Bischöfe zum Advent: Bischof Stephan Ackermann, Bistum Trier

"Komm, Herr Jesus"

Jeden Tag im Advent ein Bischofswort. Heute von Bischof Stephan Ackermann, Bistum Trier: "In den Wochen nach meiner Einführung als Bischof von Trier haben mich Verwandte und Freunde immer wieder gefragt, wie es mir geht und ob ich mich schon eingelebt hätte."

 (DR)

Dabei dachte sie nicht nur an die neue Aufgabe, sondern auch an die neue Wohnung, in die ich umgezogen bin. In der ersten Zeit habe ich immer geantwortet: 'Besucht mich und kommt doch einmal gucken.' Doch bald wurde ich mit solchen Einladungen vorsichtiger, weil ich mich selbstkritisch gefragt habe: 'Meine ich das wirklich so? Was passiert, wenn die anderen die Einladung ernst nehmen, das würde ich zeitlich doch gar nicht schaffen.'

Zu den Grundworten der Adventszeit gehört der Ruf 'Komm!' Er richtet sich an Gott. Konkreter gesagt an Jesus Christus. Wie ein Refrain kehrt diese Einladung in den adventlichen Gebeten und Liedern immer wieder. 'Oh komm, Oh komm, Emanuel', meinen wir diese Einladung wirklich ernst? Oder verstehen wir die Lieder nur historisch? Spielen mit ihnen eine Sehnsucht nach, die sich schon vor 2000 Jahren erfüllt hat.

Die Christen der ersten Generationen haben gesungen: 'Komm Herr Jesus!' Sie taten es mit dem aramäischen Ruf: 'Maranatha'. Sie haben das ganz ernst gemeint. Sie fügten sogar hinzu: 'Es komme die Gnade und es vergehe die Welt.' Wir tun uns heute schwer, darum zu beten, dass die Welt möglichst schnell vergehen soll. Können wir dann aber Jesus gegenüber ehrlich, nicht bloß floskelhaft sagen und singen: 'Komm'!?  Ich meine ja.

Auch wenn wir das Ende der Welt nicht für heute und morgen herbeisehnen, so können wir doch ehrlichen Herzens bitten: 'Komm, Herr Jesus, komm mit Deiner Gerechtigkeit in unsere Welt, wo sie ungerecht ist. Komm mit Deiner Friedfertigkeit, wo Unverständnis und Aggression herrschen. Und: Komm mit dem Licht Deiner Botschaft in mein persönliches Leben, wo es dunkel und aussichtslos ist. Komm Du mit Deiner ruhigen Klarheit, wo ich von Aufregung und Unruhe erfüllt bin.'

Gerade die Adventszeit spornt und dabei an, Jesus bei uns ankommen zu lassen, ihm immer mehr Bereiche unseres persönlichen und gesellschaftlichen Lebens zu öffnen. Wenn wir das tun, rollt die Welt nicht einfach auf ihr Ende zu, sondern geht ihrer Vollendung entgegen, Tag für Tag.