Kirchen in Deutschland beklagen Krieg und Gewalt

Weihnachten im Jahre des Herrn 2012

Appelle zum Frieden und für einen stärkeren sozialen Zusammenhalt bestimmen die Botschaften der Kirchen zum Weihnachtsfest. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, rief zum sozialen Zusammenhalt auf.

 (DR)

Die Botschaft von Weihnachten ermutigt nach Worten des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch dazu, gütiger und menschenfreundlicher zu werden. In einem Gastbeitrag für die Weihnachtsausgabe (Montag) der in Karlsruhe erscheinenden «Badischen Neuesten Nachrichten» schreibt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Weihnachten sprenge das kleinliche Aufrechnen und fördere die Tugend der Großzügigkeit: "Ohne Weihnachten wären wir ärmer, das Zusammenleben kälter".

Der Erzbischof hebt hervor, Weihnachten sei ein Einspruch gegen die falsche Auffassung, es habe bloß das lieblose Gesetz der gegenseitigen Ansprüche Geltung, das im Tiefsten hartherzig sei. Zollitsch betont, die Botschaft vom Kind in der Krippe sei ein Anreiz zum Einsatz im persönlichen Umfeld wie auch «in einer Politik aus dem Geist der Achtung des Menschen». Sie ermuntere dazu, globale Verantwortung zu übernehmen und schließe auch die Sorge um den Klima- und Umweltschutz ein.

Das Kind in der Krippe zeige unmissverständlich, dass Gott seinem Sohn von Anfang an keine Sonderkonditionen eingeräumt habe, schreibt Zollitsch. Er solidarisiere sich ganz und gar mit allen Menschen. Seine Botschaft sei kein Exklusiv-Bulletin für fromme Insider, sondern universal. Gott schenke allen Menschen die gleiche Würde.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz warnte zugleich vor einer sozialen Spaltung in Deutschland. "Die Armen bleiben zurück, und der Reichtum in der Hand einiger weniger nimmt weiter zu. Das ist eine gefährliche Entwicklung", sagte Zollitsch. Auch das Problem drohender Armut im Alter bereite ihm Sorge. Daher sollten Steuererhöhungen und Abgaben für Vermögende kein Tabu sein, um gesellschaftlich wichtige Aufgaben zu finanzieren.

Jesus wäre heute bei Facebook und Twitter
Jesus würde sich nach Überzeugung Zollitschs, heute auch in den sozialen Netzwerken im Internet bewegen. "Jesus wäre heute sicherlich bei Facebook und Twitter. Er hat sich immer auf die Suche nach den Menschen gemacht und ist dafür auch ungewöhnliche Wege gegangen", sagte der Freiburger Erzbischof den Dortmunder "Ruhr Nachrichten" (Montagausgabe). Zollitsch selbst steht sozialen Netzwerken im Internet offen gegenüber. "Grundsätzlich sind alle Medien geeignet, Gottes Wort zu den Menschen zu bringen", sagte der Erzbischof. Die neuen sozialen Netzwerke seien "kein neumodischer Schnickschnack, sondern eine Möglichkeit, Menschen zu erreichen, die wir sonst vielleicht nie erreicht hätten", sagte Zollitsch, der selbst Nachrichten von seinem Erzbistum über Twitter verbreiten lässt. "Vielleicht lasse ich mir ja noch einen persönlichen Account einrichten", fügte er hinzu.

Präses Schneider: Frieden wagen
"Krieg und Gewalt herrschen an vielen Orten», beklagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, am Sonntag in Hannover. Die Weihnachtsbotschaft rufe dazu auf, "der Friedensverheißung der Engel zu vertrauen und auch gegen den Augenschein Schritte des Friedens zu wagen", erklärte der rheinische Präses.

"Mit Sorge schauen wir auf die wachsende Gewalt im syrischen Bürgerkrieg und denken an die vielen zivilen Opfer auch in Israel, Palästina und Afghanistan", heißt es in der diesjährigen EKD-Botschaft zum Weihnachtsfest. Präses Schneider, seit 2010 oberster Repräsentant der fast 24 Millionen Protestanten in Deutschland, warnte vor einer Verschärfung der Wirtschaftskrise in europäischen Ländern: "Besonders Griechenland, aber auch andere Länder brauchen unsere Hilfe und Solidarität, denn Europa ist mehr als ein Wirtschaftsraum." Europa sei ein Friedensprojekt.

Auch in Deutschland gerieten Menschen ins Abseits, sagte der EKD-Ratsvorsitzende: "Die Weihnachtsbotschaft fordert uns heraus, für diese Menschen die Stimme zu erheben und nach sozialer Gerechtigkeit zu suchen."


Quelle:
DR , dapd , epd , KNA