Santos und Uribe treffen sich im Vatikan mit Franziskus

Kolumbien hofft auf den Papst

Für eine Öffnung Kubas hat sich Papst Franziskus bereits eingesetzt. Nun hat er zum Gespräch über den Friedensprozess in Kolumbien geladen: An diesem Freitag werden Präsident Santos und sein Vorgänger Uribe im Vatikan erwartet.

Autor/in:
Tobias Käufer
Kolumbien schaut Richtung Vatikan / © Christopher Jelen (Erzbistum Köln)
Kolumbien schaut Richtung Vatikan / © Christopher Jelen ( Erzbistum Köln )

In diesen Stunden wird in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota kräftig spekuliert. Gelingt Papst Franziskus ein ganz besonderer Vermittlungscoup? Das argentinische Kirchenoberhaupt wird am Freitag im Vatikan nicht nur mit Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos zusammentreffen, sondern völlig überraschend auch mit Ex-Präsident Alvaro Uribe. Der kolumbianische Präsidentenpalast bestätigte gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstagabend (Ortszeit) entsprechende Pressemeldungen.

Vatikan lädt auch Uribe ein

Wenige Minuten nach den ersten Meldungen über diese Entwicklung brachte Innenminister Juan Fernando Cristo Klarheit in die aus innenpolitischer Sicht spektakuläre Wende. Der Vatikan habe dieses Treffen vorgeschlagen und beide hätten akzeptiert, sagte Cristo. "Als Regierung begrüßen wir dieses Treffen. Hoffentlich bringt es positive Ergebnisse für das Land", sagte Cristo der Tageszeitung "El Tiempo".

Uribe, der als scharfer Kritiker des Friedensvertrages mit der FARC-Guerilla gilt, hatte zuvor erklärt, er habe überraschend einen Anruf von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin erhalten. Dieser habe ihn gebeten, umgehend nach Rom zu reisen. Daraufhin habe er zugesichert, "alles zu versuchen", um es rechtzeitig schaffen. Eine Anreise sei allerdings ein Wettlauf gegen die Zeit, da es schwierig sei, wegen der weiten Entfernung bis Freitagmorgen einzutreffen.

Einen Direktflug von Bogota nach Rom gibt es nicht. Hinter den Kulissen wird offenbar daran gearbeitet, Uribe trotzdem irgendwie rechtzeitig in den Vatikan zu bekommen. Sollte es nicht klappen, würde dies nicht aus fehlenden Willen passieren, sondern schlicht wegen der knappen Zeit, betonte Uribe im Parlament. Er bat die Abgeordneten um Verständnis, dass er am Freitag fehlen werde.

Versöhnung der ehemaligen Mitstreiter?

Kolumbianische Medien spekulieren über ein mögliche Versöhnung der ehemaligen Mitstreiter, aus denen im Streit über den Friedensvertrag mit der FARC inzwischen harte politische Rivalen geworden sind. Über die genauen Details des Treffens wird es wohl erst am Freitagmorgen in Rom nähere Informationen geben.

Unklar ist bislang, ob es zu separaten Treffen kommen wird oder einem Dreier-Gipfel mit Franziskus als Gastgeber. Alvaro Uribe, der von 2002 bis 2010 kolumbianischer Präsident war, setzte während seiner Amtszeit auf militärische Stärke gegen die FARC, die Santos als damaliger Verteidigungsminister umsetzte. Nach seiner Wahl zum Präsidenten entschied sich Santos für die Aufnahme von Friedensgesprächen mit der FARC, die nach mehreren Jahren in einen Friedensvertrag mündeten. Uribe kritisierte die Politik seines einstigen Mitstreiters scharf: Er warf ihm vor, durch seine Zugeständnisse das Land einem "Castro-Chavismus" der FARC auszuliefern.

Santos befindet sich nach der Verleihung des Friedensnobelpreises, den er für seine Bemühungen zur Beendigung des Konfliktes erhielt, auf Europareise. Seine Regierung und die FARC-Guerilla hatten sich jüngst nach einer Niederlage bei einer Volksabstimmung auf ein neues, überarbeitetes Friedensabkommen verständigt, das inzwischen vom Parlament ratifiziert wurde.

Die rechtskonservative Opposition um Ex-Präsident Uribe hat dem Vertrag bislang die Zustimmung verweigert. Der jahrzehntelange Konflikt zwischen Staat und FARC hat rund 300.000 Menschenleben gekostet und mehr als sieben Millionen Betroffene zu Binnenflüchtlingen gemacht.


Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos (r.) und Alvaro Uribe Velez / © Presidency Of Colombia / Handout (dpa)
Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos (r.) und Alvaro Uribe Velez / © Presidency Of Colombia / Handout ( dpa )
Quelle:
KNA