Die Angaben zur Zahl katholischer Christen in China variieren stark. Laut dem katholischen China-Zentrum in Sankt Augustin bei Bonn beziehen sich neueste Schätzungen derzeit auf vier Quellen: das Holy Spirit Study Centre (HSSC) des Bistums Hongkong, die neunte Nationalversammlung von Vertretern der chinesischen katholischen Kirche von 2016, das Weißbuch des Staatsrates von 2018 zur Religionsfreiheit sowie Umfragen von Soziologen der Universität Peking, die für ihre China Family Panel Studies 2012, 2014 und 2016 nach der Religionszugehörigkeit fragten.
Vorgegeben waren die fünf offiziellen Religionsgemeinschaften Buddhismus, Daoismus, Islam, protestantische Kirche und katholische Kirche sowie "keine" und "anderes". In einer Erhebung wurde gefragt, woran man glaube: an Buddha, die Ahnen, Allah oder an den christlichen Gott; für diesen gibt es im Chinesischen ein im protestantischen Glauben geläufiges Wort sowie eines im katholischen.
Daher ließ sich daran auch konfessionelles Zugehörigkeitsgefühl ablesen. Während das HSSC von zehn Millionen Katholiken in der Volksrepublik ausgeht, geben staatliches Weißbuch und katholische Vereinigung nur etwa sechs Millionen an. Die Zahl von Diözesen und anderen katholischen Verwaltungsbezirken gibt das HSSC mit 145 an, die staatlichen Quellen 96 bzw. 98. Die Zahl der Bischöfe beziffert das HSSC mit 100; davon seien 78 im Amt. Der offiziellen, staatlich registrierten Kirche gehören 69 Bischöfe an (62 im Amt), der sogenannten Untergrundkirche sind demzufolge 31 Bischöfe (16 im Amt) zuzurechnen. Mit Abschluss des Abkommens vom 22. September 2018 erkannte der Papst alle Bischöfe in China an; rund 40 Bistümer haben dem HSSC zufolge jedoch keinen Bischof. (kna/21.09.2020)
08.10.2020
Der frühere Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, hat Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin öffentlich der Lüge bezichtigt. In seinem Blog kommentiert Zen eine Rede Parolins über die beabsichtigte Verlängerung des Vatikan-China-Abkommens.
Die Rede hatte Parolin am Samstag in Mailand gehalten und darin die beabsichtigte Verlängerung des Vatikan-China-Abkommens verteidigt.
Bei den Worten Parolins werde ihm "übel", so Zen. "Da er nicht dumm und ignorant ist, erzählte er sehenden Auges eine Reihe von Lügen", schreibt Zen.
Beleidigung des verehrten Benedikt XVI.
Die "abstoßendste Behauptung" Parolins, so der 88-jährige Kardinal weiter, sei "die Beleidigung des verehrten Benedikt XVI." Parolin sagte, dieser habe "damals das vor zwei Jahren vom Heiligen Stuhl unterzeichnete Abkommen gebilligt; wohl wissend", dass der frühere emeritierte Papst Parolins Aussage nicht dementieren werde. Das am 22. September 2018 unterzeichnete Abkommen läuft am 22. Oktober aus.
Noch wartet der Vatikan auf eine Bestätigung aus Peking, dass die Vereinbarung zur Ernennung von Bischöfen verlängert werde.
Parolin hatte am 3. Oktober anlässlich der 150-jährigen Arbeit des Ordens des "Päpstlichen Instituts für auswärtige Missionen" (PIME) in Mailand das vorläufige Abkommen verteidigt. Dabei sagte er unter anderem, es liege auf der Linie von Franziskus' Vorgängern Johannes Paul II. und Benedikt XVI.
Parolin wie der vatikanische Außenminister, der britische Kurienerzbischof Paul Gallagher, räumten zwar mehrfach ein, die Vereinbarung mit China habe noch nicht die erhofften Früchte gebracht. Dafür brauche es Zeit und Geduld. Zudem sei dies der einzige Kommunikationskanal mit der Führung in Peking.
Vorwurf der Manipulation
Zens Hauptvorwurf gegen Parolin lautet, dieser manipuliere Papst Franziskus, um das umstrittene Abkommen zu verlängern. In dem ausführlichen Blog-Beitrag zeichnet Zen des weiteren ein eigenes Bild der katholischen China-Mission seit dem 17. Jahrhundert.
Die gegenwärtige China-Politik des Vatikan kritisiert Zen als Wiederholung der Ostpolitik des früheren Kardinalstaatssekretärs Agostino Casaroli (1914-1998). Laut Benedikt XVI. habe Johannes Paul II. diesen gescheiterten Ansatz aufgegeben und gegenüber dem früheren Ostblock eine härtere Haltung eingenommen.
Benedikt XVI. selbst habe 2007 in seinem Brief an die chinesischen Katholiken zwar einen Dialog mit Peking als wichtig und wünschenswert dargestellt. Allerdings habe er gewarnt, dass "die Lösung der bestehenden Probleme nicht durch einen andauernden Konflikt mit den legitimen zivilen Autoritäten angestrebt werden" könne. Zugleich sei aber "eine Fügsamkeit gegenüber diesen nicht annehmbar, wenn sie sich unrechtmäßig in Angelegenheiten einmischen, die den Glauben und die Disziplin der Kirche betreffen".
Die Angaben zur Zahl katholischer Christen in China variieren stark. Laut dem katholischen China-Zentrum in Sankt Augustin bei Bonn beziehen sich neueste Schätzungen derzeit auf vier Quellen: das Holy Spirit Study Centre (HSSC) des Bistums Hongkong, die neunte Nationalversammlung von Vertretern der chinesischen katholischen Kirche von 2016, das Weißbuch des Staatsrates von 2018 zur Religionsfreiheit sowie Umfragen von Soziologen der Universität Peking, die für ihre China Family Panel Studies 2012, 2014 und 2016 nach der Religionszugehörigkeit fragten.
Vorgegeben waren die fünf offiziellen Religionsgemeinschaften Buddhismus, Daoismus, Islam, protestantische Kirche und katholische Kirche sowie "keine" und "anderes". In einer Erhebung wurde gefragt, woran man glaube: an Buddha, die Ahnen, Allah oder an den christlichen Gott; für diesen gibt es im Chinesischen ein im protestantischen Glauben geläufiges Wort sowie eines im katholischen.
Daher ließ sich daran auch konfessionelles Zugehörigkeitsgefühl ablesen. Während das HSSC von zehn Millionen Katholiken in der Volksrepublik ausgeht, geben staatliches Weißbuch und katholische Vereinigung nur etwa sechs Millionen an. Die Zahl von Diözesen und anderen katholischen Verwaltungsbezirken gibt das HSSC mit 145 an, die staatlichen Quellen 96 bzw. 98. Die Zahl der Bischöfe beziffert das HSSC mit 100; davon seien 78 im Amt. Der offiziellen, staatlich registrierten Kirche gehören 69 Bischöfe an (62 im Amt), der sogenannten Untergrundkirche sind demzufolge 31 Bischöfe (16 im Amt) zuzurechnen. Mit Abschluss des Abkommens vom 22. September 2018 erkannte der Papst alle Bischöfe in China an; rund 40 Bistümer haben dem HSSC zufolge jedoch keinen Bischof. (kna/21.09.2020)