Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp bietet Rücktritt an

Erste Konsequenz aus Missbrauchsgutachten

Als Reaktion auf die Vorstellung des Gutachtens zum Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln hatte Kardinal Rainer Maria Woelki Weihbischof Dominikus Schwaderlapp von seinen Aufgaben entbunden. Der bietet nun seinen Rücktritt an.

Autor/in:
Andreas Otto
Dominikus Schwaderlapp / © Harald Oppitz (KNA)
Dominikus Schwaderlapp / © Harald Oppitz ( KNA )

Nach der Vorstellung eines belastenden Missbrauchsgutachtens hat der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (53) Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten. "Die Untersuchung hält ernste Versäumnisse fest, die ich zu verantworten habe", erklärte Schwaderlapp am Donnerstag in einer persönlichen Stellungnahme.

Sein enges Vertrauensverhältnis zum früheren Kölner Kardinal Joachim Meisner wird Weihbischof Dominikus Schwaderlapp dabei zum Verhängnis. Er war bis 2012 acht Jahre lang Generalvikar unter dem ehemaligen Kölner Erzbischof und damit dessen "alter ego" (anderes Ich).

"Pflichtwidriger" Umgang mit Missbrauchsfällen

Den beiden führenden Geistlichen hat der Strafrechtler Björn Gercke in seinem am Donnerstag präsentierten Gutachten einen "pflichtwidrigen" Umgang mit Missbrauchsfällen attestiert - bei Meisner in 24 und bei Schwaderlapp in 8 Fällen. Die Folgen bekommt der Weihbischof jetzt zu spüren.

Der amtierende Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki, der selbst entlastet wurde, beurlaubte den 53-Jährigen nach der Vorstellung des Gutachtens. Damit erhält die Karriere eines betont konservativen Kirchenmannes zumindest vorerst einen starken Dämpfer. 

Schwaderlapp ist eine Art Ziehsohn Meisners, der ihm immer verantwortungsvollere Positionen übertrug. Beide schwammen theologisch und kirchenpolitisch auf einer Welle. Erst war Schwaderlapp sieben Jahre lang Geheimsekretär des Erzbischofs, bevor ihn sein Mentor 2004 zum Generalvikar berief. 2012 weihte er ihn zum Bischof.

Als Weihbischof war Schwaderlapp für die knapp 800.000 Katholiken im Nordteil des Kölner Erzbistums mit der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf zuständig. Die Vorwürfe, er habe Missbrauchsfälle vertuscht und Täter unter den Klerikern immer wieder als Seelsorger eingesetzt, beziehen sich auf seine Zeit als Verwaltungschef der mitgliederstärksten deutschen Diözese.

Der aus dem Westerwald stammende Geistliche steht dem Opus Dei nah. Er gehört dem konservativen "Werk Gottes" zwar nicht an, ist ihm aber durch Exerzitien seit Jugendzeiten verbunden. Und ein Priester des Werkes ist sein geistlicher Begleiter. Besonderes Anliegen ist dem promovierten Theologen die katholische Ehetheologie, mit der er sich schon im Studium besonders beschäftigte.

Rückzug aus Reformdebatte

Aus der Reformdebatte Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland zog er sich im Mai vergangenen Jahres zurück, weil die Forumsmehrheit im Unterschied zur geltenden kirchlichen Lehre die These vertrete, dass Sexualität nicht nur Fruchtbarkeit und Liebe, sondern auch andere Werte wie Lust und Identität integriere.

Dahinter stehe die Absicht, empfängnisverhütende Maßnahmen, homosexuelle Handlungen, Selbstbefriedigung, künstliche Befruchtung und die Situation wiederverheiratet Geschiedener neu zu bewerten, kritisierte er.

Der rhetorisch begabte Geistliche zeigte auch in dieser Auseinandersetzung, dass er sich nicht scheut, in die Offensive zu gehen. So wirbt er in den Sozialen Netzwerken für den Glauben und die Grundsätze der katholischen Kirche. Als CDU-Politiker die Priesterweihe von bewährten verheirateten Männern forderten, konterte er und nannte die Debatte "kontraproduktiv". Denn als Repräsentant Christi müsse der Priester die Hingabe Jesu gegenwärtig machen, indem er dessen ehelose Lebensform teile.

Mit Vehemenz stemmt sich Schwaderlapp dagegen, den "billigen Kompromiss zu suchen". Wenn Menschen die Kirche verließen, dürfe einen dies nicht kalt lassen. Doch könne man sie nicht "wie ein Versicherungskonzern" nach dem Motto "Christ sein zum halben Preis" zurückgewinnen. Auch die Unterschiede zwischen den Konfessionen dürften nicht unter dem Stichwort "versöhnte Verschiedenheit" hingenommen werden.

Eine pointierte Position vertritt Schwaderlapp auch zum Thema Kirchensteuer: Er sieht in ihr einen vom Staat gegen Bezahlung eingezogenen "Mitgliedsbeitrag der Katholiken". Das Kirchenvermögen könne aber viele Kräfte binden, warnt der Bischof. Und Gemeinden, die zig Aktivitäten für den Erhalt ihrer Pfarrheime starten, sollten sich lieber missionarisch engagieren. "Dann hätten wir Menschen für das Evangelium gewonnen und zusätzlich genügend Geld, um die Pfarrheime zu erhalten."


Quelle:
KNA
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