak ( dpa )

"Der Funke der göttlichen Barmherzigkeit soll von der Jugend in die ganze Welt hinaus getragen werden", erhofft sich Kardinal Stanislaw Dziwisz vom Weltjugendtag. Vom 26. bis 31. Juli versammeln sich junge Katholiken aus der ganzen Welt in Krakau. Zu dem katholischen Großereignis werden 1,5 Millionen junge Menschen sowie Papst Franziskus erwartet. "Es ist ein Ereignis von Weltbedeutung, über die Facebook-Kontakte der Besucher können über eine Milliarde Menschen erreicht werden", sagte Priester Pawel Rytel Andriak, Pressesprecher des polnischen Episkopats, dem Evangelischen Pressedienst.

Der Weltjugendtag findet in der Heimat seines Urhebers und Patrons statt: Papst Johannes Paul II. (1920-2005) hatte die Veranstaltung 1985 etabliert. Vor seiner Wahl war Karol Wojtyla dort 20 Jahre lang als geistlicher Würdenträger tätig. Der aus Argentinien stammende amtierende Papst Franziskus wird die Traditionen seines besonders in seiner Heimat verehrten polnischen Vorgängers berücksichtigen. So will er abends Kontakt zur polnischen Jugend aufnehmen, wenn sie das "Papstfenster" im Krakauer Bischofspalast belagern, wie sie es einst bei Johannes Paul II. taten.

"Jeder Papst hat seinen eigenen Stil, Franziskus hat einen sehr direkten Kontakt zu jungen Menschen", sagt der junge Lehrer Pawel Kluczek, der als Freiwilliger mithelfen will. Er hofft, seinen Glauben zu vertiefen. Was man von solch einer Begegnung mitnehme, hänge von einem selbst ab, sagt er. In dem hauptsächlich katholischen Land glauben nach Umfragen 79 Prozent der Menschen, dass der Weltjugend ein wichtiges Ereignis darstellt.

Friedensgruß verweigert

Anders als sein Vorgänger wird der 78-jährige Franziskus ein zerrissenes Land besuchen. Die Eingriffe der Regierungspartei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) in das Justizwesen und andere Institutionen spalten Polen in Befürworter und Gegner der Reformen.

Der Riss geht so tief, dass nicht einmal der gemeinsame Glaube die Lager zu versöhnen scheint. So berichtet Piotr Kandyba, Lokalpolitiker bei Warschau und Anhänger der Oppositionsinitiative "Komitee zur Verteidigung der Demokratie" (KOD), dass konservative Kirchgänger den Anhängern dieser Organisation in der Kirche den Friedensgruß verweigerten.

Erwartungen an den Papst

"Ein großer Teil der konservativen Katholiken sieht den Papst als Übergang an und hofft auf eine Rückkehr zu einer traditionelleren Form der Kirche", so Marcin Zyla vom Ressort «Glaube» der Krakauer Wochenzeitung "Tygodnik Powszechny". Zyla, ein Vertreter der liberalen Katholiken, hofft dennoch auf das Charisma des Papstes, das die Menschen in Polen bewegen könnte, wieder aufeinander zuzugehen.

Durch den Aufruf von Franziskus Ende Juni, Homosexuelle sollten mit Achtung behandelt werden, ist der Papst im Ansehen der Schwulen- und Lesbengruppen gestiegen. Die Gruppe "Glaube und Regenbogen" wird auf dem Weltjugendtag präsent sein - wenn auch nicht als Teil des offiziellen Programms.

Episkopat zwischen den Stühlen

Franziskus fordert immer wieder dazu auf, gegenüber Flüchtlingen Barmherzigkeit zu zeigen. Barmherzigkeit ist auch das Motto des Weltjugendtags. Die Aufforderung des Papstes im September 2015, katholische Gemeinden sollten Asylsuchende aufnehmen, wurde von Polens Geistlichen noch nicht umgesetzt. Wobei nicht offen gegen Rom opponiert wird. Anfang Juni sprach die Bischofskonferenz sich dafür aus, besonders bedrohte Flüchtlinge aus dem Nahen Osten nach Polen zu fliegen und von Familien und Pfarren betreuen zu lassen.

Das Episkopat scheint in einer Zwickmühle zu stecken, denn es ist durch Steuergeschenke auch der nationalkonservativen Regierung verpflichtet. Und die hat sich trotz des in der EU geschlossenen Abkommens geweigert, Flüchtlinge aufzunehmen.

Der Anschlag in Nizza bestärkt die Regierung in ihrer Haltung. Der Weltjugendtag soll von 20.000 Polizisten geschützt werden. Auch Pawel Kluczek, der kirchliche Helfer, wurde von Polizei und Inlandsgeheimdienst "ABW" trainiert, wie er Verdächtige identifizieren kann und bei einer Massenhysterie reagieren muss.


Quelle:
epd