Gauck ruft in Weihnachtsansprache zu Nächstenliebe und Solidarität auf

Sein erstes Mal

In seiner ersten Weihnachtsansprache ruft Bundespräsident Joachim Gauck die Deutschen zu mehr Nächstenliebe und Solidarität auf. Angesichts der enormen Herausforderungen bräuchte es nicht nur tatkräftige Politiker, sondern auch engagierte Bürger, betont Gauck.
 

 (DR)

Dabei könne auch eine Rückbesinnung auf den Kern des Weihnachtsfestes helfen, "um immer wieder zu uns und zu neuer Kraft zu finden". Für Christen sei das Fest "das Versprechen Gottes, dass wir Menschen aufgehoben sind in seiner Liebe". Aber auch für Muslime, Juden, Menschen anderen Glaubens und Atheisten sei es "ein Fest des Innehaltens, ein Fest der Verwandten und Wahlverwandten, ein Fest, das verbindet, wenn Menschen sich besuchen und beschenken - mit schönen Dingen, vor allem jedoch mit Zuwendung".

Wer keine Zuwendung erfahre und keine schenke, könne nicht wachsen und blühen, so der Bundespräsident: "In der Sprache der Politik heißt das: Solidarität. In der Sprache des Glaubens: Nächstenliebe. In den Gefühlen der Menschen: Liebe." Und weiter sagt Gauck wörtlich: "Ja, wir wollen ein solidarisches Land. Ein Land, das den Jungen Wege in ein gutes Leben eröffnet und den Alten Raum in unserer Mitte belässt. Ein Land, das jene, die seit Generationen hier leben, mit jenen verbindet, die sich erst vor kurzem hier beheimatet haben."
 

Dank für Engagement
Der Bundespräsident dankt zudem allen engagierten Frauen und Männern im Land. Bei zahlreichen Begegnungen in den vergangenen Monaten habe er "etwas sehr Beglückendes erfahren: dass die Zahl der Menschen, die unsere Gegenwart und Zukunft zum Besseren gestalten, weit größer ist als die Zahl der Gleichgültigen".

Gauck bedankt sich auch bei den deutschen Soldaten in Afghanistan. Bei seinem Besuch vor wenigen Tagen habe ihn "beeindruckt, wie deutsche Soldatinnen und Soldaten unter Einsatz ihres Lebens Terror verhindern und die Zivilbevölkerung schützen".

Deutschland habe die europäische Krise bisher gut gemeistert, so Gauck weiter. Verglichen mit anderen Europäern gehe es den meisten wirtschaftlich gut, zudem sei Deutschland politisch stabil. Radikale Parteien hätten bislang nicht davon profitiert, dass ein Teil der Menschen verunsichert sei.

Dabei erwähnt der Bundespräsident auch einige Herausforderungen für die deutsche Gesellschaft vor dem Hintergrund eines Lebens, das schneller, unübersichtlicher, instabiler geworden sei: "Die Schere zwischen Arm und Reich geht auseinander, der Klimawandel erfordert ebenso neue Antworten wie eine alternde Gesellschaft. Sorge bereitet uns auch die Gewalt: in U-Bahnhöfen oder auf Straßen, wo Menschen auch deshalb angegriffen werden, weil sie schwarze Haare und eine dunkle Haut haben."
 

Einen Stern für jeden
Zum Abschluss seiner Ansprache verweist Gauck auf den Stern aus der Weihnachtsgeschichte, der Menschen einst aus der Ferne zu einem zu einem Menschenkind geführt habe. "Einen solchen Stern wünsche ich jedem in unserem Land. Einen Stern, der ihn zum Mitmenschen, der uns zueinander führt. Mit diesem Wunsch also: gesegnete Weihnachten!"

Die Ansprache wird am ersten Weihnachtstag, 25. Dezember, ausgestrahlt, unter anderem kurz nach 19.00 Uhr im ZDF und kurz nach 20.00 Uhr in der ARD sowie in zahlreichen Hörfunkprogrammen.


Quelle:
KNA