Zum Weihetag der Lateranbasilika

Der Papst lebte nicht immer im Vatikan

Sie war einmal die wichtigste Kirche der westlichen Christenheit. Noch bis ins 19. Jarhundert wurden in der Lateranbasilika die Päpste gekrönt. Am 9. November feiert Roms Bischofskirche ihren Weihetag.

Autor/in:
Jan Hendrik Stens
Hauptfassade der Lateranbasilika von Osten her gesehen / © Renata Sedmakova (shutterstock)
Hauptfassade der Lateranbasilika von Osten her gesehen / © Renata Sedmakova ( shutterstock )

Wer in Rom von der Via Merulana kommt, sieht schon von weitem den größten Obelisken der Stadt und dahinter die zwei zierlichen Glockentürme der Lateranbasilika aufragen. Einst war dies der wichtigste Platz im religiösen Leben der Stadt. Von der Loggia der Basilika wurden päpstliche Verlautbarungen verkündet oder der Segen "Urbi et Orbi" erteilt. Der Lateran war einst der Sitz der Päpste und damit das Zentrum der abendländischen Christenheit. Noch heute bezeichnet eine Inschrift an der Hauptfassade die Basilika als "Haupt und Mutter aller Kirchen".

Kaiser Konstantin ließ nach seinem Sieg über Maxentius im Jahr 312 auf dem Gelände, das einst der Familie der Laterani gehörte, für die Christen der Stadt eine Kirche errichten. Es war das erste öffentliche Kirchengebäude. Bis heute ist die dem Erlöser und dem Heiligen Johannes dem Täufer und dem Evangelisten geweihte Lateranbasilika die Bischofskirche der Diözese Rom. So verwundert es auch nicht, dass sie im Innern wertvolle Kunstwerke und Reliquien birgt, wie z.B. die Tischplatte, auf welcher der Überlieferung nach Jesus mit seinen zwölf Jüngern das letzte Abendmahl hielt.

Verfall über Jahrhunderte

Als die Päpste im 14. Jahrhundert nicht mehr in Rom, sondern in Avignon residierten, verfiel der Lateran trotz vielfacher Bemühungen, die durch Brände und Erdbeben auftretenden Schäden zu reparieren.

Nach ihrer Rückkehr in die Ewige Stadt wurde der Vatikan außerhalb der Stadtmauern, auf der Westseite des Tibers, zum neuen Sitz der Päpste. Der Lateran verlor seine Bedeutung als religiöses Zentrum der Stadt, obwohl noch bis in das 19. Jahrhundert hinein die Päpste dort gekrönt wurden. Bekannte Komponisten wie Lasso und Palestrina wirkten in dieser Kirche als Kapellmeister.

Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen waren jeweils zum Heiligen Jahr geplant. 1599 z.B. erhielt die Basilika die heute noch erhaltene Renaissance-Orgel. 50 Jahre später gestaltete der berühmte Architekt Francesco Borromini die Kirche in ihrem Innern vollständig um und gab ihr die - heute noch sich von anderen römischen Barock-Kirchen absetzende - schlichte weiße Gestalt. Die vollständige Wiederherstellung wurde mit der Neukonsekration durch Papst Benedikt XIII. 1726 abgeschlossen und dabei auch der 9. November als Weihetag bestätigt.

Beliebtes Pilgerziel

Für Papst Benedikt XVI. hatte das Weihefest der Lateranbasilika auch im 21. Jahrhundert noch Bedeutung: "Dieses Fest erinnert uns daran, dass Gott selbst es ist, der sein Volk zusammenruft und aus lebendigen Steinen seine Kirche aufbaut."

Trotz des Bedeutungsverlustes ist das Gelände des Laterans und seiner Basilika ein wichtiges Ziel vieler Rompilger geblieben. Am schönsten wirkte die Kirche in ihrem Innern, wenn immer zu Fronleichnam die etwas unschön graue Plastikbestuhlung nach außen geräumt war, weil die Päpste bis 2017 die Heilige Messe draußen vor der Basilika feierten und anschließend mit der Prozession über die Via Merulana zur nächsten Basilika Santa Maria Maggiore zogen. Papst Franziskus feierte dann bis zur Corona-Pandemie das Fronleichnamsfest an Orten außerhalb oder in der Peripherie von Rom, seit 2020 jedoch im Petersdom im Vatikan.

 

Quelle:
DR