Vatikan lässt Vorwürfe gegen Stettiner Erzbischof untersuchen

Aufzeichnungen verschwunden

Den Vertuschungsvorwürfen gegen den Stettiner Erzbischof Andrzej Dziega geht die vatikanische Bischofskongregation nach. Er wird beschuldigt, trotz Informationen kein Verfahren wegen sexueller Belästigung eines Ministranten eingeleitet zu haben.

Sexueller Missbrauch durch Priester / © ambrozinio (shutterstock)
Sexueller Missbrauch durch Priester / © ambrozinio ( shutterstock )

Der Lubliner Erzbischof Stanislaw Budzik sagte dem Internetportal wiez.pl (Freitag), die Kongregation lasse den Fall von ihm untersuchen. Er erhalte Anweisungen zum Vorgehen.

Beschuldigter weist Vorwürfe zurück

Der Priester Tadeusz Isakowicz-Zaleski beschuldigt Dziega, dass er 2006 als damaliger Bischof von Sandomierz über sexuelle Belästigung eines Ministranten durch einen Priester informiert worden sei, aber kein kirchliches Verfahren eingeleitet habe. Stattdessen sei der Täter versetzt worden und habe fortan an einer Grundschule Religion unterrichtet. Zudem seien Aufzeichnungen zu dem Fall verschwunden, so Isakowicz-Zaleski. Das habe er dem Kinderschutzbeauftragten der Bischofskonferenz, Primas Erzbischof Wojciech Polak, bereits im September mitgeteilt.

Laut dem Internetportal sitzt der des Missbrauchs beschuldigte Priester Jozef G. derzeit in Untersuchungshaft und weist die Vorwürfe zurück. Erzbischof Dziega seinerseits gibt an, es habe keine Anzeige eines solchen Falls gegeben, als er Bischof von Sandomierz war. Er vertraue auf die Feststellung der Wahrheit, auf passende Fürsorge für das Opfer und eine gerechte Bestrafung des Täters. Laut wiez.pl wurden der Vatikanbotschaft in Warschau in den vergangenen Monaten mindestens drei weitere Fälle angezeigt, in denen Dziega sexuellen Kindesmissbrauch pflichtwidrig nicht an den Vatikan gemeldet habe.

Vorwürfe in weiterem Fall werden geprüft

Die Bischofskongregation lässt aktuell auch Vorwürfe gegen den im Oktober zurückgetretenen Bischof von Kalisch (Kalisz) prüfen. Edward Janiak soll Hinweisen auf mehrfachen Kindesmissbrauch durch einen Priester nicht nachgegangen sein. Die Vatikanbehörde beauftragte im Mai den Posener Erzbischof Stanislaw Gadecki als zuständigen Metropoliten, diesen Fall zu untersuchen. Ergebnisse des Verfahrens wurden noch nicht mitgeteilt.

Die Untersuchung leitet in der Regel der Metropolit der jeweiligen Kirchenprovinz. Budzik ist als Erzbischof von Lublin für die benachbarte Diözese Sandomierz im Osten Polens zuständig und wurde daher im Fall Dziega beauftragt.


Quelle:
KNA