Papst Franziskus will mehr Barmherzigkeit in der Anwendung der kirchlichen Morallehre zulassen. Grundsätzlich hält er aber an den geltenden Normen zu Ehe und Familie fest. Priester und Bischöfe dürften moralische Gesetze nicht anwenden, "als seien es Felsblöcke, die man auf das Leben von Menschen wirft", heißt es in seinem Schreiben über Ehe und Familie, das am 08.04.16 vorgestellt wurde.
In seinem Schreiben fasst Papst Franziskus die kontrovers geführten Diskussionen der beiden Bischofssynoden zu Ehe und Familie zusammen, die in den vergangenen zwei Jahren im Vatikan getagt hatten. Da diese nur beratenden Charakter haben, zieht der Papst seine eigenen Schlussfolgerungen.
Der Papst schreibt, oft sei Barmherzigkeit für Menschen, die in Widerspruch zur katholischen Lehre lebten, in der Kirche an zu viele Bedingungen geknüpft. Das sei "die übelste Weise, das Evangelium zu verflüssigen", so Franziskus in dem Dokument mit dem Titel "Amoris laetitia" (Freude der Liebe).
Grundsätzlich fordert der Papst von der katholischen Kirche mehr Respekt vor der Gewissensentscheidung des Einzelnen. Die Kirche müsse "klar ihre objektive Lehre zum Ausdruck" bringen, dürfe jedoch zugleich nicht "auf das mögliche Gute" verzichten; dies gelte auch, "wenn sie Gefahr läuft, sich mit dem Schlamm der Straße zu beschmutzen". (kna/epd)
09.01.2017
Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller hat das Vorgehen der vier Kardinäle kritisiert, die von Papst Franziskus in einem Brief mehr Klarheit über den Umgang der katholischen Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen gefordert haben.
Jeder habe das Recht, dem Papst einen Brief zu schreiben, vor allem die Kardinäle, sagte der Präfekt der Glaubenskongregation in einem am Sonntagabend veröffentlichten Fernsehinterview. "Mich hat jedoch erstaunt, dass dieser Brief öffentlich wurde und der Papst auf diese Weise beinahe gezwungen ist mit 'Ja' oder 'Nein' zu antworten. Das gefällt mir nicht", so Müller in dem Gespräch mit dem italienischen Privatsender TGCOM24.
Zugleich erteilte Müller Überlegungen einer etwaigen Korrektur des Papstes durch das Kardinalskollegium eine Absage. Kardinal Raymond Leo Burke, einer der Unterzeichner des Briefs, hatte eine "formale Korrektur" des Papstes ins Spiel gebracht, falls dieser nicht auf den Brief antworte. Eine "brüderliche Korrektur" des Papstes sei derzeit "unmöglich, weil es nicht um eine Gefahr für den Glauben geht", betonte Müller. Eine solche Gefahr sei laut Thomas von Aquin Voraussetzung für eine Korrektur. Darüber in der Öffentlichkeit zu diskutieren schade zudem der Kirche.
Forderung nach einer klaren Aussage des Papstes
Vier Kardinäle, unter ihnen die deutschen Joachim Meisner und Walter Brandmüller, hatten im November einen Brief an Franziskus öffentlich gemacht. Darin fordern sie vom Papst eine klare Aussage darüber, ob wiederverheiratete Geschiedene in Ausnahmefällen zur Kommunion zugelassen werden können. Das päpstliche Schreiben "Amoris laetitia" zu Ehe und Familie von April 2016 hatte eine Debatte über den Umgang mit Katholiken ausgelöst, die nach einer Scheidung auf dem Standesamt erneut geheiratet haben. Nachdem Franziskus auf ihr Schreiben nicht geantwortet hatte, machten die Kardinäle den Vorgang öffentlich. Dies wurde von einigen als illoyal kritisiert, von anderen als legitime Anfrage begrüßt.
Der Präfekt der Glaubenskongregation sagte weiter, die kirchliche Lehre über die Ehe werde durch das päpstliche Schreiben "Amoris laetitia" nicht verändert. Franziskus fordere eine Unterscheidung der einzelnen Fälle. Er selbst sehe keinen Widerspruch zwischen der Klarheit der Lehre und der Verpflichtung der Kirche, sich um Menschen in Schwierigkeiten zu sorgen, sagte Müller.
Franziskus hatte in einer Fußnote von "Amoris laetitia" geschrieben, dass wiederverheiratete Geschiedene in bestimmten Fällen auch die Sakramente erhalten könnten; eine Erläuterung dazu gab er nicht.
Papst Franziskus will mehr Barmherzigkeit in der Anwendung der kirchlichen Morallehre zulassen. Grundsätzlich hält er aber an den geltenden Normen zu Ehe und Familie fest. Priester und Bischöfe dürften moralische Gesetze nicht anwenden, "als seien es Felsblöcke, die man auf das Leben von Menschen wirft", heißt es in seinem Schreiben über Ehe und Familie, das am 08.04.16 vorgestellt wurde.
In seinem Schreiben fasst Papst Franziskus die kontrovers geführten Diskussionen der beiden Bischofssynoden zu Ehe und Familie zusammen, die in den vergangenen zwei Jahren im Vatikan getagt hatten. Da diese nur beratenden Charakter haben, zieht der Papst seine eigenen Schlussfolgerungen.
Der Papst schreibt, oft sei Barmherzigkeit für Menschen, die in Widerspruch zur katholischen Lehre lebten, in der Kirche an zu viele Bedingungen geknüpft. Das sei "die übelste Weise, das Evangelium zu verflüssigen", so Franziskus in dem Dokument mit dem Titel "Amoris laetitia" (Freude der Liebe).
Grundsätzlich fordert der Papst von der katholischen Kirche mehr Respekt vor der Gewissensentscheidung des Einzelnen. Die Kirche müsse "klar ihre objektive Lehre zum Ausdruck" bringen, dürfe jedoch zugleich nicht "auf das mögliche Gute" verzichten; dies gelte auch, "wenn sie Gefahr läuft, sich mit dem Schlamm der Straße zu beschmutzen". (kna/epd)