Jerusalemer Patriarch mahnt Religionen zu Respekt

"In gegenseitiger Achtung"

Der katholische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, hat Gläubige aller Religionen in Nahost zu Frieden und Eintracht aufgerufen.

Erzbischof Fouad Twal / © Jan Hendrik Stens (DR)
Erzbischof Fouad Twal / © Jan Hendrik Stens ( DR )

Gott habe Juden, Muslime und Christen im Heiligen Land zusammengebracht, damit sie gleichberechtigt und in gegenseitiger Achtung zusammenlebten, sagte das Oberhaupt der lateinischen Katholiken Heiligen Land bei der Christmette in Bethlehem. Nachdrücklich rief Twal zum Gebet für Frieden und Versöhnung im Nahen Osten auf. Besonders erinnerte er an die syrischen Flüchtlinge in Jordanien und dem Libanon.

Das Heilige Land sei zu einem Land des Konflikts geworden, der inzwischen auch religiöse Stätten getroffen habe, beklagte der Patriarch. Der Gazakrieg im vergangenen Sommer habe Hass und Misstrauen zwischen Israelis und Palästinensern vertieft und eine "Spirale der Gewalt und der Repressalien" gebracht. Israelis lebten weiter in Angst und Unsicherheit, während das palästinensische Volk noch immer nach Unabhängigkeit und Freiheit rufe.

Erinnerung an Papst

Twal verlangte einen Wiederaufbau des Gazastreifens und bessere Lebensbedingungen für seine Bewohner. Die geplante israelische Sperranlage bei Beit Dschalla nahe Bethlehem müsse "im Namen der Gerechtigkeit und Moral" gestoppt werden.

Der Patriarch erinnerte daran, wie Papst Franziskus bei seinem Besuch im vergangenen Mai außerhalb des Programms einen spontanen Halt an der Sperrmauer in Bethlehem einlegte. "Die Welt könnte all die Reden des Papstes während seines Aufenthalts bei uns vergessen, aber nicht seinen kurzen Halt an dieser Mauer", sagte Twal.

Reise nach Betlehem

Twal war am Mittwochnachmittag von Jerusalem ins sieben Kilometer entfernte Bethlehem gereist. Zu den traditionellen Feierlichkeiten am Geburtsort Jesu fanden sich deutlich weniger Gläubige ein als in den Vorjahren. Die Christmette zelebrierte der Patriarch dem Brauch entsprechend in der katholischen Katharinenkirche, die an die Geburtskirche angrenzt; diese Basilika, die auf einen Bau aus dem 6. Jahrhundert zurückgeht, steht unter griechisch-orthodoxer Verwaltung.