Bischöfe im Advent: Bischof Norbert Trelle, Bistum Hildesheim

Ich bin nicht vergessen

Mit den deutschen Bischöfen durch den Advent. Jeden Tag ein Impuls eines deutschen Kardinals, Bischofs oder Weihbischofs. Heute mit Bischof Norbert Trelle, Bistum Hildesheim.

 (DR)

"Vom Domhof in Hildesheim grüße ich Sie sehr Herzlich. Dieser Platz, der Domhof in der Mitte unserer Stadt Hildesheim, ist seit fast einem Jahr geprägt von den groß angelegten Baumaßnahmen zur Sanierung unseres Domes. Im Zusammenhang dieser Sanierungsarbeiten haben wir vor kurzer Zeit diesen Dachziegel gefunden, gefertigt vor 1.000 Jahren von den Baumeistern, die im Auftrag des Heiligen Bernward die Michaelis Kirche, nicht weit vom Dom entfernt, errichtet haben. Das Bemerkenswerte ist an diesem Dachziegel, dass er gezeichnet ist mit der Signatur des Heiligen Bernward. Mit dem Namen Bernward deutlich und klar erkennbar, lesbar "BERNWARDT", und die zwei letzten Buchstaben noch stilisiert mit E.P., so dass man Episkopus, Bischof lesen kann. Er wollte darauf hinweisen, dass er als Bischof diese St. Michaelis Kirche errichtet hat, die bis heute in Hildesheim oft auch genannt wird; die Gottesburg - weil sie von zwei mächtigen Vierungstürmen und vier Schlanken, runden Türmen umgeben ist und fast eher wie eine Burg als wie eine Kirche aussieht - erinnert mehr an eine befestigte Stadt. Ein adventliches Bild, wie wir es ja kennen aus dem letzten Buch der Heiligen Schrift, der geheimen Offenbarung: "Ich sah das himmlische Jerusalem, die Stadt Gottes von Himmel her herab steigen." Diese St. Michaelis Kirche, diese Dachziegel sind dafür gemacht: ein Verweis auf das kommende, das was von Gott her uns geschenkt ist, Bild der Vollendung. Und warum nun hat Bernward auf jeden dieser Dachziegel seinen Namen prägen lassen, zumal doch der Name gar nicht erkennbar ist für die Besucher der Kirche? Dieser Dachziegel lag ja so auf dem Dach mit der Rundung nach oben, wer hat die schon lesen können? Gott hat es gelesen! Die Vorstellung, dass vom Himmel her sein Blick auf diese Ziegel fällt und der Name dann für Gott lesbar ist, mag eine Rolle gespielt haben. Vielleicht für uns eine sehr dingliche Vorstellung, aber doch eine sehr zu Herzen gehende.



Gott vergiss meinen Namen nicht! Vergiss nicht was ich Dir zu Ehren und zu Deinem Lob versucht habe, auf Erden zu gestalten. In diesen Tagen singen wir viele schöne Adventslieder. Eines davon, vielleicht das bekannteste Lied "Wachet auf!", ruft uns die Stimme der Wächter hoch auf der Zinne. "Wach auf Du Stadt, Jerusalem!" Und von dieser Stadt Jerusalem heißt es, dass auf ihren Toren die Namen der zwölf Stämme Israels verzeichnet sind. Des Gottes Volkes, das einmal vollendet sein wird.



Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass sie eine Adventszeit erleben mögen, in der diese Erfahrung und diese Hoffnung zugleich für sie bestimmend bleibt. Ich bin nicht vergessen, weder bei den Menschen, noch bei Gott, schon gar nicht bei Gott, der meinen Namen kennt, der meinen Namen liest und der mein Leben in seinen gütigen Blick nimmt."