Bischöfe im Advent: Bischof Joachim Reinelt, Bistum Dresden-Meißen

"Öffnet ihm die Herzen"

Mit den deutschen Bischöfen durch den Advent. Jeden Tag ein Impuls eines deutschen Kardinals, Bischofs oder Weihbischof. Heute erinnert sich Bischof Joachim Reinelt aus dem Bistum Dresden-Meißen an seine Zeit als Pfarrer in der DDR und an die Botschaft der Adventszeit.

 (DR)

"Es gibt ein gutes Schriftwort in der Offenbarung, im dritten Kapitel: "Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten." Ich kann mich gut erinnern:  Als ich in der DDR-Zeit noch Pfarrer gewesen bin, war eine Aktion mit ziemlichem Herzklopfen verbunden. Die Leute gingen von Tür zu Tür, weil wir damals noch keine Meldungen bekommen haben, wer katholisch ist und zu unserer Gemeinde gehört, und haben gefragt: "Sind sie katholisch? Gehören Sie zu unserer Gemeinde?" Und dann erzählte mir eine Frau, dass einer, der die Tür öffnete, gesagt hat: "Wenn Sie nicht sofort verschwinden, werfe ich Sie die Treppen runter!" Das war für sie ein schockierendes Erlebnis, man hat ja doch immer gehofft, dass wenigstens ein bisschen Freundlichkeit von der anderen Seite kam. Nun stellt hier diese Frage aber Gott an den Menschen: "Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Öffnest du, tust du mir auf, oder verschließt du dich?" Und das ist eigentlich die Frage des Advent, es ist schlechthin die Frage an das Leben eines jeden Menschen, und ich muss schon sagen, es ist ja eigentlich eine Selbsterniedrigung Gottes, wie wir sie aus vielen Texten der Heiligen Schrift kennen, wenn er kommt und anklopft und hofft, dass der Mensch öffnet. Für wen halten wir uns eigentlich, wer merkt hier nicht, wie Gott zum Menschen steht? Und es ist natürlich dann das Schöne, dass das Wort schließt: "Bei dem werde ich eintreten, wenn er mir öffnet, meine Stimme hört, und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir." Das himmlische Hochzeitsmahl ist das Ziel des menschlichen Lebens, und dieses "er mit mir und ich mit ihm", das ist eigentlich eine Dimension, die können  wir jetzt noch gar nicht erfassen. Gott öffnet sich, wie können wir uns verschließen? Öffnet die Tore in dieser Adventszeit, öffnet ihm die Herzen, geht ihm entgegen! Müssen wir nicht bei ihm anklopfen? Er wird immer offen für uns sein. Davon bin ich so fest überzeugt, auch nach den vielen Erfahrungen als Bischof hier in Dresden, und bei vielen Gesprächen zeigt sich, dass die Menschen unserer Tage nicht verschlossener sind als die Menschen früherer Zeiten. Deswegen habe ich Vertrauen, dass immer wieder dieses "wir werden Mahl halten" zustande kommt, geschieht, sich ereignet, ich mit ihm, Gott mit uns, und wir mit ihm. So grüße ich Sie ganz herzlich als Bischof von Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, und wünsche Ihnen ein gnadenreiches Weihnachtsfest, schon jetzt."